Konflikt ist besser als Harmonie: Gruppen - zum Beispiel von Erdmännchen - fällen bessere Entscheidungen, wenn sie unterschiedliche Interessen verfolgen. Dies berichtet ein deutsch-britisches Forscherteam in der US-Zeitschrift «The American Naturalist».
Die Forscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin und der London School of Economics haben ein Entscheidungsmodell entwickelt. Damit werteten sie theoretische Daten von Tieren aus, die wie Erdmännchen in sozialen Gruppenverbänden leben.
Demnach machen Individuen in einer Gruppe mit unterschiedlichen Interessen weniger häufig die gleichen Fehler, berichten die Forscher in einer Mitteilung des MPIB. Da sich in einer kollektiven Entscheidung unterschiedliche - aber nicht gleiche - Fehler gegenseitig ausgleichen, entscheiden die zankenden Tiere akkurater.
So wählten Gruppen mit unterschiedlichen Interessen auf der Nahrungssuche zuverlässiger die reichhaltigeren Futterplätze aus als Gruppen mit vollkommen übereinstimmenden Interessen. Wichtig sei nur, dass alle Tiere ein gemeinsames Hauptziel wie die Futtersuche oder den Schutz vor Angreifern verfolgen.
Laut den Forschern könnte dies durchaus auch für menschliche Gruppenentscheidungen anwendbar sein. «Dies wäre ein Argument dafür, verschiedene Interessengruppen und Minderheiten nicht von gemeinsamen Entscheidungen auszuschliessen», sagte Studienleiterin Larissa Conradt vom MPIB, eine Expertin für das Gruppenverhalten von Tieren.