Der 1993 von Farnern BE nach Alberta ausgewanderte Adrian Häni wird von Jersey Canada ausgezeichnet. Die Züchterfamilie will ab kommenden Herbst die Milch selber verarbeiten, um die Wertschöpfung zu erhöhen.
«Es war eine riesige Überraschung und Freude, dass es uns gelungen ist, die Auszeichnung «Jersey Master Breeder Canada 2020» zu gewinnen. Unsere Familien in Kanada und in der Schweiz und mit uns die vielen Schweizer, die uns privat oder auf Leserreisen des «Schweizer Bauer» besucht haben und kennen, freuen sich über diese Ehrung und Anerkennung», schreibt Adrian Häni.
Verkaufen 90 Zuchtkühe jährlich
Er ist 1993 zusammen mit seiner Frau Vreni und den Schwiegereltern Marie-Louise und Kurt Hänni nach Alberta ausgewandert und hat in Didsbury, 45 Autominuten nördlich von Calgary in Alberta, eine Jersey-Herde übernommen und sich mit seiner Familie voll der kanadischen Jersey-Zucht verschrieben und sich in Kanada für die Rasse engagiert und viele Auszeichnungen erhalten. In 27 Jahren wurden sehr viele Tiere (Mexiko) und Embryonen (auch in die Schweiz) exportiert.
Auf dem 850-Acres-Betrieb mit viel Ackerbau (Gerste, Hafer, Weizen, Raps) und intensivem Futterbau für eine lange Winterzeit und dem grossen Viehbestand mit viel Nachzucht arbeiten inzwischen alle vier Söhne mit. Hänis melken zwischen 100 und 150 Kühe. Jedes Jahr werden rund 90 Zuchtkühe verkauft, die Nachzucht ist dank dem Einsatz von gesexten Sperma sehr gross und die Nachfrage nach typvollen Jersey-Zuchtieren mit hohem Fettgehalt wegen den international steigenden Butterpreisen stets hoch.
Bester wird Master Breeder
Hänis wollen übrigens diesen Herbst ihre wertvolle Jersey-Milch erstmals selber auf dem Hof verarbeiten und unter einem eigenem Label vermarkten, um die Wertschöpfung weiter zu erhöhen. Die technischen und marktwirtschaftlichen Abklärungen haben die Söhne gemacht und dazu einen Businessplan entwickelt, der vielversprechend ist.
Den Titel Master Breeder verleiht Jersey Canada nur einem einzigen Züchter pro Jahr. «Der Titel Master Breeder basiert auf einem Punktesystem für Leistung, lineare Einstufung und Nachzucht einer Kuh. Das Tier muss die Anforderungen in beiden Kriterien Leistung und Einstufung erfüllen, sonst erhält es keine Punkte», erklärt Adrian Häni. Und es zählen die gesamten letzten 18 Jahre. Dabei spielten Show-Erfolge keine Rolle. Es gebe auch keine Kategorien nach Herdengrössen, was es für grosse Herden noch schwieriger mache zu gewinnen.
8200 Kilo Milch mit 5,9% Fett
«Im Moment melken wir 110 bis 115 Jerseys mit zwei VMS Robots. Mit den galten Tieren sind es etwa 155 Kühe. Die durchschnittliche Milchleistung ist aktuell bei 8200 Kilo Milch mit 5,9% Fett. Zurzeit haben wir 71 EX- und 67-VG Kühe im Stall», berichtet Adrian Häni.
Stets habe er (auch mit Genomics seit 2009) vor allem Stiere eingesetzt, die eine sehr starke Mutterlinie hätten. «Wir haben tendenziell mehr Stiere gebraucht, die stark in Typ und Fett sind. Dies auch, wenn manchmal die Milchleistungsvererbung dieser Stiere nicht so hoch war. Wichtig wie überall auf der Welt ist gutes Management und eine gute Fütterung auf hohen Grundfutterleistungen (bestes Heu mit hohem Energie- und Proteingehalt)», erklärt der Betriebsleiter.
Nur noch wenig Embryotransfer
«Sehr zufrieden sind wir mit Kühen aus Guimo Joel und Guimo Joyride, River Valley Victorious und zwei Stieren aus eigener Nachzucht. Dank gesextem Sperma machen wir eigentlich nur noch wenig Embryotransfer, haben aber immer einige Embryos aus unseren Lone-Pine-Jerseys zu verkaufen», meint Adrian Häni, nicht zuletzt auch an die Adresse der «Schweizer Bauer»-Leserschaft.
Denn er weiss, dass auch in der Schweiz immer mehr Käsereien und Molkereien Jersey-Milch wegen dem hohen Fettgehalt, der etwas gelblicheren Farbe und wegen A2 A2 mit dem Rasse-Label auszeichnen und separat verwerten.
145 EX-Kühe
«In den letzten 3 Jahren hatten wir das Glück, über 90 Kühe pro Jahr an andere Züchter zu verkaufen. Dies war nur dank dem Gebrauch von gesextem Sperma möglich. Wegen der immer fettlastigeren Gehaltsbezahlung sind Jersey-Kühe momentan vor allem in den westkanadischen Provinzen (Western Canada) sehr gesucht wie auch in den Vereinigten Staaten. So haben wir zum Beispiel die Kuh Lone Pine Joel Jug of Juice nach Kalifornien verkauft, wo sie dieses Jahr den All-American-Titel der Vierjährigen geholt hat», schreibt Häni.
Und zu Recht stolz über den Titel Jersey Master Breeder Canada 2020 nach 18 Jahren Zuchtarbeit berichtet er weiter: «Wir hatten in den letzten 18 Jahren das Glück, 145 EX-Kühe zu züchten und hatten in dieser Zeit zudem 26 Kategoriensiegerinnen (Class Leaders) nach Milch- oder Fettproduktion in Kanada.»
Eigene Milchverarbeitung
«Da alle vier unserer Buben interessiert sind, auf der Farm involviert zu sein, haben wir uns entschlossen, mit der eigenen Milchverarbeitung anzufangen. Nachdem die baulichen Voraussetzungen geschaffen und alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllt sind, hoffen wir noch diesen Herbst zu starten. Diese neue Herausforderung erfüllt uns mit viel Freude, aber auch mit einem gewissen Respekt. Aber es ist für uns ein Weg, der nächsten Generation eine Zukunft in der Landwirtschaft zu sichern», erklärt Adrian Häni.
Die gastfreundlichen Familien Häni und Hänni hoffen, spätestens im Jahr 2022, wenn Corona Geschichte sein sollte, wieder möglichst vielen Schweizer Besuchern den Betrieb in Didsbury und die Jersey-Zucht mit dann neu eigener Milchverarbeitung zeigen zu dürfen.
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