Was Roboter alles tun können

Die künstliche Intelligenz wird auch in der Landwirtschaft immer häufiger angewendet. An der SVT-Tagung ging man deren Bedeutung in der Nutztierhaltung nach. Ein Bericht über heutige Anwendungen und Zukunftstrends.

Adrian Haldimann |

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz (KI) in der Nutztierhaltung? Diese Frage stand an der Frühjahrstagung der Schweizerischen Vereinigung für Nutztierwissenschaften (SVT), die Ende März im Strickhof abgehalten wurde, im Fokus. SVT-Geschäftsführer Beat Bapst und SVT-Vorstandsmitglied Melissa Terranova hatten keinen Aufwand gescheut, ein attraktives Rednerprogramm auf die Beine zu stellen.

KI ist überall einsetzbar

Nach dem Referat von Dejan Šeatovic, Professor an der Ostschweizer Fachhochschule und Leiter des im letzten Herbst eröffneten Instituts für Intelligente Systeme und Smart Farming (ISF), äusserte eine Person aus dem Publikum Zweifel: «Sie versprechen, dass KI uns mehr Zeit gibt. Ich kann das nicht glauben.» Seit rund 20 Jahren werde vieles digitalisiert, doch wir hätten immer weniger Zeit.

Šeatovic antwortete: «In dem Moment, in dem wir uns vor alltäglichen Arbeiten, wie zum Beispiel Küche aufräumen oder Steuererklärung ausfüllen, lösen und mit der Zeit machen, was wir wirklich möchten, haben wir uns befreit. Ich bin überzeugt, dass mit dem aktuellen Fortschritt und dem Interesse von Unternehmen, ihre Produkte auf dem Markt zu platzieren, der Roboter in 10 Jahren meine Steuererklärung besser machen kann als ich.»

Generalistenroboter

Šeatovic zeigte in seinem Vortrag auf, dass Roboter nun bald für die breite Bevölkerung bezahlbar werden. Er sprach von den sogenannten Generalistenroboter. «Diese Roboter muss man nicht programmieren. Wir zeigen ihm, was er machen soll, zum Beispiel jäten, dann macht er das. Wir werden mit dem Roboter reden. Ich kann den Roboter den Stall ausmisten oder ihn Erdbeeren pflücken lassen.» Roboter würden sehr einfach in der Handhabung, denn sie würden intuitiv.

«Es ist so, wie wenn wir einem Kind eine Aufgabe beibringen.» Das Ziel sei es, dass wir uns vom altmodischen Bild trennten, das uns arbeitend vor dem Computer zeige. Wir seien immer noch versklavt. Er fragte: Weshalb müssten wir immer noch unzählige Formulare selbst ausfüllen? Weshalb sei immer noch nicht alles automatisiert? «Die Roboter können sich um alles kümmern, die brauchen keine Formulare. Das geht auch anders.»

KI in der Schweinehaltung

Technisch gesehen sei alles vorhanden, nur die Frage der Energie müsse noch gelöst werden. Denn es brauche je länger, je mehr Energie, erklärte Šeatovic Thomas Echtermann von der Abteilung für Schweinemedizin an der Vetsuisse-Fakultät in Zürich zeigte die Möglichkeiten und Grenzen von automatisierter Videoüberwachung beim Schwein auf. Zuerst definierte er künstliche Intelligenz: «Sie ist die Wissenschaft von der Entwicklung von Maschinen, die wie Menschen denken können. Sie können Dinge tun, die als intelligent gelten.»

Das Ziel der künstlichen Intelligenz sei es, Dinge wie das Erkennen von Mustern, das Treffen von Entscheidungen und das Urteilen wie ein Mensch zu tun. Dann machte Echtermann einen Exkurs in die USA. Weil dort zum Beispiel alle Laborwerte von Schweinen gesammelt und ausgetauscht, zudem sämtliche Daten über Transporte, Handelsbeziehungen und das Wetter miteinbezogen würden, könne vorausgesagt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Betrieb mit der Schweinegrippe oder mit einer anderen über die Luft übertragbaren Krankheiten konfrontiert werde.

Lely und Delaval

Auch die Melk- und Stalltechnikfirmen Lely und DeLaval erhielten an der SVT-Tagung die Möglichkeit, über die Entwicklung von KI in der Rindviehhaltung zu berichten. Sina Huwiler von Lely zeigte auf, in welchen Bereichen die Entwicklung weitergeht, etwa mit Lely Zeta, einer LED-Beleuchtung, die mit einer Kamera und einem Minicomputer die Gesundheit und die Brunst der Kühe überwacht und auch andere Roboter im Stall kontrollieren kann.

Lely Zeta beobachtet zum Beispiel die Abkalbungen und sendet eine Benachrichtigung bei schwierigen Abkalbefällen. Urs Schmid von DeLaval gab einen Einblick in DeLaval Deep Blue, das mithilfe von KI Trends und Muster erkennt, die über DeLaval Plus den Bauern zugänglich gemacht werden. So können beispielsweise Kühe, denen eine Mastitis, Ketose oder andere Erkrankung droht, direkt gefunden werden. DeLaval Plus verbessere sich stetig. Neue Anwendungen würden freigegeben, sobald sie sich als nützlich erweisen würden, so Schmid. hal

Auch auf dem Versuchsbetrieb des Agrovet-Strickhofs wird KI immer relevanter. Dort sind im Schweinestall etwa KI-basierte 3D-Kamerasysteme im Einsatz, die unter anderem Daten zur Gewichtsschätzung liefern. Es gebe zusätzliche Informationsmöglichkeiten, zum Beispiel zu Impfungen/Behandlungen oder Schwanzbeissen. Dazu müssten aber zuerst Daten erhoben respektive der Algorithmus «gefüttert» werden. Weitere Vorträge über die Geschlechtsbestimmung im Ei, die KI-automatisierte Mikroskopie für die Veterinärdiagnostik oder die Möglichkeiten von Tierschutzkontrollen zeigte dem zahlreichen Publikum auf, in welchen Bereichen KI bereits angewendet wird und wie umfassend KI die Zukunft prägen wird.

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