«Wir müssen mehr Krach machen»

Die Lese in der Region Basel-Solothurn ist im Gang. Die Weissweine sind gekeltert, die Beeren für die Rotweine brauchen noch zusätzliche Tage mit viel Sonnenschein.

Elmar Gächter |

Die Weinbaufachleute des Ebenrain-Zentrums und des Verbands der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn (WPV) zeigten sich am Medienanlass Anfang September weitgehend optimistisch: Es ist ein guter Jahrgang 2025 zu erwarten, der mengenmässig besser ausfallen soll als jener im Vorjahr. Darauf deuten die Weissweine hin, die grösstenteils bereits gekeltert sind.

Jetzt warten die Weinbauern und Kellereien gespannt auf die kommenden Tage, in denen möglichst viel Sonnenschein dem Rotwein die gewünschten und auch notwendigen zusätzlichen Öchslewerte bringen soll. «Wenn die Schönwetterprognose für die nächsten Tage stimmt, könnte es ein hervorragender Jahrgang werden», sagte Urs Jauslin, Weinbauer in Muttenz BL.

Frostgefahr gebannt

Rebbaukommissär Urs Weingartner sprach von einem bislang «günstigen Verlauf» des Rebjahres 2025. Der nicht zu frühe Austrieb der Reben habe die Spätfrostgefahr weitgehend bannen können, zudem habe vor allem der wärmemässig kraftvolle Monat Juni mit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer das Rebenwachstum beschleunigt. Als ideal bezeichnete er die Niederschläge im Unterbaselbiet, wo vier relativ niederschlagsarmen Monaten ebenso vielen mit einem Wasserüberschuss gegenüberstanden. Allerdings gab es auch Rückschläge.

So verzeichneten einzelne Rebgemeinden im Oberbaselbiet bis zu vier Hagelschläge. «Rekordgrosse Hagelkörner donnerten zuletzt am 27. August in Sissach, Böckten, Gelterkinden und Ormalingen nieder», so Weingartner. Stark gelitten habe vor allem das Rebholz, was sich noch bis in die Folgejahre auswirken könne. Eine Herausforderung bleiben die Schädlinge. Zwar waren Falscher und Echter Mehltau laut Weingartner gut unter Kontrolle, doch droht mit der Kirschessigfliege eine Gefahr wegen der frühen Traubenreife.

Zweitfrüheste Ernte seit 40 Jahren

Winzer Ueli Bänninger aus Aesch BL beschreibt die Ernte als die zweitfrüheste in seiner 40-jährigen Weinbaukarriere. Der Japankäfer, ein neuer invasiver Schädling, bereitet zusätzliche Sorgen. Eine engmaschige Überwachung durch den kantonalen Pflanzenschutzdienst soll seine Ausbreitung so weit wie möglich verhindern. Bislang ist er auf den Reben der Region noch nicht gesichtet worden. Gedanken machen sich die Weinproduzenten über den sinkenden Weinkonsum.

«Damit man uns mit einer Produktion von rund 2 Liter Wein pro Person und Jahr überhaupt wahrnimmt, müssen wir mehr Krach machen.»

Andreas Buser, Präsident des Verbands der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn (WPV)

In den letzten Jahrzehnten ging dieser schweizweit von über 50 Liter pro Kopf und Jahr auf rund 30 Liter zurück. «Diese Entwicklung ist auch für uns herausfordernd. Doch es kann ein Vorteil sein, dass wir mit weniger als einem Prozent der Schweizer Rebfläche ein kleines Weingebiet sind», betonte Andreas Buser, Präsident des WPV, und ergänzte: «Damit man uns mit einer Produktion von rund 2 Liter Wein pro Person und Jahr überhaupt wahrnimmt, müssen wir mehr Krach machen, als unserem Rebgebiet überhaupt zusteht.»

Weniger Pflanzenschutz

Die Medienkonferenz fand auf dem Betrieb von Ambros Thüring statt. Er bewirtschaftet auf seinem Familienbetrieb rund 3 Hektaren Reben in Ettingen und Umgebung. Auf der Hälfte seiner Fläche setzt er auf Piwi-, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die weniger Pflanzenschutz erfordern. Er ist von seinen Produkten überzeugt, doch brauche es Zeit, bis sie bei der Kundschaft den nötigen Anklang fänden.

Urs Jauslin sieht die Gründe für den Rückgang des Weinkonsums auch in der gegenwärtig unsicheren Zeit, in der die Leute finanziell zurückhaltender sind. Für ihn wie für seine Kollegen bleiben die regionalen Winzer auf dem richtigen Weg, wenn sie ihren Fokus weiterhin auf hervorragende und nachhaltige Qualitätsweine legen.

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