Fütterung und Management sollen Ferkelverluste möglichst tief halten. Nun verspricht auch die Zucht mehr Erfolg. Dies dank einem Projekt der Suisag.
In den letzten Jahren konnte die Anzahl lebend geborener Ferkel (LGF) züchterisch sowie durch professionelleres Management deutlich gesteigert werden. Bereits seit 2004 wird mit der Ferkelaufzuchtrate (FAR) auch die Aufzuchtleistung der Sauen züchterisch bearbeitet. Durch diese Massnahme und gleichzeitige Verbesserungen im Management der Würfe konnten die Saugferkelverluste in den letzten Jahren bei steigenden Wurfgrössen stabil gehalten werden. Die zusätzlich geborenen Ferkel werden also in der Regel auch erfolgreich abgesetzt.
Infos aus 2000 Würfen
Im Jahr 2009 startete die Suisag ein Projekt, um neue, potenzielle Selektionsmerkmale für Mutterlinien zu evaluieren. Während gut eines Jahrs wurden auf zehn Kernzuchtbetrieben bei über 2000 Würfen zusätzliche Informationen erfasst. Soweit möglich, wurden Geburtsverlauf und Dauer durch die Züchter beurteilt. Per «geschultes Auge» stellten die Züchter fest, wie viele Ferkel im Wurf untergewichtig (<1kg) geboren wurden. Systematisches Fiebermessen nach dem Abferkeln ist bei vielen Sauenhaltern heute zur MMA-Früherkennung Praxis (Mastitis – Gesäugeentzündung, Metritis – Gebärmutterentzündung, Agalaktie – Milchmangel, Milchlosigkeit).
Auch in den zehn Betrieben wurden die Temperaturen systematisch gemessen und an die Suisag weiter geleitet. Daneben wurden MMA-Symptome (z.B. Sau frisst nicht) und konkrete Behandlungen ebenfalls notiert. Schliesslich wurden die Würfe um den 14. Lebenstag nochmals beurteilt (wie viele Ferkel sind noch da, wie ausgeglichen sind sie?). Nach der notwendigen Plausibilisierung der Daten wurden die verschiedenen Merkmale genetisch ausgewertet. Dabei zeigte der Anteil untergewichtiger Ferkel im Wurf (AUF) eine ansprechende Erblichkeit von etwa 10 Prozent.
Wurfgrösse und -gewicht
Dieses Merkmal wird bereits seit Herbst 2009 von allen Herdebuchbetrieben erhoben. Man kann somit auch züchterisch die Häufigkeit stark untergewichtiger Ferkel verringern. Allerdings wird dadurch der weitere Zuchtfortschritt bei den Wurfgrössen geringer, weil die Anzahl untergewichtiger Ferkel und die Wurfgrösse züchterisch ungünstig gekoppelt sind. Erfreulicherweise bietet das neue Merkmal aber auch gute Chancen, die Saugferkelverluste weiter zu verringern, denn vor allem untergewichtige Ferkel haben schlechtere Überlebenschancen in der Säugezeit. Wenn zukünftig weniger untergewichtige Ferkel geboren werden, sollten die Saugferkelverluste somit sinken.
Züchterische Massnahmen wirken in der Regel nur langsam. In diesem Zusammenhang ist deshalb wichtig, zu erwähnen, dass auch durch eine optimierte Fütterung der Sauen in der (Hoch-)Trächtigkeit die Geburtsgewichte der Ferkel rascher angehoben werden können.
Seit 20. Juni 2011 schätzt die Suisag bereits täglich Zuchtwerte für das neue Merkmal Anteil untergewichtiger Ferkel (AUF). Die Herdbuchzüchter können sich jetzt mit dem neuen Zuchtwert vertraut machen. Ab Anfang 2012 wird der neue Zuchtwert auch in den Reproduktions- und Gesamtzuchtwert und damit in das Zuchtziel der Mutterlinien aufgenommen.
Sauenblatt wird angepasst
Das Ziel ist, dass zukünftig noch mehr Ferkel pro Wurf abgesetzt werden können. Dies soll aber verstärkt durch noch weniger Saugferkelverluste erreicht werden.
Die Erblichkeiten der anderen im Projekt erhobenen Merkmale waren ernüchternd und lagen im Bereich von 2 bis 5 Prozent, sodass eine züchterische Bearbeitung nicht erfolgversprechend erscheint.
Einzig die gemessenen Temperaturen erreichen höhere Erblichkeiten im Bereich 5 bis 8 Prozent. Allerdings liegen noch zu wenig Daten vor, um hierzu fundierte Aussagen treffen zu können. Deshalb wird das Suisag-Sauenblatt nun angepasst, um den Herdbuchbetrieben die Möglichkeit zu geben, die häufig ohnehin gemessenen Temperaturen auch an die Suisag zu melden. Mit mehr Daten soll die genetische Analyse später wiederholt werden. Vielleicht ist langfristig eine Zucht auf «weniger MMA-Anfälligkeit» ähnlich wie heute schon bei den Milchkühen (Mastitis bzw. Zellzahl) möglich.
*Der Autor arbeitet bei der Suisag. Weitere Infos im Merkblatt «Wenig Ferkelverluste in grossen Würfen» auf www.suisag.ch