Bauernhof verwandelt sich zum Naturerlebnishof

Die Hofumgebung zu vermarkten, erscheint unspektakulär. Doch die Familie Kunz erschliesst sich so neue Einnahmequellen.

Reto Blunier |

Die Hofumgebung zu vermarkten, erscheint unspektakulär. Doch die Familie Kunz erschliesst sich so neue Einnahmequellen.

Trubschachen BE liegt im Herzen des Emmentals. Die sanften Hügel und die malerischen Landschaftsbilder sind ein wohltuender Gegensatz zum hektischen Treiben in den urbanen Räumen. Ein schmales Strässchen windet sich von Trubschachen hoch zum Hof Heidbühl der Familie Kunz auf 950 Meter über Meer.

Diese nutzt die faszinierende Landschaft für ihre Geschäftsidee. Kinder besuchen auf dem Hof Workshops, und Exkursionen vertiefen so den Bezug zu Natur und Landwirtschaft.

Anstoss von Externen

«Wir nutzen die unberührte Landschaft und unsere Umgebung als Kulisse. Sie ist unser Hauptdrehort», hebt Armin Kunz hervor. Die 5,7 Hektaren reichen nicht aus, um den Hof als Vollerwerbsbetrieb zu führen. Armin Kunz, welcher den Betrieb in der fünften Generation führt, züchtet Simmentaler-Code-60-Tiere. Einkommen wird aus der Kälbermast generiert, welches aber unregelmässig ist.

Ackerbau und Kunstfutterbau sind nicht möglich, als Futter dienen nebst den Weiden Dürrfutter und  Grassilo. Im Winter ist Armin Kunz zusätzlich mit seinen drei Hektaren Wald beschäftigt. Um zusätzliches Einkommen zu generieren, gehen beide einer externen Beschäftigung nach. Er arbeitet zu 50 Prozent im technischen Dienst eines Altersheims, sie zu 30 Prozent in ihrem erlernten Beruf als Hauspflegerin.

Die Abhängigkeit von der Politik und die sinkenden Einnahmen aus dem Landwirtschaftsbetrieb bereiteten den beiden Sorgen. Denn Gebäude, Wald und Land mussten weiter betrieben und unterhalten werden. So suchte das Paar nach neuen Einnahmequellen. Den Grundstein zur neuen Geschäftsidee legte der Kindergarten Trubschachen.

Zurück zur Natur entspricht grossem Bedürfnis

Im Frühling 2009 suchten die Kinder nach Ostereiern im Hühnerstall. Die Kindergärtnerin ermunterte die Familie Kunz, ein Kinderangebot im Ferienpass anzubieten. Im Herbst 2009 setzten sie die Idee um. Die Ufergestaltung eines Waldbiotops boten sie im Ferienpass an. Der Erfolg war überwältigend, sie wurden mit Anmeldungen überhäuft. «Die Erwachsenen waren begeistert, dass ihre Kinder schmutzig werden, sich aber mit der Natur beschäftigen», hebt die Familie Kunz hervor.

Ab diesem Moment wurde ihnen bewusst, welches Potenzial in ihrem Hof steckt. Das Ehepaar besuchte den Kurs «Willkommen auf dem Bauernhof». «Zurück zur Natur entspricht einem grossen Bedürfnis. Für die Landwirtschaft bietet sich eine grosse Chance, denn Kinder sind die Konsumenten von morgen», stellt der ausgebildete Landwirt klar.

Im Herbst 2010 startete das Projekt «Naturerlebnis Heidbühl». Für Kinder unterschiedlichen Alters werden themenbezogene Workshops und Exkursionen angeboten. Die Workshops werden nachmittagsweise (während einer Woche) mit maximal 15 Kindern durchgeführt. Die Kinder kommen unter anderem aus Burgdorf, Belp oder Konolfingen. Ausgeschrieben werden die Workshops in den «Ferienpässen». Aber weshalb finden sich keine Kinder aus der Stadt Bern ein? «Es ist momentan noch ein Kapazitätsproblem», hält Armin Kunz fest.

«Sind keine Idealisten»

Das Bauen von Vogelnist- und Fledermauskästen, Wildbienenhotels und Igelunterschlüpfen mit den Ferienpasskindern sowie die diversen Exkursionen in die Natur werden zu einem weiteren Standbein des Betriebs. Ornithologie und handwerkliches Arbeiten sind seit der Kindheit eine grosse Passion von Kunz. Das Wissen über Tiere wie die Fledermaus eignete er sich durch Fachliteratur an.

«Das Verbinden von Ökologie und Ökonomie muss doch möglich sein. Verschiedene Flächen des Hofs sind ökologisch vernetzt. Wir sind kein Biohof und auch keine Idealisten. Unser Projekt muss wirtschaftlich sein. Wir haben das anhand einer Vollkostenrechnung durchgerechnet», betont Armin Kunz. Das Projekt wird weder von Bund noch Kanton mit Direktzahlungen unterstützt.

«Wir vermarkten unsere Betriebsverhältnisse. Das erscheint unspektakulär und einfach, doch dies entspricht dem heutigen Zeitgeist», fasst Veronika Kunz ihr Angebot zusammen. «Wir sind mit Leib und Seele bei diesem Projekt engagiert, denn Authentizität ist äusserst wichtig», fährt sie fort.

Wissen weitergeben

Für das Projekt lagen die Anfangsinvestitionen praktisch bei null Franken, dies erlaubt es auch, das Projekt jederzeit abzubrechen. Die Bastel-Bausätze stellt er aus Holzresten einer lokalen Sägerei her. Umgebaut hat er auf diesen Sommer hin den Schopf, um den Kindern komfortablere Arbeitsplätze anbieten zu können. Dank den Exkursionen werden auch Erwachsene zur Zielgruppe. «So können wir die Eltern für die Natur und die Landwirtschaft sensibilisieren», führt er aus. 

2011 nutzten insgesamt 280 Personen die Angebote, 2012 kamen in drei Wochen 300 Personen auf den Hof. Davon buchen 90 Prozent die Workshops. 2011 beliefen sich die Einnahmen auf rund 12’000 Franken. «Unser Ziel ist es, den Hof zu einem Naturerlebnishof umzugestalten, welcher unser Haupteinkommen generiert.

Aber momentan nur auf diese Karte zu setzen, wäre illusorisch», dämpft Kunz zu hohe Erwartungen. Ein weiteres Ziel schwebt ihm vor: «Ich könnte mein Wissen an IP-Ringe weitergeben, indem ich Workshops über Strukturelemente anbiete.»

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