Naturschützer planen, im Solothurner Naturpark Thal den Wisent wieder auszuwildern. Von dieser Projektidee sind nicht alle begeistert.
Bis ins späte Mittelalter haben Wisente die Wälder der Nordwestschweiz belebt. Das Ur-Rind gilt als das grösste und schwerste Landsäugetier Europas. Nun wollen Naturschützer Wisente in einem 100 Hektaren grossen Auswilderungsgehege im solothurnischen Jura wieder ansiedeln. Eine Herde von 20 Tieren soll im Naturpark Thal wieder heimisch werden. Wenn alles klappt, beginnt die 10-jährige Testphase bereits im nächsten Jahr, wie srf online berichtete.
Die Zeichen stehen gut. «Erstens gibt es eine Waldbesitzerin die mitmacht. Zweitens einen Bauern, welcher seinen Hof ins Zentrum des Geschehens stellen will. Und drittens eine Gemeinde, die uns wohlgesinnt ist» sagt Darius Weber, Biologe und Kopf der «Gruppe Wisent» im Thal. Die Waldbesitzerin ist die Bürgergemeinde Solothurn, welche kürzlich entschieden hat, die 100 Hektaren Wald an der Jura Nordflanke für das geplante Auswilderungsgehege für Wisente zur Verfügung zu stellen.
Als Wisent-Ranger wurde Biobauer Benjamin Brunner bestimmt. Gegenüber srf sagte Brunner, dass es ihm am Anfang schon etwas schräg vorkam, als er vom geplanten Projekt hörte. Danach habe er sich aber eingelesen. «Die ganze Geschichte, wie die Wisente bis ins Spätmittelalter die Wälder der Nordwestschweiz bevölkert haben, oder die Tatsache, dass dies ja keine Raubtiere, sondern friedliche und scheue Wiederkäuer sind – all dies begann mich zu faszinieren.»
Das Wisent-Projekt weckt allerdings im Thal auch Ängste. Vor allem die Bauern sind skeptisch. Weil ein Wisent immerhin fast eine Tonne auf die Waage bringt, sei ein Zaun kein Hindernis. Sie würden in die Kulturen der Bauern einbrechen und diese beschädigen, befürchten die Landwirte. Aber noch ziehen keine Ur-Rinder durch die Wälder im Thal. Bevor der Wisent im Naturpark heimisch werden kann, müssen Kanton und Bund das Projekt noch bewilligen.