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«Auf der Alp tickt die Uhr anders»

Menschen und Tiere leben während rund 100 Tagen auf dem «Mutteli» im Toggenburg. Es ist ein bescheidenes Dasein, denn Wasser gibt’s nur aus der Regentonne, und was gebraucht wird, trägt das Maultier Nuschka zur Hütte.

Adi Lippuner |

 

 

Menschen und Tiere leben während rund 100 Tagen auf dem «Mutteli» im Toggenburg. Es ist ein bescheidenes Dasein, denn Wasser gibt’s nur aus der Regentonne, und was gebraucht wird, trägt das Maultier Nuschka zur Hütte.

60 Rinder, 40 Toggenburger Geissen, 25 Gitzi, ein Maultier, ein Esel, eine Hündin mit ihrem Nachwuchs und die Familie Hagmann mit Mutter Evi, Vater Bruno und den beiden Söhnen Thomas (11) und Jonas (9) verbringen den Alpsommer bereits das zehnte Mal hoch über dem Obertoggenburg, auf der Alp Mutteli.

Es ist eine abgeschiedene Welt, denn die Alp ist auf dem letzten Stück nur zu Fuss erreichbar. Weder Motorenlärm noch Fernsehen oder Computer lenken ab, und so ist die Aussage von Bruno Hagmann, «hier oben auf dem Mutteli ticken die Uhren anders», nachvollziehbar.

Gutes Einvernehmen

Doch was ist es, das Hagmanns immer wieder in diese wilde Welt am Fusse der Schattenwand unterhalb des Säntis zieht? «Ich könnte mir den Sommer im Tal einfach nicht vorstellen», so Evi Hagmann. Zudem sei es eine ideale Kombination, «wir sind von der Alpenverwaltung Laui-Gräppelen-Mutteli angestellt und können unsere eigenen Geissen mit auf die Alp nehmen». Zudem bestehe ein gutes Einvernehmen mit den Alpverantwortlichen, «denn diese lassen uns weitgehend freie Hand, und so macht die Arbeit, auch wenn sie im steilen Gelände oft anstrengend ist, einfach Freude», betont die Älplerin.

Ein Blick aufs Gelände zeigt: Wer auf dem Mutteli das Vieh betreuen will, muss körperlich fit sein und sich sicher wie eine Gämse bewegen. Denn das beweidbare Gebiet umfasst rund 45 Hektaren, dazwischen gibt es schroffe Felswände und Absätze. Doch nicht nur Mutter Evi Hagmann trägt den Alpvirus in sich, auch wenn ihre Älplerkarriere schon vor der Heirat mit Bruno begann. «Ich arbeitete früher in einem Büro, machte dann eine Zusatzausbildung bei der Post und nutzte den Sommer 1995, um erstmals z’Alp zu gehen.»

Wasser, ein knappes Gut

Wasser für die Tiere gibt es, verteilt auf dem Alpgebiet aus im Boden eingelassenen Betonbehältern. Zudem wird das Regenwasser vom Hütten- und Stalldach gesammelt. «Das Trinkwasser und das Wasser, welches für die Herstellung des Geisskäses benötigt wird, bringen wir vom Heimbetrieb in Sax auf die Alp», ist vor Ort zu erfahren. Im Klartext heisst dies: Bruno Hagmann muss das kostbare Nass in passende Behälter abfüllen, diese dann mit dem Auto bis zum Abstellplatz am Ende des Alpweges transportieren, und dann mit dem  Maultier Nuschka das kostbare Nass in rund 20 Minuten bis zum Ziel säumen.

Doch trotz des fehlenden Komforts ist die ganze Familie vom einfachen Leben auf der Alp begeistert. Die beiden Söhne verbringen die Nacht auf dem Mutteli, um dann frühmorgens mit ihrem Vater wieder ins Tal zu gehen. «Es ist nicht immer leicht, wir müssen schon um sechs Uhr aufstehen», meint Thomas.

Konkret bedeutet dieses Arrangement, dass Evi Hagmann während der Wochentage von frühmorgens bis am Abend allein auf der Alp ist. Die beiden Söhne gehen zur Schule, und Ehemann Bruno erledigt die anfallenden Arbeiten auf dem Heimbetrieb. Zum Schlafen ist die Familie dann wieder zusammen, und das Wochenende wird auf dem Mutteli verbracht. «Wir freuen uns schon auf die fünf Wochen Sommerferien, dann dürfen wir die ganze Woche hier oben bleiben», ist von den Buben zu hören.

Erstmals Masttiere

Besitzer der Alp Mutteli ist die Alpenverwaltung Laui-Gräppelen-Mutteli. Die Rinder, welche ihren Alpsommer in einer Höhenlage zwischen rund 1600 und knapp 2000 Meter über Meer verbringen, stammen von Bauern aus den Dörfern Wildhaus und Alt St.Johann.

«Erstmals haben wir diesen Sommer auch Tiere eines auswärtigen Landwirts auf dem Mutteli», ist von Josef Bollhalder, Alpmeister und Kassier der Alpenverwaltung, zu erfahren. Und beim Besuch auf dem Mutteli fallen die 15 Masttiere auf. «Sie sind erstmals auf einer Alp und leben sonst in einem Laufstall», erklärt Evi Hagmann. Deshalb sei viel Geduld und Einfühlungsvermögen notwendig, «denn sonst habe ich keine Chance, diese Tiere im Stall anbinden zu können.»

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