Wolf: Verteidigungsschuss gefordert

Der Bündner Grosse Rat hat in der Herbstsession die Regierung mit dem «Auftrag Grass betreffend Pilotprojekt Verteidigungsschuss bei Wolfsangriffen auf Nutztiere» aufgefordert, mit anderen Gebirgskantonen das Vorgehen betreffend Wolfsabschüsse zu koordinieren und dem Bund ein entsprechendes Pilotprojekt einzureichen.

Im Kanton Graubünden gibt es neun Wolfsrudel, die Population wird auf über 70 Tiere geschätzt. In diesem Jahr wurden mehrere hundert Nutztiere gerissen, darunter auch Kälber, Esel und Kühe. Der Unmut der Tierhaltenden ist gross, sie fordern die Bündner Regierung und den Bund auf, Massnahmen zu ergreifen – unter anderem eine stärkere Regulation des Raubtiers.

Braucht Möglichkeit zum Eingriff

Der Bündner Grossrat Walter Grass (SVP) ist verärgert. «Seit Jahren wird von den Tierhaltern ein enormer finanzieller, zeitlicher und personeller Aufwand betrieben, um die Nutztiere zu schützen. Trotz den riesigen Anstrengungen steigen die jährlichen Risszahlen. So sind dieses Jahr bis Mitte September in Graubünden 422 Nutztiere durch Wölfe gerissen worden», schreibt er in seinem Vorstoss. Dies entspreche einer mittleren Schafalp.

Es sei keine Option, mit riesigem finanziellem und personellem Aufwand die Weiden und Alpen zu schützen, wenn bei einem unmittelbaren Angriff keine Möglichkeit für ein Eingreifen bestehe. Er schlägt deshalb einen «Verteidigungsschuss» vor. Er verweist dabei auf Frankreich. Seit Jahren werde dort in Frankreich das von der Regierung bestimmte «tir de défense»-Konzept in der Praxis angewendet und umgesetzt. «Dabei können Hirten, Tierhalter, die Wildhut oder weitere zugezogene Fachkräfte bei unmittelbaren Wolfsangriffen die Wölfe eliminieren. Um die Abschussbewilligung zu erhalten, benötigt es gewisse Voraussetzungen», hält er fest.

Mit seinem Auftrag «Pilotprojekt Verteidigungsschuss bei Wolfsangriffen auf Nutztiere», der von über 60 Grossrätinnen und Grossräten unterstützt wird, fordert er die Regierung auf, mit anderen Gebirgskantonen das Vorgehen betreffend Wolfsabschüsse, analog zu Frankreich, zu koordinieren und dem Bund ein entsprechendes Pilotprojekt einzureichen.

Quote festgelegt

Der Bündner Bauernverband unterstützt den Vorstoss mit dem Verteidigungsabschuss. «Es ist durchaus angezeigt, zeitig mit dieser Herdenschutzmassnahme zu beginnen, um die jährlich steigenden Risszahlen auch in der Schweiz zu stabilisieren oder sogar zu senken», heisst es in einer Mitteilung.

Tierhalter in Frankreich können gemäss Verband einen Verteidigungsabschuss beantragen, wenn sie wiederholte Angriffe auf Herden haben. Dazu wird entweder ein Wildhüter aufgeboten oder, sofern im Besitz einer Jagdlizenz, darf auch der Tierhalter bei der nächsten Attacke den angreifenden Wolf erschiessen. Vorgängig wird eine Quote festgelegt, in Frankreich beträgt diese 17 Prozent der geschätzten Population. Gewilderte Wölfe werden dieser Quote angerechnet.

Seit der Einführung der Verteidigungsabschusses (beige) haben sich die Nutztierrisse stabilisiert.
zvg

2021 lag die Quote bei 102 Wölfen, 2022 stieg diese wegen der gewachsenen Population auf 174 Beutegreifer. «Tatsächlich wurden bis Anfang Oktober bei 2729 Anträgen 130 Wölfe erlegt», schreibt der Bündner Bauernverband. Durch diese Massnahme habe der massive Anstieg der Nutztierrisse trotz der weiterwachsenden Wolfspopulation (2021: 600 Wölfe; 2022: 1025 Wölfe) auf rund 11'000 Rissen pro Jahr stabilisiert werden können.

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Wie erledigt Ihr die Büroarbeiten?

34.9 % Täglich
18.6 % Einmal in der Woche
5.4 % Alle zwei Wochen
7 % Einmal im Monat
7 % Zweimal im Jahr
0 % Alle zwei Monate
2.3 % Alle drei Monate
24.8 % Unregelmässig

Teilnehmer insgesamt 129

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?