Der spanische Bauernverband Asaja hat nach den starken Unwettern mit extremen Regenfällen im Osten und Südosten Spaniens von Mitte September eine erste konkrete Schadensschätzung vorgelegt. Demnach belaufen sich die Verluste für den Agrarsektor insgesamt auf rund 550 Mio. Euro (596 Mio. Fr.).
Auf einer Anbaufläche von 56'060 ha sei ein Totalschaden zu verzeichnen, berichtete Asaja am vergangene Woche in Madrid. Dieser zieht nach seinen Berechnungen unmittelbare Erlösausfälle für die Landwirte in Höhe von 305 Mio. Euro (331 Mio. Fr.) nach sich. Hinzu kämen Einbussen für die Exporteure von 245 Mio. Euro (265 Mio. Fr.).
Betriebsaufgabe droht
Darüber hinaus müsse noch der „immense Schaden“ hinzugerechnet werden, der an der landwirtschaftlichen Infrastruktur entstanden sei. Allein im Gemüseanbau bezifferte Asaja die betreffenden Kosten auf 139 Mio. Euro (151 Mio. Fr.), bei Zitrusfrüchten auf 78 Mio Euro (85 Mio. Fr.). Angesichts der „sehr ernsten“ Situation in der Landwirtschaft forderte Asaja die Madrider Zentralregierung auf, den Bauern unverzüglich Liquiditätshilfen zukommen zu lassen.
Anderenfalls seien viele Landwirte zur Betriebsaufgabe gezwungen. Dazu müsste das betroffene Areal zum Katastrophengebiet erklärt werden. Insgesamt benötige die Landwirtschaft 500 Mio. Euro (542 Mio. Fr.) an Soforthilfen von der Regierung. Der spanische Bauernverband sieht angesichts der Schäden ansonsten den Generationenwechsel und die Kontinuität der landwirtschaftlichen Tätigkeit in den betroffenen Regionen in Gefahr.
Asaja zufolge liegt die Abdeckungsquote des Wintergemüseanbaus bei Ernteversicherungen mangels deren Attraktivität bei weniger als 7%. Somit seien in diesem Fall „ausnahmsweise zusätzliche Massnahmen“ völlig gerechtfertigt.
Witterungslage abwarten
Etwas positiver gestimmt zeigten sich die Anbauer von Tafeltrauben im mittleren Vinalopó. Vieles werde nun auch von den Witterungsbedingungen der nächsten Tage abhängen, so die Einschätzung vor Ort. Die Landwirte hofften nun auf windiges Wetter und nicht allzu hohe Temperaturen, damit die Trauben abtrocknen könnten.
Ein Problem ist laut Asaja, dass viele Parzellen sehr nass sind. Dadurch hätten Erntearbeiten nicht maschinell durchgeführt werden können, und die Arbeit sei von Hand ausgeführt worden, berichtete der Verband. Die Winzer hofften ebenfalls auf ein schnelles Abtrocknen der Trauben und Weinberge, bevor der Pilz- und Fäulnisdruck an den Rebstöcken zunehme.
600 Liter Regen pro Quadratmeter
Besonders betroffen von den starken Unwettern mit extremen Regenfällen im Osten und Südosten Spaniens waren die Provinzen Murcia, Alicante und Valencia sowie Alemería, Málaga und Granada. Die Unwetter waren am 11. September über der Region niedergegangen. Manchenorts fielen den Meteorologen zufolge innerhalb von 15 Stunden mehr als 600 l Regen pro Quadratmeter.
Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas hatte sich in Murcia ein Bild von der Lage gemacht. Er sicherte den Landwirten zu, das Ausmass der Schäden an Kulturpflanzen, Vieh und Infrastruktur prüfen zu lassen, um dann über mögliche Hilfsmassnahmen zu entscheiden.