Auf der Swiss Future Farm in Tänikon TG wird in einem mehrjährigen Projekt der Einsatz von innovativer Technik in der Landwirtschaft ausprobiert. 2021 standen Feldversuche zur Maisaussaat mit dem autonomen Roboter Fendt Xaver sowie zur präzisen Zuckerrübenaussaat und zur mechanischen Unkrautbekämpfung im Zentrum.
Auf einem Feld fährt ein dreirädriges Gerät völlig selbständig und über GPS gesteuert die langen Ackerfurchen entlang und sät dabei Mais aus. Die Landwirtin oder der Landwirt sind nicht zu sehen, sie sind mit anderen Arbeiten beschäftigt.
Fünfjähriges Projekt
Ob dieses Bild den künftigen Alltag in der Landwirtschaft zeigt, ist vorläufig noch offen. Technisch ist der autonome Einsatz von Robotern bereits möglich, noch braucht es aber eine direkte Überwachung der Maschinen durch den Menschen.
Auf der Swiss Future Farm im thurgauischen Tänikon werden solche innovativen Entwicklungen in der Praxis getestet. Ein fünfjähriges Projekt solle zeigen, wie ein Landwirtschaftsbetrieb komplett auf neue Technologien umgestellt werden könnte, erklärte Nils Zehner, Agronomy and Farm Solutions Manager, an der Medienorientierung vom Dienstag in Tänikon.
Autonome Roboter für die Maisaussaat
Zu den vorgestellten Neuerungen, die bereits ausprobiert wurden, gehörte ein elektrisch betriebener Roboter, der für die Maissaat eingesetzt werden kann. Für den Versuch wurde die Ernte mit einer Aussaat nach der herkömmlichen Methode verglichen. Kann im Maisanbau ein Säroboter mit herkömmlichen Sämaschinen mithalten? Diese Frage stellte sich Nils Zehner von der Swiss Future Farm, als er sich Gedanken zum Robotik-Aussaat-Versuch beim Mais machte.
Der Körnermais wurde mit dem 180 kg leichten Fendt Xaver mit unterschiedlicher Ballastierung in verschiedenen Tiefen ausgesät. Bei einer Standard-Ablagetiefe von 5 cm und der geringsten Ballastierung konnte der höchste Erlös erzielt werden. Zudem zeigte sich, dass die Erträge in den Streifen, die mit dem Roboter gesät wurden, ertragsmässig im betriebsüblichen Bereich lagen. Im Bereich des betrieblichen Datenmanagements konnten 2021 durch die Umstellung auf eine Cloud-Lösung wesentliche organisatorische Vereinfachungen herbeigeführt werden.
Höhere Zuckererträge dank tieferer Ablage
Der Anbau von Zuckerrüben rückläufig ist, doch dank zusätzlicher Förderung soll der Anbau wieder steigen. Die SFF hat auch hier Versuche durchgeführt. Bei der Zuckerrübe wurde der Effekt der Ablagetiefe des Saatkornes auf den Ertrag während drei Jahren in Aussaatversuchen mit der Precision-Planting-Einzelkorn-Sämaschine untersucht. Die höchsten Zuckererträge wurden im Durchschnitt der Versuchsjahre mit einer Ablagetiefe von 3,8 cm erzielt, während die praxisübliche Ablagetiefe von 2,5 cm geringere Erträge lieferte.

SFF
Autonom funktioniert ein mit Sensoren ausgestatteter «Werkzeugträger», der mit unterschiedlichen Geräten ausgerüstet bei der Feldarbeit eingesetzt werden kann. Der «Robotti» scannt seine Umgebung und würde bei einem Hindernis anhalten. Er muss trotzdem überwacht werden, beispielsweise via Laptop.
Das Gefühl für den richtigen Moment
Bei der Robotertechnik stehe man erst am Anfang, hiess es an der Präsentation. Die Möglichkeiten seien gross. Es werde sich dabei immer die Frage stellen, wieweit sich die Betriebe auf die Automatisierung einlassen wollten. Dabei spiele es auch eine Rolle, dass es immer schwieriger werde, Leute zu finden, die in der Landwirtschaft arbeiten wollten.
Neue technische Lösungen müssten allerdings nicht immer digital sein, sagte Zehner. Ein Beispiel dafür ist die Tiefendüngung von Rapsfeldern. Mit einer mechanischen Vorrichtung wird der Dünger 20 Zentimeter tief im Boden platziert, genau dort, wo sich später die Wurzeln der Rapspflanze entwickeln sollen.
Alternativen zum Einsatz von Herbiziden
Beim Anbau von Silomais wurde auf der Swiss Future Farm für die Unkrautbekämpfung ein mechanisches «Striegelverfahren» ausprobiert. Das Team der SFF hat 2020 begonnen und diese 2021 weitergeführt. Damit könnte der Einsatz von Herbiziden reduziert werden.
Dabei ist der richtige Zeitpunkt entscheidend: Der Boden muss trocken sein und die Maispflanze bereits so stark entwickelt, dass sie nicht ebenfalls herausgerissen wird. Bei der Suche nach dem richtigen Moment sei «das Gefühl des Landwirts massgebend», hiess es an der Medienorientierung. In einer umfassenden Deckungsbeitragsrechnung konnte gezeigt werden, dass das Striegelverfahren trotz der sehr nassen Bedingungen auch 2021 wirtschaftlich konkurrenzfähig zum Herbizidverfahren war.
Tiefenlockerung
Roman Gambirasio von der GVS Agrar AG und Mitglied des Operating Teams der SFF setzte sich mit der Frage auseinander, wie sich das Wachstum der Rapspflanzen bei einer Phosphat-Tiefendüngung auf 20 cm Tiefe sowie bei einer Tiefenlockerung verhält.
Der Versuch zeigte, dass die Ausbildung der Wurzel hauptsächlich von der Art der Bodenbearbeitung und weniger von der Art der Düngung abhängt. Der bisherige Forschungsstand, nach welchem der Raps in der Wurzelentwicklung von einem tiefgründig vorgelockerten Boden profitiert, wurde damit bestätigt.


