In Texas war ein Mann positiv auf das Virus getestet worden, der auf einer Rinderfarm arbeitete. Wie die Übertragung genau stattfand, werde noch untersucht, sagte Wenqing Zhang, Leiterin des WHO-Influenza-Programms, am Freitag in Genf. Es sei der erste bekannte Fall einer Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen.
«Infektionen von Menschen mit A(H5N1) sind nach wie vor selten und hängen mit dem Kontakt zu infizierten Tieren und der Umgebung zusammen», betonte sie. Die US-Behörden hatten die WHO über die Ansteckung des Mannes Anfang April informiert und auch berichtet, dass das Virus in unpasteurisierter Milch gefunden worden war.
29 Kuhherden betroffen
Bislang wurde das Virus nur bei Milchkühen in den USA gefunden. Betroffen sind nach WHO-Angaben 29 Herden in acht Bundesstaaten. Analysen des Virus hätten gezeigt, dass es keine Änderungen aufweise, die es besser an Säugetiere anpasse, sagte Wenqing.
«Bei den aktuellen Ausbrüchen wurden auch Übertragungen von Vögeln auf Kühe, von Kühen auf Kühe und von Kühen auf Vögel registriert, was darauf hindeutet, dass das Virus möglicherweise andere Übertragungswege gefunden hat, als wir bisher angenommen haben», sagte Wenqing.
Wildvögel steckten Kühe an
Ende März war das H5N1-Virus erstmals bei Milchkühen in den USA entdeckt worden. Wahrscheinlich seien die Kühe von Wildvögeln angesteckt worden, teilte des US-Landwirtschaftsministeriums damals mit. Eine Person steckte sich an. Diese habe als einziges Symptom eine Rötung der Augen angegeben, die einer Bindehautentzündung ähnele, sagte die US-Gesundheitsbehörde CDC. Es handelte sich erst um den zweiten registrierten Fall von Vogelgrippe bei Menschen in den USA. Der erste Fall war demnach 2022 im Bundesstaat Colorado aufgetreten.
Die CDC stuft das Risiko einer Ansteckung für Menschen in den USA weiterhin als gering ein. Die Behörde arbeitet nach eigenen Angaben mit den Gesundheitsämtern zusammen, um mögliche Risikopatienten nach einem Kontakt mit potenziell infizierten Vögeln oder Nutztieren zu überwachen und zu testen.
Kühe mit grippeähnliche Symptomen
Die Kühe litten an vermindertet Milchproduktion, Appetitlosigkeit und anderen Symptomen. «So etwas hatten wir noch nie gesehen. Es war so, als hätten sie eine Erkältung», sagte ein Mitarbeiter des texanischen Landwirtschaftsministeriums. Die Kühe wiesen grippeähnliche Symptome auf, darunter Fieber und dickflüssige, verfärbte Milch.
Die Infektion trat vor allem bei älteren Tieren in den Bundesstaaten Texas, Kansas und New Mexico auf. Die Nachweise in Milch und in den Kühen zeigten die grosse Reichweite des Vogelgrippevirus, teilte das US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) mit. Milch von betroffenen Tieren wurde gemäss USDA umgeleitet oder vernichtet. So werde der Eintrag in die Nahrungsversorgung verhindert. Zudem sei es über die Pasteurisierung möglich, Bakterien und Viren wie Grippeviren in der Milch zu «inaktivieren», sagte die Behörde vor einigen Wochen.
H5N1 tauchte 1996 erstmals auf
Das hochpathogene Vogelgrippevirus A(H5N1) tauchte erstmals 1996 auf, aber seit 2020 steigen die Ansteckungen unter Vögeln rasant, und immer mehr Säugetiere sind betroffen, darunter Nerze, Robben, Seelöwen und Füchse. Derzeit grassiert die grösste je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt und auch Europa betrifft. Die WHO arbeite zurzeit mit Partnern an einer neuen Risikobeurteilung im Zusammenhang mit (A)H5N1.
Seit 2003 wurden nach WHO-Angaben fast 900 Fälle von A(H5N1)-Infektionen bei Menschen gemeldet. Die Hälfte von ihnen verstarb. Allerdings ist es nach Angaben der WHO nicht ausgeschlossen, dass viel mehr Menschen infiziert waren, aber keine Symptome zeigten und die Fälle deshalb nicht entdeckt wurden.

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