Mit neuen Geschäftsideen können Landwirtschaftsbetriebe ihre Wertschöpfung steigern. Ein Beispiel dafür ist das «Baselbieter Bäuerinnen Apéro».
Eines war den Bäuerinnen aus dem Baselbiet von Anfang an klar: "Wenn wir das Projekt Baselbieter Bäuerinnen Apéro auf die Beine stellen, muss es professionell vorbereitet und durchgeführt werden", sagt Susanne Strub, eine der Initiantinnen. Sie ist von Anfang an dabei und hat zusammen mit zwei weiteren Frauen und dem Bäuerinnen- und Landfrauenverein beider Basel (BLVBB) auch die GmbH gegründet, die dem Geschäftsmodell heute den Rahmen und Rückhalt gibt.
Vor knapp zwei Jahren verstärkte sich die Idee einiger Bäuerinnen, gemeinsam grössere Apéros durchzuführen und damit ihre regionalen und saisonalen Produkte einer breiteren Kundschaft anzubieten. Sie erkundigten sich bei Berufskolleginnen, was diese von der Idee halten. "Die Reaktionen waren überwältigend", erklärt Strub. Ein Grossteil der Bäuerinnen zeigte sich auch bereit, mitzuhelfen. Aktuell sind bis zu 40 Frauen am Projekt beteiligt.
Weiterbildung im Projektmanagement
Die Kerngruppe bestand aus drei Bäuerinnen, einer Vertreterin der Hauswirtschaftsschule Ebenrain und der Geschäftsführerin des BLVBB. Gemeinsam besuchten die Frauen ähnliche Projekte von Bäuerinnen in Nidwalden und Luzern und sammelten dadurch wichtige Erfahrungen. In einem Projektmanagementkurs wurde später das Geschäftsmodell von der Basis her bearbeitet und aufgegleist. So war das Projektziel relativ rasch erarbeitet.
Doch als es darum ging, die Produktion, die Arbeitseinsätze, die Qualitätsanforderungen, die Organisation, die Kommunikation und ganz besonders die Finanzierung zu bewerkstelligen, waren die Frauen gefordert. "Sechs verschiedene Frauen mit der gleichen Idee aber manchmal mit sechs verschiedenen Meinungen", schildert Susanne Strub die Herausforderung mit der sie zeitweise konfrontiert waren. "Wir haben alle sehr viel gelernt", sagt die Bäuerin heute und ist froh, dass sie es trotz unterschiedlicher Meinungen geschafft haben, das Geschäftliche und das Private zu trennen und einen fairen und anständigen Umgang miteinander zu pflegen.
Zinslose Dahrlehen
"Es ideal, dass wir in der Region gut vernetzt sind und uns bei verschiedenen Stellen die Türen bereits offen standen", erklärt Strub, die ihrerseits als SVP-Landrätin und als Vorstandsmitglied der Bäuerinnen und Landfrauen über ein gutes Netzwerk verfügt. So gelang es den Frauen, auch die Finanzierung zu sichern. Der Bauernverband (BVBB) und der Bäuerinnen- und Landfrauenverein beider Basel (BLVBB) gaben ihnen ein zinsloses Darlehen von je 20'000 Franken.
Zudem unterstützte der Lotteriefonds das Projekt mit einem einmaligen Beitrag von 40'000 Franken. Das Kapital der GmbH dient als Reservekapital. Susanne Strub, Katja Gisin und Jeanette Imhof sowie der Bäuerinnen und Landfrauenverband sind Mitglieder der GmbH und haben je 5'000 Franken investiert.
Alles andere als Chips und Salzstängeli
Susanne Strub ist heute überzeugt, dass es gelungen ist, die finanzielle Starthilfe zu erhalten, weil sie ein transparentes Geschäftsmodell aufzeigen konnten, das den Bäuerinnen einen Stundenlohn von 25 Franken garantiert und deshalb auch die Wertschöpfung der Landwirtschaft stärkt. Dass die Bäuerinnen mit ihrem Angebot die Kundschaft zudem für saisonale und regionale Produkte begeistern können, ist ein positiver Nebeneffekt.
Sie habe in ihrer politischen Arbeit genügend Gelegenheit, bei herkömmlichen Apéros mit Chips und Salzstängeli dabei zu sein, erzählt Strub. Deshalb könne sie die Begeisterung der Kundschaft bei den Bäuerinnen-Apéros sehr gut nachvollziehen.
Regional und saisonal
Im Angebot der Bäuerinnen stehen drei verschiedene Apéros, die zwischen 15 und 32 Franken pro Person kosten. Dazu können verschiedene Zusatzangebote bestellt werden. Diese reichen von der Gemüsecrémesuppe bis zum Rotweingugelhopf. Oberstes Gebot ist die frische Zubereitung und die regionale Herkunft der Produkte.
Für Susanne Strub ist es selbstverständlich, dass alle Produkte nach einem einheitlichen Rezept frisch hergestellt werden. Dazu wurden auch entsprechende Schulungen durchgeführt. So kann auch jede Bäuerin während der Apéros über sämtliche aufgetischten Produkte Auskunft erteilen. "Die Vermarktung unserer Lebensmittel ist uns sehr wichtig und deshalb soll der Kunde wissen, was er isst", sagt Susanne Strub.
Mit Doodle wird geplant
Im Juni fand der Startschuss des Catering-Unternehmens statt. Bundespräsident Ueli Maurer, drei Regierungsräte und regionale Wirtschaftsvertreter waren anwesend. "Das war eine Sensation", sagt Strub heute. Dieser hohe Besuch sei beste Werbung gewesen. Die Anfragen seien wie von selbst gekommen und so konnten die Bäuerinnen in den vergangenen Monaten bereits zwischen 30 und 40 Apéros durchführen. Es habe auch schon Wochen mit bis zu drei Einsätzen gegeben, so Strub. "Da kommen wir dann an unsere Grenzen."
Die Einsatzleiterin plant die Einsätze ihrer bis zu 40 Bäuerinnen über das Onlinetool Doodle, das einigen Bäuerinnen am Anfang völlig unbekannt war und entsprechend Unbehagen auslöste. Doch heute funktioniere das ganz gut, sagt Strub und erzählt, dass sich einige Bäuerinnen erst durch ihren Apéroeinsatz regelmässig an den Computer setzen. Eben, wie heisst es so schön: "Hilfe zur Selbsthilfe und das auf vielschichtigste Art und Weise."