
Ungemähte Wiesen bieten Rehkitzen ein sicheres Versteck vor Fressfeinden. Vor den Mähmaschinen sind sie jedoch nicht geschützt.
Simon Wyniger
Während ihre Mütter auf Nahrungssuche sind, bieten die ungemähten Wiesen den Rehkitzen ein sicheres Versteck. Sie ducken sich instinktiv ins hohe Gras. Das ist zwar ein wirksamer Schutz vor Fressfeinden, hilft jedoch nicht gegen Mähmaschinen. Ein grausamer Mähtod kann die Folge sein. Wenn dann Kadaverteile in die Silage gelangen begünstigt das die Bildung von Botulinumtoxin, was insbesondere für Rinder gefährlich ist.
Um die Rehkitze vor dem Mähen aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen, hat sich der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras als erfolgversprechende Strategie entwickelt. So konnten im Jahr 2025 allein im Kanton Zürich 595 Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt werden, wie aus einer Mitteilung von Rehkitzrettung Kanton Zürich hervorgeht. Was vor sechs Jahren mit ein paar findigen Tüftlern begann, ist heute ein professionell organisiertes Netzwerk.
Hohe Sicherheit bei minimalem Zeitaufwand
Vor rund sechs Jahren starteten der Jäger Stefan Schleich und zwei Drohnenpiloten ein Experiment. Heute ist daraus ein professionell organisiertes Netzwerk entstanden, koordiniert von der Organisation «Rehkitzrettung Schweiz». Die Technik hat sich seitdem rasant entwickelt. Die heutigen Drohnen sind leichter, effizienter und leistungsstärker. Hochauflösende Wärmebildkameras helfen dabei, die Rehkitze aufzuspüren.
«Automatisierte Suchraster, präzise GPS-Flüge und eine lückenlose Bodenabdeckung ermöglichen ein effizientes Absuchen grosser Flächen innerhalb weniger Minuten», heisst es in der Mitteilung. Für Bäuerinnen bedeute dies hohe Sicherheit bei minimalem Zeitaufwand.
Teamarbeit ist unerlässlich
Damit diese koordinierte Rettung funktioniert, braucht es neben technischer Innovation und freiwilligem Engagement auch die Zusammenarbeit von Landwirten, Drohnenpilotinnen und Jägern. Die Landwirte melden ihre Mähtermine, die Jagdgesellschaften koordinieren und die Drohnenpiloten führen oft im Morgengrauen und unentgeltlich die Flüge durch.
-> Hier finden Sie Infos zur Rehkitzrettung spezifisch für Landwirte
Eine zentrale Rolle, spiele dabei der Zürcher Bauernverband (ZBV), «ohne dessen Unterstützung vieles nicht möglich wäre», heisst es in der Mitteilung. Der ZBV stellt seit dem Jahr 2022 jährlich 26’000 Franken für Ausrüstung und Unterhalt bereit.
Hightech und Herzblut retten leben
Was mit selbst konstruierten Lösungen begann, überzeugte rasch durch seine Erfolge. Bald sprachen sich die Vorteile dieser neuen Technik herum und die Rehkitzrettung aus der Luft verbreitete sich über die Grenzen des Bezirks hinaus. Die Koordination und Weiterentwicklung wird heute von der Organisation «Rehkitzrettung Schweiz» übernommen.

In der Saison 2025 wurden in der Schweiz mehr als 6400 Rehkitze gefunden. Vor sechs Jahren waren es erst 751.
rehkitzrettung.ch
Gemeinsam sei ein funktionierendes, nachhaltiges Rettungssystem entstanden, das weit über den Kanton Zürich hinaus als Vorzeigeprojekt gelte. Es entlaste Jäger und Landwirte, reduziere Folgeschäden wie Botulismus, stärke Verantwortungskultur, stabilisiere Rehbestände und verbessere die Zusammenarbeit zwischen Berufs- und Freiwilligenstrukturen.