«Wasserstellen sind eine Gefahr für alle Tiere»

Esther Geisser ist Präsidentin der Tierschutzorganisation Netap – Network for Animal Protection. Sie will für die Gefahr von offenen Wasserstellen für Wildtiere, aber auch für Kinder sensibiliseren.

Interview: Anja Tschannen |

«Schweizer Bauer»: Welche Gefahren lauern Ihrer ­Erfahrung nach für Wildtiere auf Bauernhöfen? Esther Geisser: Ungesicherte Wasserstellen sind generell eine Gefahr für alle Tiere. Sie fallen insbesondere aus zwei Gründen hinein: Wenn sie Durst haben, und in der trockenen Jahreszeit ist der Drang nach Wasser noch grösser, und wenn sie zufällig oder auf der Flucht unbeabsichtigt hineinfallen. Einmal drin, können sie sich mangels Ausstiegsmöglichkeiten nicht mehr selbst aus dieser Lage befreien.

Haben Sie in Ihrer Arbeit Fälle erlebt, in denen Tiere auf landwirtschaftlichen Betrieben in Wasserstellen zu Tode kamen? Wir mussten schon ertrunkene Vögel aus Regentonnen und Weidewannen rausfischen. Und Güllegruben scheinen in der Tat eine besondere Gefahr für Katzen und andere Tiere zu sein. Regelmässig hören wir von Büsi, die darin den Tod fanden.

Welche Massnahmen empfehlen Sie, um offene Wasserstellen wildtiersicher zu machen? Überträgt man den Gedanken der Werkeigentümerhaftung auf Wasserstellen, bedeutet das, dass der Eigentümer dafür sorgen muss, dass durch solche Werke keine Gefahren für Dritte entstehen. Er müsste also bereits präventiv dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kommt, und sein Werk entsprechend sichern. Bei allen offenen Wasserstellen ist für eine adäquate Ausstiegsmöglichkeit zu sorgen, damit sich Tiere, die reingefallen sind, selbst befreien können. Diese müssen so gebaut sein, dass sie jederzeit auch für Kleintiere erreichbar und überwindbar sind. Wir reden hier nicht von komplizierten Anlagen, sondern von einfachen Mitteln, die man mit wenig Aufwand und Kosten selbst herstellen kann – etwa ­einem Holzpfosten oder Brett.

Viele Bauernfamilien setzen sich für das Tierwohl ein – wie kann man noch besser für die unsichtbaren Risiken ­sensibilisieren? Leicht zugängliche Aufklärung wirkt Wunder, vor allem für jene Personen, die sich nicht aktiv informieren wollen. Wer die Nachteile für das Tierwohl kennt, muss sich entscheiden, ob er etwas dagegen unternehmen will. Die Medien leisten hierfür einen sehr wertvollen Beitrag. Generell sollte man sich auch bei Kollegen trauen, potenzielle Gefahrenquellen anzusprechen. Denn oft steckt keine Absicht hinter dem Schaffen einer Risikoquelle, sondern nur Unkenntnis.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Landwirten beim Wildtierschutz? Sehr unterschiedlich. Wie überall treffen wir auch bei Landwirten auf äusserst vorbildliche Menschen, die viele Anstrengungen auf sich nehmen, um Wildtiere wie Rehe, Igel und Vögel zu schützen. Dann gibt es auch andere, die aus Prinzip nicht bereit sind, auch nur einen Finger für Tiere zu krümmen, wenn dies nicht zur Steigerung des Profits beiträgt.

Beenden Sie die Sätze … Offene Wasserstellen sind … eine grosse Gefahr für Kinder und Tiere. Wildtierschutz ist … nötig und in unser aller Interesse. Landwirtschaft ist … von zentraler Bedeutung für den Tier- und Naturschutz, sollte sich jedoch etwas mehr und aktiver einbringen.

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