Der Abgesang auf den Diesel wird wegen drohender Fahrverbote lauter: Toyota, der zweitgrösste Autobauer der Welt, kündigte auf dem Genfer Autosalon an, in Europa künftig keine neuen Automodelle mehr mit Dieselmotoren anzubieten. Auch Fiat Chrysler geht auf Distanz.
Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne sagte am Dienstag beim ersten grossen Treffen der Branche in Europa: «Wir werden die Abhängigkeit vom Diesel substanziell verringern.» Zuvor hatten schon Volvo und Porsche den Selbstzünder in Frage gestellt.
Verbote drohen
Matthias Müller, Chef des Weltmarktführers Volkswagen, hielt dagegen: «Ich bin fest überzeugt, dass der Diesel ein Revival erleben wird.» Der Konzern aus dem deutschen Wolfsburg will - wie auch viele Oberklasse-Hersteller - nicht auf die Technologie verzichten. Denn ohne sie, so die Befürchtung, sind strengere Abgasziele nicht zu erreichen, weil Dieselfahrzeuge weniger Sprit verbrauchen und daher weniger CO2 erzeugen.
Wegen der hohen Stickoxidbelastung insbesondere durch ältere Dieselautos in einigen Städten hatte das deutsche Bundesverwaltungsgericht in Leipzig aber vergangene Woche den Weg für Fahrverbote frei gemacht. VW-Chef Müller mahnte deshalb zur Eile. Er sprach von einem Bündel an Massnahmen, um die Luftbelastung zu senken: Es reiche vom Umtausch weiterer älterer Diesel in solche mit moderner Euro-6-Abgasnorm über den verstärkten Einsatz des Erdgasantriebs bis hin zu Elektroautos, die in grösserer Zahl auf die Strassen kommen sollen.
VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann sagte in Genf: «Wir sollten lösungsorientiert arbeiten und nicht per se eine Technologie in die Abstellecke stellen, nur weil es gerade populär ist.» Allerdings machen viele Verbraucher angesichts immer neuer Negativ-Schlagzeilen einen Bogen darum - die Dieselzulassungen sinken.
Mehr Hybridmodelle verkauft
Rivale Toyota teilte mit, Hybridmodelle seien in den Kernsegmenten gefragter als Dieselfahrzeuge. Im vergangenen Jahr steigerten die Japaner den Absatz von Hybridfahrzeugen um 38 Prozent auf 406'000, was 41 Prozent aller 2017 verkauften Autos des Konzerns entspreche. Der Dieselanteil lag den Angaben zufolge bei unter zehn Prozent. Wie Toyota weiter mitteilte, werden für Nutzfahrzeuge wie den Land Cruiser auch weiter Dieselmotoren angeboten.
Fiat Chrysler plant laut «Financial Times», bis 2022 keine Autos mehr mit Dieselantrieb herzustellen. Die Kosten seien zu hoch, die Nachfrage aber kollabiert. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Entscheidung für das Auslaufen des Diesels im Juni verkündet wird. Zur Fiat-Chrysler-Gruppe gehört auch die Geländewagenmarke Jeep.