Vor einer Bedrohung der bäuerlichen Landwirtschaft durch die geplante Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) der EU und den USA und das bereits abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) warnen die Autoren einer neuen Studie „Ausverkauf der Landwirtschaft - Agrarkonzerne wollen mit TTIP das Ruder übernehmen“.
Die am vergangenen Donnerstag veröffentlichte Studie des amerikanischen Instituts für Landwirtschaft und Handelspolitik (IATP) führt an, dass TTIP zu einer wachsenden Marktmacht der Konzerne führen würde, in dessen Folge auch immer mehr Bauern vor allemin Europa ihre Höfe aufgeben müssten.
Diese Entwicklung stehe zivilgesellschaftlichen Forderungen nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und sozial gerechten Produktionsverhältnissen entgegen. Zudem werde die Agrar- und Handelspolitik stark beeinflusst. Co-Autorin und Leiterin von IATP-Europe, Shefali Sharma, erläuterte, dass die Fleischproduktion in den USA von Betrieben mit 18'000 Rindern geprägt sei, während man in Europa ab 200 Rindern von einem Grossbetrieb spreche.
Die Produktion von Fleisch sei stark industriell geprägt. In den letzten 20 Jahren hätten in den USA 90% der Schweinebetriebe aufgeben müssen. Mit Handelsabkommen wie TTIP werde dieses Agrarkonzept nach Europa exportiert. Konsumenten in Europa sollten sich darüber bewusst werden, dass durch TTIP europäische Standards wie die Lebensmittelkennzeichnung beeinträchtigt werden könnten, so Sharma.
Beispielsweise sei im vergangenen Jahr das US-amerikanische Kennzeichnungsgesetz für Fleisch durch Kanada und Mexiko mittels der Welthandelsorganisation (WTO) zu Gunsten der Interessen der nordamerikanischen Fleischindustrie aufgehoben worden. Unter dem neuen US-Präsidenten, Donald Trump, sei zu erwarten, dass multinationale Fleischkonzerne Zutritt zum amerikanischen Landwirtschaftsministerium erhalten werden.
Die Hauptautorin der Studie, Sharon Treat, ist sich sicher, dass US-Agrarkonzerne viele Vorteile durch TTIP bekommen werden, auch wenn die Verhandlungen derzeit pausierten. Der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Martin Schulz, befürchtet, dass die Entwicklung in Nordamerika auch die europäische Tierhaltung einzuholen drohe. Man wolle keine globalen, sondern lokale, differenzierte und zukunftsweisende Märkte.