In diesem Jahr scheint sich bei den Weihnachtseinkäufen eine gewisse Zurückhaltung zu zeigen. Beim Onlinehändler Brack häufen sich derzeit Bestellungen unter 50 Franken. «Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass wir die Lieferkosten für Bestellungen unter diesem Warenwert gesenkt haben», gab ein Sprecher auf Anfrage zu bedenken.
Auffällig ist aber auch die steigende Nachfrage nach Bastel- und Backutensilien, die satte Zuwächse von rund 20 respektive 30 Prozent verzeichnen. «Das könnte ein Hinweis sein, dass unsere Kundinnen und Kunden in der Weihnachtszeit wieder vermehrt selbst basteln und backen», sagt der Brack-Sprecher.
Sparsam im Alltag, grosszügig bei Geschenken
Gestiegene Preise für Alltagsgüter, Krankenkassenprämien und Mieten machen derzeit vielen zu schaffen, wie eine Umfrage der Swiss Retail Federation und dem Beratungsunternehmen EY zeigt. 42 Prozent der befragten Personen nehmen sehr starke oder starke Auswirkungen auf die eigene finanzielle Situation wahr.
Knausrig zeigt man sich bei den Weihnachtsgeschenken trotzdem nicht. Im Durchschnitt wollen Schweizerinnen und Schweizer laut der Studie 341 Franken dafür ausgegeben – 21 Prozent mehr als im Vorjahr und fast so viel wie im Rekordjahr 2022.
Stabile Umsätze im Detailhandel
Die grossen Detailhändler berichten denn auch von einem bewussteren, aber weiterhin kaufbereiten Publikum. «Wir beobachten mitunter einen stärkeren Fokus auf gute Angebote. Gleichzeitig bleibt die Bedeutung von Weihnachtsgeschenken und hochwertigen Produkten unverändert hoch», sagt eine Coop-Sprecherin.
Insgesamt fällt die Zwischenbilanz positiv aus. Die Verkäufe verlaufen laut mehreren Anbietern erfreulich. «Das Weihnachtsgeschäft ist bei uns jeweils die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders», heisst es etwa bei Digitec Galaxus. Die Suchanfragen zeigten, dass iPhones, Airfryer und Lego-Sets dieses Jahr unter den Christbaum gelegt würden. Gut verkauft würden zudem Parfums, Kinderbücher oder Kopfhörer.
Bei den Lebensmitteln bleibt die Nachfrage wenig überraschend stark traditionell geprägt. Besonders gefragt sind bei Migros und Coop etwa Zutaten für klassische Festtagsgerichte wie Fondue Chinoise, Raclette oder Südfrüchte. «Ein erkennbarer Trend zeigt sich einzig im Schaumweinsegment, wo alkoholfreie Varianten an Bedeutung gewinnen», so die Coop-Sprecherin.
Einkaufsbummel erlebt Comeback
Auch das klassische vorweihnachtliche «Lädelen» gewinnt wieder an Attraktivität. Nachdem das Einkaufen in Städten oder Shopping-Centern zwischen 2019 und 2023 an Bedeutung verloren hatte, steigt die Wertschätzung nun zum zweiten Mal in Folge, wie die Studie der Swiss Retail Federation und EY zeigt.
Im Shoppingcenter Sihlcity etwa liegen die Besucherzahlen denn auch leicht über dem Vorjahr. «Das stimmt uns zuversichtlich für ein umsatzstarkes Weihnachtsgeschäft», sagt ein Sprecher. Entsprechend rechne man mit einem positiven Jahresabschluss. Um sich gegenüber dem Onlinehandel zu behaupten, setzt das Sihlcity verstärkt auf das Erlebnis, die «stimmungsvolle Inszenierung der Weihnachtswelt».
Schlussspurt entscheidend
Trotz der positiven Signale sei es für eine abschliessende Beurteilung noch zu früh, betonen die Händler. Die wichtigste Woche des Weihnachtsgeschäfts laufe noch, heisst es etwa bei Orell Füssli. «Die Tage nach Weihnachten – bis zum 31. Dezember – die bei uns zum Weihnachtgeschäft zählen – werden von zusätzlicher Bedeutung sein», sagt eine Sprecherin.
