Die Situation am deutschen Schweine- und Ferkelmarkt spitzt sich weiter zu. Die Marktverwerfungen durch die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen und durch die Corona-bedingt begrenzten Schlachtkapazitäten in der Fleischwirtschaft lassen die Überhänge an schlachtreifen Schweinen anwachsen.
Vor diesem Hintergrund fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, Bund, Länder und Fleischwirtschaft dazu auf, alle Möglichkeiten zur Bereitstellung zusätzlicher Schlachtkapazitäten zu nutzen.
"Unsere Schweinehalter leiden massiv unter dem eingebrochenen Schlachtschweine- und Ferkelpreis und den logistischen Problemen bei der Vermarktung. Wir haben kein Absatzproblem, sondern einen Kapazitätsengpass in Schlachtung und Zerlegung, den wir durch zusätzliche Schichten oder Schlachttage an Wochenenden oder Feiertagen entschärfen müssen. Wir brauchen schnelle, konsequente und abgestimmte Maßnahmen, um noch drastischere Folgen für die Wertschöpfungskette abzuwenden. Diese gefährliche Mischung aus Corona-Folgen und Afrikanischer Schweinepest droht den Strukturwandel deutlich zu beschleunigen", warnt Rukwied.
Corona-Ausbruch bei Schlachthof von Vion
Im Nordwesten von Niedersachsen ist jetzt erneut ein Schlachthof von einem Corona-Massenausbruch betroffen. Innerhalb eines Tages gab es auf dem Vion-Schlachthof in Emstek 48 neue Fälle, wie Landrat Johann Wimberg am Mittwoch laut NDR sagte. Insgesamt seien bisher 63 Mitarbeiter infiziert. Zusammen mit dem Konzern habe man daher vereinbart, die Arbeit in dem Betrieb zunächst einzuschränken. Anstatt rund 11'000 sollen vorerst nur noch 7'000 Schweine täglich geschlachtet werden - in nur noch einer Schicht. Außerdem sollen ab sofort alle Mitarbeiter täglich auf Corona getestet werden, berichtet Dow Jones News. Sollte sich die Lage in den kommenden Tagen weiter verschärfen, schliesst der Landrat weitere Massnahmen, wie das komplette Schliessen des Schlachthofes, nicht aus.
Der Landkreis Emsland hat jetzt die Schliessung des Tönnies-Schlachthofes in Sögel für 22 Tage verfügt. Dort wurden bislang 112 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet, berichtet die "agrarzeitung" online. Der Konzern wehrt sich und beantragt eine einstweilige Verfügung dagegen. Man habe in den vergangenen Tagen zahlreiche Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor neuen Infektionen mit den Behörden des Emslandes abgestimmt und installiert. "Diese Massnahmen greifen und zeigen erste Erfolge", so die Konzernleitung.