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Die asiatische Hornisse wird zur Bedrohung

Seit 2017 breitet sich die Asiatische Hornisse rasant in der Schweiz aus und gefährdet zunehmend Bienenpopulationen und die heimische Biodiversität. Insbesondere für Imkerinnen und Imker stellt die invasive Art eine wachsende Herausforderung dar. Ohne nationale Koordination wird die Bekämpfung immer schwieriger und kostspieliger, während sich die Bedrohung auf immer mehr Kantone ausweitet.

Renate Hodel, lid |

Seit 2017 breitet sich die Asiatische Hornisse rasant in der Schweiz aus und gefährdet zunehmend Bienenpopulationen und die heimische Biodiversität. Insbesondere für Imkerinnen und Imker stellt die invasive Art eine wachsende Herausforderung dar. Ohne nationale Koordination wird die Bekämpfung immer schwieriger und kostspieliger, während sich die Bedrohung auf immer mehr Kantone ausweitet.

Eine rasante Ausbreitung

Die erste asiatische Hornisse wurde 2017 im Kanton Jura entdeckt. Die Ausbreitung erfolgte von Frankreich her, wo die Hornisse bereits seit 2004 präsent ist. In den westlichen Kantonen wurde die Situation in den letzten Jahren so immer prekärer, da sich die Hornisse schnell und flächendeckend ausbreitet. «Die Invasion der Asiatischen Hornisse ist in vollem Gange», betont Daniel Cherix, Biologe und Honorarprofessor an der Universität Lausanne sowie Experte für Asiatische Hornissen.

Mittlerweile ist das Problem landesweit zu spüren. Allein in diesem Jahr gab es in 15 Kantonen bestätigte Sichtungen der Asiatischen Hornisse, unter anderem in den Kantonen Aargau, Bern, Basel, Freiburg, Genf, Waadt und Zürich. Laut Daniel Cherix wurden allein in diesem Jahr  über 1’600 bestätigte Meldungen  über die Meldeplattform  asiatischehornisse.ch  respektive  frelonasiatique.ch  registriert. «Während es in Genf 2019 nur zwei bis drei Nester gab, ist die Situation seit 2021 regelrecht explodiert», erläutert der Biologe und ergänzt: «Im Kanton Genf haben wir bereits über 100 Nester zerstört – im Kanton Waadt mehr als 70 Nester und auch in Bern gibt es viele Fälle.»

Diese rasante Ausbreitung bereitet Daniel Cherix Sorgen, da die Bekämpfung der Asiatischen Hornissen sehr kostspielig ist und ein koordiniertes Vorgehen erschwert wird.

Gefahr für die Imkerei und Biodiversität

Die grösste Bedrohung, die von der Asiatischen Hornisse ausgeht, betrifft die Bienen. Die Hornissen jagen Bienen gezielt, um ihren Nachwuchs mit Eiweiss zu versorgen. «Vor allem ab August wird sie insbesondere für die Imkerei zum Problem, wenn die Hornissenpopulationen gross genug sind, um aktiv Bienen zu jagen», erklärt Daniel Cherix. Denn wenn die Hornissenvölker im Spätsommer und Herbst ihre maximale Grösse erreicht haben, werden auch Bienenstöcke systematisch belagert.

Und gerade im Spätherbst, wenn die Bienen ihre Aktivitäten reduzieren, sind sie anfällig für Angriffe. «Was vielen Imkerinnen und Imkern nicht bewusst ist, ist, dass die Angriffe bis in den November und Dezember anhalten können», warnt der Biologe. Besonders problematisch sei, dass viele Imkerinnen und Imker zu diesem Zeitpunkt ihre regelmässigen Kontrollen bereits eingestellt haben, wodurch die Angriffe lange unbemerkt bleiben könnten.

Auch Wildbienen

Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst bestätigt die Situation für Imkerinnen und Imker: «Die Situation in der Westschweiz spitzt sich zu, und wir hören vermehrt von Imkerinnen und Imkern, deren Bienenstände von Hornissen belagert und Bienenvölker attackiert werden.» Er betont jedoch auch, dass gesunde und starke Bienenvölker grundsätzlich besser mit den Angriffen umgehen können. «Starke Völker sind weniger gefährdet – kleine und schwache oder bereits vorgeschädigte Völker, beispielsweise durch die Varroamilbe, sind bevorzugte Opfer der asiatischen Hornissen und oft leichte Beute für die Hornissen», erklärt er.

Doch nicht nur die Honigbienen sind von der invasiven Art betroffen. Die Asiatische Hornisse erbeutet auch Wildbienen, Wespen und andere Insekten, die für das ökologische Gleichgewicht von grosser Bedeutung sind. «Die Angriffe auf unsere Biodiversität dürfen nicht unterschätzt werden», warnt Biologe Daniel Cherix. Untersuchungen in Frankreich haben gezeigt, dass bis zu 50 Prozent der Beutetiere der Asiatischen Hornisse Honigbienen sind, während der Rest aus anderen Insektenarten besteht.

Fehlende nationale Koordination

Ein zentrales Problem im Kampf gegen die Asiatische Hornisse ist laut Daniel Cherix das Fehlen einer landesweiten Strategie. «Der Bund macht momentan nichts und das ärgert mich», kritisiert er. Obwohl es seit 2016 eine nationale Strategie gegen invasive Arten gibt, liegt die Bekämpfung der Hornissen in der Verantwortung der Kantone. Diese müssen sich selbst organisieren und die notwendigen Ressourcen bereitstellen. Dies führe zu einer ineffizienten Koordination und ungenügenden Ressourcen: «Es gibt keine zentrale Organisation, welche die Informationen koordiniert und weitergibt – und es fehlt an finanziellen Mitteln», beanstandet Daniel Cherix.

Derzeit sind es also vor allem die kantonalen und lokalen Behörden, die den Kampf gegen die Hornissen führen. Überwachungen und Nesterbeseitigungen sind aber kostspielig und erfordern spezielles Knowhow. Das Aufspüren und Zerstören eines einzigen Hornissennests können bis zu 5’000 Franken kosten. «Hier ist der Bund gefragt, die koordinativen und finanziellen Lücken zu schliessen», fordert Daniel Cherix.

Mit Funktelemetrietechnik gegen die Asiatische Hornisse

Obwohl es keine nationale Strategie und auch keine Bundesgelder für die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse gibt, so ist fliesst doch etwas Geld in die Forschung: Wissenschaftler des Schweizer CABI-Zentrums (Centre for Agriculture and Bioscience International) in Delémont wurden vom Schweizer Bundesamt für Umwelt beauftragt, ein Überwachungsprogramm in von Asiatischen Hornissen bedrohten Kantonen einzurichten.

Die Wissenschaftler fangen die Asiatischen Hornissen und lassen sie anschliessen wieder frei, um ihre Flugbahn zu verfolgen. Mit Hilfe einer Triangulationsmethode, bei der die Hornissen an verschiedenen Orten freigelassen werden, können so die Standorte von Nestern bestimmt werden. Die Hornissen werden mit einem elektronischen Sender versehen, bevor sie wieder freigelassen werden und führen die Wissenschaftler dann mithilfe des Signals zu den Nestern.

Die Möglichkeiten zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse sind derzeit begrenzt und die Zerstörung des Nestes zur Eindämmung ihrer Ausbreitung ist derzeit die beste Option.

Sensibilisierung und Schutzmassnahmen

Um die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in den Griff zu bekommen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachleuten, Imkerinnen und Imkern sowie der Bevölkerung notwendig. Ein zentraler Aspekt ist die Sensibilisierung, betont Daniel Cherix.

«Es ist entscheidend, dass Imkerinnen und Imker ihre Bienenstände auch nach der Honigsaison regelmässig kontrollieren», rät Daniel Cherix. Dies sei notwendig, um die Präsenz der Hornissen frühzeitig zu erkennen und geeignete Schutzmassnahmen zu ergreifen. Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst empfiehlt beispielsweise den Einsatz von Gittern, um die Bienenstöcke zu schützen: «Fluglöcher können im Herbst mit Gittern versehen werden, damit die Bienen trotz Hornissenbeflug weiterhin ausfliegen und so ihre Wintervorräte aufbauen können», erklärt er. Eine Verengung der Eingänge auf 5,5 Millimeter später im Jahr verhindere, dass Hornissen in die Behausung eindringen, während die Bienen in der Wintertraube ruhen.

Neben den Imkerinnen und Imkern spielt auch die allgemeine Bevölkerung eine wichtige Rolle im Kampf gegen die invasive Art. Daniel Cherix ruft dazu auf, Sichtungen von Asiatischen Hornissen und deren Nestern auf der Meldeplattform asiatischehornisse.ch respektive frelonasiatique.ch zu melden. «Wir sind darauf angewiesen, dass die Bevölkerung uns hilft, die Hornissen zu lokalisieren – je mehr Informationen wir haben, desto gezielter können wir gegen die Hornissen vorgehen», betont er.

Ein ungewisser Kampf

Der Kampf gegen die Asiatische Hornisse wird auch in den kommenden Jahren eine Herausforderung bleiben. «Ich rechne damit, dass es in den nächsten Jahren noch viel schlimmer wird», warnt Daniel Cherix. Besonders in Gebieten, die bisher nur geringfügig betroffen sind, könnte es zu einem explosionsartigen Anstieg der Populationen kommen.

Der Umgang mit dieser invasiven Art erfordere langfristige Strategien und ein koordiniertes Vorgehen, um die heimische Fauna und insbesondere die Bienen zu schützen – und damit letztlich auch die Lebensgrundlagen der Schweizer Landwirtschaft und der Biodiversität insgesamt zu bewahren.

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