Zum Schutz vor hungrigen Schlangen verstümmelt sich eine japanische Schneckenart selbst. Sie wirf ihren Fuss ab, mit dem sie sich fortbewegt. Auf den Ryukyu-Inseln zeige mindestens jede zehnte Schnecke Spuren der Selbstamputation.
Das nachgewachsene Körperteil sei blasser als der ursprüngliche Fuss und habe auch nicht mehr die typische Rille, berichtet Masaki Hoso vom niederländischen Naturalis Biodiversity Center in den «Proceedings» der britischen Royal Society.60 Prozent haben überlebt
Solch eine Selbstverstümmelung wird Autotomie genannt und ist bislang zum Beispiel von Eidechsen bekannt: Diese brechen bei Gefahr ihren Schwanz ab und fliehen.
Der Biologe Hoso beobachtete, was aus Schnecken der Art Satsuma caliginosa wurde, nachdem sie von schneckenfressenden Schlangen (Pareas iwasakii) angegriffen worden waren. Etwa 60 Prozent der Schnecken hätten den Angriff einige Wochen lang überlebt: Nicht ganz die Hälfte von ihnen verdanke dies der eigenen Fussamputation, schreibt der Biologe. Die anderen Schnecken hätten leicht verletzt fliehen können.
Altersgerechte Verteidigungsstrategie
«Innerhalb des Verbreitungsgebiets der Schlangen wurden bei mehr als zehn Prozent der Schnecken Zeichen der Autotomie gefunden; ausserhalb dieses Gebiets war nicht einmal ein Prozent betroffen.» Die Autotomie sei also hocheffizient, um Angriffe von Schlangen zu überleben. Dies gilt zumindest, wenn die Schnecken noch nicht ausgewachsen sind, wie ergänzende Labor-Experimente ergaben.
Im Labor hätten die Schnecken sich seltener selbst verstümmelt. Vielmehr hätten sie sich mit den Zähnchen im Inneren ihres Schalenapparates verteidigt, die die Schalenöffnung schliesst. Diese Zähnchen können sich jedoch erst entwickeln, wenn die Schnecke ausgewachsen ist. Deswegen schlussfolgert Masaki Hoso: Die Schnecken würden im Laufe ihres Lebens ihre Verteidigungsstrategie ändern.
Nachwachsen von Körperteilen aufwändig
Ausserdem zeigte sich: Der abgeworfene Fuss kann zwar innerhalb eines Monats vollständig nachwachsen, das Schneckenhaus wachse daraufhin aber signifikant langsamer als normalerweise. Das Nachwachsen von Körperteilen ist dem Forscher zufolge eben aufwändig.
Auch bei anderen Schnecken kommt die Selbstamputation vor. Es handelt sich aber gemäss Hoso um den ersten Nachweis für eine Landschneckenart mit Schneckenhaus.