Die Wiesen zeigten sich in einem frischen Grün. Auch der vielerorts angebaute Hartweizen leuchtete saftig grün. Mit ein Grund dafür sind die zahlreichen Niederschläge, die Sizilien in den letzten Wochen erreichten. Von einigen Schauern blieb auch die Reisegruppe der «Schweizer-Bauer»-Leserreise nicht ganz verschont. Wenn das Wetter kurzzeitig nicht mitspielte, besang Busfahrer Antonio Poliafito das Sonnenlicht mit «O sole mio» und sorgte für heitere Stimmung.
Extreme Trockenheit vorüber
Für die Landwirtschaft auf der grössten Insel des Mittelmeers waren die Niederschläge aber wichtig. Im letzten Sommer war Sizilien von extremer Trockenheit betroffen. Dass Wassermangel ein grosses Thema ist, wurde der Reisegruppe auch auf dem Betrieb von Ignazio Murgo klar. Auf rund 22 Hektaren baut er mit seiner Familie Orangen an. Dafür hat er eine Wasserlagune angelegt. Denn die gesamte Orangenplantage ist mit einer Tröpfchenbewässerung ausgestattet.

Ignazio Murgo zeigt, wie seine Orangen in der Maschine im Wasserbad gereinigt, getrocknet und sortiert werden.
Anine Hungerbühler
Mittlerweile pflanzt er die Bäume auf Dämmen: «Weil die Humusschicht dünn ist, erhalten die Bäume so mehr Nährstoffe», sagte der Betriebsleiter. Seine Ernte verkauft er zur Hälfte direkt ab Baum, die andere Hälfte erntet er gemeinsam mit Erntehelfern und reinigt und sortiert sie auf dem Hof.
Aus Gülle wird Strom
Nahe der Stadt Ragusa liegt der Betrieb Occhipinti. Eine Lagune zur Wasserversorgung der 250 Milchkühe gibt es dort im Unterschied zu Murgos Betrieb keine. «Wir überlegen, eine zu bauen», sagte einer der Betriebsleiter. Momentan gibt es aber eine andere Baustelle auf dem Betrieb. So wird der dritte Lely-Melkroboter installiert und der Stall erweitert. Zuvor bauten sie eine Biogasanlage, wobei sie den meisten hergestellten Strom auf dem Betrieb selbst verwenden.

Sizilien ist eine Reise wert.
Anine Hungerbühler
Der Betriebsleiter sagte, der Stalldurchschnitt liege bei 12’000 kg Milch pro Kuh und Laktation. Aus dieser Milch werden in der hofeigenen Käserei Spezialitäten hergestellt. Unter anderem der Ragusano DOP, vergleichbar mit dem Parmesan. Er wird zu 90 Prozent innerhalb Sizliens verkauft. Von der hohen Qualität des Käses, der teilweise bis zu 3,5 Jahre reift, konnte sich die Gruppe beim Mittagessen auf dem Betrieb überzeugen.
Um Babys zu ernähren
Weniger reichhaltig als Kuhmilch ist die Eselmilch mit einem Fettgehalt von unter einem Prozent. Solche degustierte die Gruppe bei Ketty Torrisi, die 76 Esel hält. Deren Milch verkauft sie für 14 Euro (13,15 Franken) pro Liter an Familien, deren Babys an Milchunverträglichkeiten leiden. Zudem kann daraus Kosmetik hergestellt werden. Die Tierärztin muss die Jungtiere während des Tages bei den Müttern lassen, da ansonsten kein Oxytocin für den Milcheinschuss freigesetzt wird.
Auch bei Domenico Isgro wird Milch produziert, und auch er verkäst diese selbst. Über dem Holzfeuer verarbeitet er die Schaf- und Ziegenmilch seiner 400 Tiere unter anderem zu Ricotta. Verkauft wird alles an die Gastronomie oder direkt vom Hof. Auch das Melken ist traditionell, zu zweit werden alle laktierenden Tiere von Hand gemolken. Das dauert laut Isgro etwas mehr als eine Stunde. Während des Tages schaut ein Hirte zu den Schafen, wenn sie auf der Weide sind. Gefüttert werden sie neben dem Weidegras mit dem Trester von Zitrusfrüchten.
Saubohnen in der Pasta
Gleich beim ersten Betriebsbesuch erhielt die Reisegruppe einen Eindruck von der grossen Gastfreundschaft der Sizilianer. So bot Michele Meli unzählige Orangen und Granatäpfel an. Auf einer Fläche von 80 ha baut er Zitronen, Orangen, Oliven, Kräuter wie Oregano und Getreide an. Auch Saubohnen finden sich auf seinem Betrieb. Diese können zum Beispiel mit der vom Betrieb hergestellten Pasta verspeist werden.
Meli verkauft seine Produkte über die Direktvermarktung und fährt dazu jeweils samstags auf den Markt nach Palermo, der Hauptstadt Siziliens. Wer an Sizilien denkt, dem kommt bestimmt der Vulkan Ätna in den Sinn. Mit den vielen Niederschlägen war er bis in tiefe Lagen eingeschneit. So konnte die Gruppe einen Spaziergang über verschneite Krater unternehmen.
Neben der Natur und der Landwirtschaft kam auch die Kultur nicht zu kurz. In Agrigento, im Tal der Tempel, stand ein Spaziergang zu den griechischen Bauten aus dem fünften Jahrhundert vor Christus an. Diese gehören zum Unesco-Weltkulturerbe und erstrecken sich über eine Fläche von rund 1’300 Hektaren. Mit Sonnenschein, den Klängen der italienischen Musik in den Ohren und dem Geschmack des degustierten Weins im Mund kehrte die Gruppe zurück in die Schweiz.
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