Wenn nur eine Hummelart von zehn aus einer Wiese entfernt wird, produzieren die Pflanzen ein Drittel weniger Samen. Der Grund: Die übrigen Hummeln werden ihren Nektarpflanzen untreu, haben Forschende vom Rocky Mountain Biological Laboratory im US-Bundesstaat Colorado festgestellt.
Die meisten Bestäuber bleiben einer Blumenart für eine gewisse Zeit treu. Diese temporäre Spezialisierung ist für die Pflanzen entscheidend, da sie nur von Pollen der eigenen Art befruchtet werden können. Berry Brosi und Heather Briggs vermuteten nun, dass diese Nahrungspräferenz durch die Konkurrenz mit anderen Tieren beeinflusst werden könnte, schrieb der Onlinedienst Wissenschaft.de am Dienstag.
Gemischtere Pollen
Sie markierten auf 20 Versuchswiesen insgesamt 736 einzelne Hummeln und beobachteten, wie gross ihre Treue zu Rittersporn-Pflanzen war. Dann fingen sie mit Netzen alle Vertreter der jeweils häufigsten Hummelart der Versuchsfläche ein. Eine Stunde später untersuchten sie das Sammelverhalten der neun verbliebenen Hummelarten.
Tatsächlich waren diese nach Wegfallen der Konkurrenz dem Rittersporn weniger treu und trugen folglich Pollen von mehr Pflanzenarten mit sich. Die Folge: Die Rittersporne produzierten ein Drittel weniger Samen als auf den nicht manipulierten Flächen.
Auswirkungen auf Bienensterben unterschätzt
Das zeige, dass sich bereits der Verlust einer einzigen Bestäuberart negativ auf den Pflanzenbestand auswirken könne - und dass die Auswirkungen des Bienensterbens womöglich bislang stark unterschätzt wurden. «Diese Ergebnis zeigt auch, warum Artenvielfalt so wichtig für Schutz von Ökosystemen ist», betonte Brosi.
Bisher gingen Forscher davon aus, dass Ökosysteme den Verlust einer Bestäuberart kompensieren können - Modellrechnungen deuteten darauf hin, dass andere Arten ihre Aufgaben übernehmen, schreiben die Forschenden. Doch diese Modelle berücksichtigten nicht, dass sich die Bestäuberarten auch gegenseitig beeinflussen, warnen Brosi und Briggs.