«Die Idee der Feldrandkompostierung ist es, das Grüngut ohne weite Wege zu sammeln und den Kompost als Dünger für die Pflanzen und für den Humusaufbau auch wieder lokal zu verwerten», sagt Stefan Gebert vom Landwirtschaftsamt des Kantons Aargau. Allerdings sei die Feldrandkompostierung vom Material her, das man annehmen dürfe, eingeschränkt: nur Grüngut ohne Speisereste, sagt Gebert. Ab 100 Tonnen Kompost, die produziert werden, braucht es eine abfallrechtliche Bewilligung.
Mit 500 Tonnen gestartet
Seit 1995 kompostieren 15 Bauernbetriebe im Auftrag der Stadt Aarau und der umliegenden Gemeinden Biberstein AG, Küttigen AG, Erlinsbach AG und Erlinsbach SO, Schönenwerd SO, Buchs AG und Rohr AG die Grüngutabfälle der Bevölkerung auf ihren Feldern. Jeweils am Montag und am Mittwoch wurde das Grüngut auf einer abgelegenen Multisammelstelle ausserhalb von Küttigen von den Gemeinden angeliefert. Hauptlieferant war die Stadt Aarau.

In den ersten Wochen werden die Mieten zwei- bis dreimal wöchentlich umgewälzt (Symbolbild)
Jasmine Baumann, lid
Max Basler vom Solzerthof in Küttigen hat die Arbeiten zur Feldrandkompostierung koordiniert: «Wir haben die Bewilligungen eingeholt, Verträge mit den Gemeinden ausgehandelt und Kompostierkurse besucht», sagt er. Erschwerend sei dazugekommen, dass zwei Kantone, Aargau und Solothurn, mit unterschiedlichen Regelungen involviert waren. «Als Gruppe haben wir drei Dosierwagen und drei Wendemaschinen gekauft. Gestartet sind wir mit 500 bis 600 Tonnen Kompost im ersten Jahr. 2024 waren es rund 2’500 Tonnen.»
Viel Plastik und Unrat
Alle zwei Wochen, je nach Menge des anfallenden Grüngutes, wurde das Material von einem dafür spezialisierten Unternehmen geschreddert und von den Bauersleuten in Dosierwagen auf ihre Felder geführt und in Mieten angelegt. In den ersten Wochen müssen die Mieten, je nach Jahreszeit und Material, wöchentlich zwei- bis dreimal umgewälzt werden, um die Temperatur und die Sauerstoffzufuhr zu regulieren. Nach frühestens acht Wochen an den Mieten kann der Kompost auf die Felder verteilt werden.
«Das mit den Speiseresten, die nicht kompostiert werden durften, haben wir gut in den Griff bekommen», sagt Max Basler. Probleme habe es eigentlich nur mit dem Plastik gegeben. «Angefangen hat es damit, dass die Grossverteiler kompostierbare Beutel in ihren Verkaufsstellen anboten. Allerdings sind die Beutel erst bei Temperaturen von über 50 Grad und erst nach mehreren Jahren verrottet», sagt der Landwirt. «So ist viel Plastik und sonstiger Unrat im Grüngut gelandet, der da nicht hingehörte», sagt der Kompostfachmann.
Biogasanlage als Konkurrenz
Jeweils zwei Mitglieder der Kompostiergruppe hätten den Plastik vor dem Schreddern so gut wie möglich herausgelesen, und auch bei der Bearbeitung der Feldrandmieten habe noch viel heraussortiert werden müssen. «Ich hätte wohl früher oder später mit der Feldrandkompostierung aufgehört, wenn das so weitergegangen wäre», meint ein anderer Landwirt aus der Gruppe. Aber es kam anders.

Die Mieten werden immer neben einer Feldstrasse angelegt (Symbolbild).
Amt für Landwirtschaft Solothurn
Nach und nach sind Gemeinden aus dem Vertrag ausgestiegen und liefern ihre Siedlungsabfälle in Biogasanlagen, die in den letzten zehn Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen. Der Vorteil: In Biogasanlagen können auch Speiseabfälle geliefert werden. Seit Anfang Jahr die grosse Biogasanlage Green Power im Aarauer Industriequartier, die nach eigenen Angaben jährlich 25’000 Tonnen biogene Siedlungsabfälle aus der Region verarbeiten will, in Betrieb genommen wurde, liefert keine Gemeinde mehr ihr Grüngut nach Küttigen für die Feldrandkompostierung.
Hoffnungsschimmer
Die Kompostiergruppe der Landwirte wurde aufgelöst. Eigentlich schade, findet Max Basler: «Wir hatten eine zusätzliche Wertschöpfung auf unseren Betrieben, haben gearbeitet und dabei etwas verdient und auch gesehen, wie gut der Kompost dem Boden tut.» Ein Hoffnungsschimmer besteht allerdings: Einige Gartenbauunternehmen aus der Region können sich nicht damit anfreunden, täglich ihr Grüngut im Feierabendverkehr durch die ganze Stadt zu karren, und haben die Landwirte angefragt, ob sie mit der Feldrandkompostierung nicht weitermachen wollen.
Acht Landwirte haben sich dazu bereit erklärt. «Es ist ein Nebeneinkommen, das wir gerne beibehalten möchten», sagt Samuel Hochuli vom Langacherhof in Küttigen, der die Gruppe nun neu koordiniert, und fügt an: «Es steht und fällt aber mit der Anzahl Kubikmeter, die wir annehmen können. Über den Daumen geschätzt: 800 Tonnen jährlich müssten es schon sein.»
