«Vingt Dieux!»: Wie rette ich den Familienhof

Es ist nicht der erste Film über das Leben auf dem Land. Sicher ist «Vingt Dieux!» der gebürtigen Genferin Louise Courvoisier aber einer der ungewöhnlichsten. Es geht um viel Käse in der französischen Komödie, die am 17. April in den Deutschschweizer Kinos startete.

sda |

Der 18-jährige Totone lebt mit seinem Vater und seiner kleinen Schwester auf dem elterlichen Bauernhof. Seine Zeit verbringt er damit, mit Freunden rumzuhängen, zu trinken und zu flirten. Eines Tages verunglückt sein Vater tödlich. Fortan muss er sich um seine siebenjährige Schwester kümmern und den Familienhof retten. Nur wie? Mit einer unkonventionellen Lösung.

Käsewettbewerb

«Vingt Dieux!» ist eine Komödie über das Leben junger Menschen auf dem Land. Totone muss die landwirtschaftlichen Geräte und die Kühe verkaufen, doch das reicht nicht. Durch Zufall erfährt er von einem prestigeträchtigen Wettbewerb um die Herstellung des besten Comté, ein Hart-Rohmilchkäse aus der französischen Region Franche-Comté. Auf den Gewinner wartet nicht nur eine Goldmedaille, sondern auch ein Preisgeld von 30'000 Euro.

Totone beschliesst, mit der Produktion zu beginnen – auch wenn er keine Ahnung hat, wie man Käse überhaupt herstellt. Um an die notwendige Rohmilch heranzukommen, macht er sich an eine energiegeladene, junge Bäuerin heran, deren Brüder seine schlimmsten Feinde sind. Während Totone Sex mit ihr hat, stehlen seine Freunde die Milch.

Rau, aber herzlich

«Vingt Dieux!» ist der erste Langfilm von Louise Courvoisier: ein raues und humorvolles Porträt der ländlichen Jugend, die sie gut kennt. Die 30-Jährige wurde in Genf geboren und wuchs auf einem Bauernhof in Cressia im französischen Jura auf. Dort wurden die meisten Szenen gedreht.

Sie habe diese Landjugend zeigen wollen, mit der sie aufgewachsen sei und über die man nur selten spreche, wie sie gegenüber «Vertigo» im Westschweizer Fernsehen RTS sagte. Sie würde über eine Realität sprechen, die sie kenne und die sie erlebt habe, sagte sie auch dem Radiosender «France Bleu».

Die Regisseurin hat mit Laienschauspielern gedreht, um dem Film Authentizität zu verleihen. Sie sprechen mit dem unverfälschten Akzent ihrer Heimat. Clément Faveau, der den streitlustigen Totone verkörpert, arbeitet auf einer Hühnerfarm. Und Maïwène Barthelemy in der Rolle von Marie-Lise ist Landwirtschaftslehrling.

Authentisch und humanistisch

Der Film überzeugt sowohl visuell – mit eindrucksvollen Bildern des Jura – als auch emotional, durch eine Balance zwischen Melancholie und Lebensfreude. «Vingt Dieux!» fängt eine Realität ein, die von der Käseherstellung bis zum nächtlichen Kalben, einschliesslich der Entdeckung der Sexualität reicht.

Der Regisseurin gelingt es, von der Armut der Menschen auf dem Land zu erzählen – ohne ein Bild von Bauern am Rande des Abgrunds zu zeichnen. Stattdessen feiert sie die Leidenschaft und Entschlossenheit der Protagonisten.

«Vingt Dieux!» erinnert mit seinem wohlwollenden naturalistischen Stil an das humanistische Kino von Ken Loach. Auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde Courvoisier dafür mit dem «Prix de la Jeunesse» in der Reihe «Un Certain Regard» ausgezeichnet.

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