Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL haben erstmals die Wasserverfügbarkeit für Bäume in Schweizer Waldböden berechnet. Mit ihrem Modell lässt sich auch aufzeigen, wie gravierend vergangene und aktuelle Trockenheiten für den Wald sind.
Ein Forschungsteam der Eidgenössichen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft hat eine neue Studie veröffentlicht. Das Team berechnete erstmals, wie viel Wasser Bäumen in Schweizer Waldböden zur Verfügung steht. Ausgangspunkt waren die Ereignisse des trockenen Sommers 2018, als sich das Laub zahlreicher Bäume vorzeitig verfärbte oder abfiel, wie die WSL am Donnerstag mitteilte.
44 Bodenfeuchte-Messstationen
Die Forschenden entwickelten ein Modell, mit dem sich abschätzen lässt, wie gravierend Trockenheiten, etwa jene in den Jahren 2015 und 2018, für den Wald sind. Sie berücksichtigten dabei Daten von 44 Bodenfeuchte-Messstationen im ganzen Land.
Das Modell könne zeigen, wie sich die Bodenwasserspeicher abhängig vom Wetter und dem Verbrauch durch Pflanzen füllten und leerten, liess sich Katrin Meusburger, Hydrologin an der WSL, im Communiqué zitieren. Die Forscherin ist Erstautorin eines Artikels zum Thema im Fachmagazin «Global Change Biology».
Stellt man sich die maximale Wasserspeicherfähigkeit der Wälder bis in zwei Meter Tiefe als einen Eimer vor, dann fasst der ganze Eimer etwa das Wasservolumen des Walensees. Die Mengen sind aber schweizweit sehr ungleich verteilt. Sie variieren um den Faktor zehn zwischen den Standorten mit kleinster Wasserverfügbarkeit und jenen mit der höchsten. Einen Einfluss hat auch die Wurzeltiefe der Pflanzen. Dieser Faktor floss dank neuer Messdaten der WSL in das Rechenmodell ein.
Bäume stellen bei Trockenheit um
Ein Ziel der Studie war es, den Wasserverbrauch der Bäume in den Trockensommern 2015 und 2018 abzuschätzen. «Der Wald ist kein Wasserdieb», wurde in der Mitteilung eines der Ergebnisse der Untersuchungen beschrieben. Anders, als man vermuten könnte, habe die Verdunstung im Wald in den Sommern 2015 und 2018 die niedrigen Wasserstände nicht verschlimmert.
Vielmehr hätten die Bäume ihre Verdunstung drastisch zurückgefahren, um 23 respektive 28 Prozent. Bäume schlössen bei Trockenheit die Poren in den Blättern und Nadeln. Unter dem Strich ging gemäss den Erkenntnissen der WSL in den Trockensommern damit nicht mehr Wasser durch die Transpiration von Waldbäumen verloren als in anderen Jahren.
2018 war schlimmer als 2015
Aufgrund des Umstellens auf Sparflamme wachsen die Bäume allerdings weniger. Denn durch die Poren verlieren sie nicht nur Wasser, sondern nehmen auch CO2 für die Fotosynthese auf.
Mit dem neuen Modell lässt sich auch das Ausmass dieses Effekts beziffern. «Aus Pflanzensicht war die Trockenheit 2018 schlimmer als jene von 2015», erklärte Meusburger. Grund sei, dass die wasserarme Zeit im Jahr 2018 von Juli bis Oktober angedauert habe. Dagegen seien drei Jahre zuvor nur der Juli und der August kritisch gewesen.
Meusburger möchte laut Mitteilung das Modell weiterentwickeln. Dies mit dem Ziel, Fachleute frühzeitig warnen zu können – noch bevor die Folgen der Trockenheit an einem bestimmten Ort an den Bäumen sichtbar werden.
