Jetstream für Wetterextreme verantwortlich

Verschiebungen des Jetstreams spielen für Wetterextreme in Europa eine Schlüsselrolle. In den letzten 600 Jahren fielen Dürren und Überschwemmungen in Mitteleuropa jeweils mit Verschiebungen des atlantisch-europäischen Jetstreams zusammen, wie Forschende der Universität Bern in einer neuen Studie zeigten.

sda |

Jetstreams sind starke Winde in einer Höhe von rund 10 Kilometern, die Geschwindigkeiten bis zu 500 Stundenkilometern erreichen können. Für das Wetter in Europa ist vor allem der Polarfrontjet wichtig, ein starker Westwind in der gemässigten Zone über dem Nordatlantik und Westeuropa.

Er kann Feuchtigkeit und Wettersysteme, die Überschwemmungen nach sich ziehen können, vom Atlantik nach Europa lenken. Umgekehrt können Verlagerungen dieses atlantisch-europäischen Jestreams in Mitteleuropa zu Trockenheit führen.

600 Jahre analysiert

Der fortschreitende Klimawandel könnte Eigenschaften des Jets verändern und damit das Auftreten von Wetterextremen beeinflussen, schrieb die Universität Bern am Donnerstag in einer Mitteilung zur Studie. Bisher sei aber nicht bekannt gewesen, wie stark der Jetstream eigentlich schwanke und wie eng die Verknüpfung mit Wetterextremen sei.

Um dies zu untersuchen, haben die Forschenden der Universität Bern fünf Jahre lang Daten für die Zeit zwischen 1421 und 2023 zusammengetragen, digitalisiert und ausgewertet. Die Daten stammen aus alten Messreihen, aus historischen Dokumenten zum Gefrierdatum von Flüssen und aus Klimaarchiven wie Baumjahrringen und Eisbohtkernen.

Natürliche Schwankungen

Dabei zeigte sich, dass Verschiebungen jeweils weitreichende Auswirkungen hatten, wie aus der in der Fachzeitschtift «Nature Geoscience» veröffentlichten Studie hervorgeht. Wenn sich der Jetstream in den Süden verschob, gab es in Mitteleuropa Überschwemmungen. Verlagerte er sich nach Norden, kam es zu Dürren.

Die wichtigsten Resultate der Studie betreffen die Ursachen für diese Veränderungen: Zwar haben Faktoren wie Vulkanausbrüche oder das El Niño-Phänomen einen Einfluss, aber er ist gering. Die Verschiebungen von Stärke, geographischer Breite und Neigung des Jetstreams geschehen vor allem zufällig – als Folge natürlicher Schwankungen der atmosphärischen Zirkulation.

Klimawandel hat noch keinen Einfluss

Der Klimawandel zeigt sich in den Veränderungen des Jetstreams bisher noch nicht. «Obwohl die Schwankungen in neuster Zeit ausgeprägt sind, liegen sie innerhalb der Bandbreite der Veränderungen, die wir für die letzten 600 Jahre rekonstruiert haben», wurde Studienerstautor Stefan Brönnimann in der Mitteilung zitiert.

Neu sind nicht nur das bessere Verständnis des Jetstreams, sondern auch die Methoden, mit denen die Erkenntnisse gewonnen wurden. Der Jet wurde anhand einer neuen, globalen dreidimensionalen Klimarekonstruktion analysiert. Sie ist monatlich aufgelöst und beruht auf der Verknüpfung von Daten mit Klimasimulationen.

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