Wildschweine setzen der Landwirtschaft immer stärker zu. 2012 könnten die Schäden gross ausfallen, denn die Sauen vermehren sich überdurch-schnittlich. Die Jäger sind gefordert – doch ihr Konzept wird angezweifelt.
Schon im Herbst 2011 haben sich die Bauern in verschiedenen Regionen der Schweiz über grosse Flurschäden durch Wildschweine beklagt. Hansruedi Schlegel aus Ulmiz FR: «Das Schwarzwild hat, als es auf den abgeernteten Feldern nichts mehr fand, meine Bioweiden gepflügt. Bis sie wieder trittfest sind, wird es Jahre dauern.»
2012 wird mit grossen Schäden gerechnet
Etwas glimpflicher kam letzten Herbst das Baselbiet davon. «Wir rechnen aber 2012 mit grossen Schäden», betont Ignaz Bloch, Leiter Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen Baselland. Der Grund: 2011 war ein «Mastjahr», das den Sauen und ihrem Nachwuchs mit Buchennüssen und Eicheln einen reich gedeckten Tisch bescherte. «Die Tiere wuchsen schneller und wurden früher fruchtbar», so der Kantonstierarzt. Im bis anhin im Flachland milden Winter fielen kaum Frischlinge der Kälte zum Opfer.
Seit 1985 nehmen die Wildschweinbestände zu und damit auch die Schäden. Das Schwarzwild breitet sich zudem weiter aus und verbreitet sich auch südlich der Autobahn A1.
Jäger zweifeln Jagdkonzept an
Zwar ist mit der Anzahl Schweine auch die Anzahl Abschüsse angestiegen. Mit diesen Abschüssen, so sieht es das Wildschwein-Management von Bund, Kantonen, Jagd und Landwirtschaft vor, sollen die Bestände effektiv reguliert werden. Weitere Pfeiler des Konzepts sind Schadenverhütungsmassnahmen – also Einzäunen oder die Fruchtfolge anpassen – und Schadenvergütung.
Für die Regulierung der Bestände sind die Bauern auf die Hilfe der Jäger angewiesen. Diese kämpfen nicht nur mit den schlauen Schweinen, die sich nicht so leicht abschiessen lassen. Sie bezweifeln in ihrem Fachmagazin «Schweizer Jäger» auch das Jagdkonzept: «Erst drastische Eingriffe in die führenden Bachen würden zu deutlichen Bestandsverminderungen führen.»
Schweine dort schiessen, wo sie Schaden anrichten
Biobauer Schlegel hält fest: «Man müsste die Wildschweine dort schiessen, wo sie Schaden anrichten, nicht mitten im Wald.» So könnte man sie genug stark regulieren.
Kantonstierarzt Bloch seinerseits nimmt die Jäger, zumindest die im Baselbiet, in Schutz: «Wir werden den Jagddruck erhöhen, um den Schäden vorzubeugen. Dafür stellt der Kanton den Jägern sogar drei Nachtzielgeräte zur Verfügung.»


