Als junge Frau hat Margrit Rubin begonnen, am Inforama Berner Oberland Hauswirtschaft zu unterrichten. Jetzt geht sie nach 43 Jahren in Pension. Der Beruf der Bäuerin hat sich in dieser Zeit stark verändert.
Einer Kursteilnehmerin ist es heute möglich, Module wie «Beherbergung von Gästen», «Gastronomie auf dem Bauernhof» oder «Direktvermarktung» zu besuchen. So präsentieren und verkaufen die angehenden Bäuerinnen ihre Produkte ab Hof professionell, inklusive dem Wissen über Deklarationspflicht. Bäuerinnen sind Unternehmerinnen. «Dies ist nicht immer so gewesen», weiss Margrit Rubin, wohnhaft in Aeschi bei Spiez BE. «Zu Beginn ihrer Zeit als Lehrerin für Hauswirtschaft an der Bergbauernschule Hondrich mussten die jungen Frauen die Allgemeinbildungsfächer und das Fach Säuglingspflege besuchen. Sogar Hühner metzgen.»
Zeitgemässer Unterricht
Auch steht das Bügeln von Stoffservietten nicht mehr im Vordergrund. «Aus Grossfamilien wurden Kleinhaushalte. Kochwäsche wird kaum noch gemacht – die Waschmittel haben eine grosse Entwicklung durchgemacht», stellt Margrit Rubin fest. «Materialien/Stoffe haben sich verändert, was zu vielen Arbeitserleichterungen im Haushalt führt. Bäuerinnen kommen heute ohne Bügeleisen aus – und man sieht es der Kleidung nicht an.»
Bücher als Hilfsmittel
Die damals 21-jährige Lehrerin Margrit Rubin hatte nach dem Lehrerinnenseminar kaum praktische Erfahrungen im bäuerlichen Haushalt und vielmehr noch: kaum Erwachsenenbildung. «Dies war eine Herausforderung im Unterricht. Zudem waren die Teilnehmerinnen der bäuerlich-hauswirtschaftliche Fachschule grösstenteils älter gewesen. So habe ich viele Fachbücher als Hilfsmittel zur Hand genommen», erzählt die Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Zum Unterrichtsplan von Margrit Rubin gehörten die Module Reinigungstechnik und Textilpflege; Familie und Gesellschaft sowie das Wahlmodul Textiles Gestalten. Bei allen Modulen liebt sie es, mit Experimenten die Grenzen in der Hauswirtschaft zu testen und zu veranschaulichen.
Fehler als Chancen
«Auch mochte ich es, wenn Fehler passiert sind», bestätigt die Lehrerin. «So konnte ich diese gleich im Unterricht mit den Teilnehmerinnen analysieren. Fehler wurden als Chancen wahrgenommen. Zudem wollte ich stets eine begründete Antwort auf Fragen, um die Überlegungen der Schülerinnen nachvollziehen zu können.»
Der gute Kontakt bleibt
Aufgewachsen in Brienz BE ist Margrit Rubin dem Berner Oberland treu geblieben. Zusammen mit Ehemann Christian Rubin führte sie einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb in Aeschi BE. Mehr als 40 Jahre lang durfte sie einen Teil der Ausbildung vieler Bäuerinnen sein. Die Begegnungen seien nicht nur eine persönliche Weiterentwicklung gewesen, sondern sie habe heute noch guten Kontakt zu den Kursteilnehmenden.
Ende August geht Margrit Rubin in Pension – mit Wehmut. Freut sich aber auch auf die kommende Zeit ohne Stundenplan. Ganz grosse Pläne stehen jedoch nicht an. Dennoch verrät sie: «Ich freue mich auf eine viertägige Velotour in den Jura. Erst an den Strassenkreuzungen will ich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll.»
Der Weg zur Bäuerin mit Fachausweis
Bäuerin mit Fachausweis – eine attraktive Weiterbildung für Frauen auf Landwirtschaftsbetrieben oder weitere interessierte Personen. Denn das Aufgabengebiet der Bäuerin reicht von der Organisation und Führung des bäuerlichen Haushalts über den wichtigen Bereich Produktion, Verarbeitung und Verwendung von Nahrungsmitteln bis zur partnerschaftlichen Mitwirkung im Unternehmen Landwirtschaftsbetrieb. Die Bildungszentren für Haus- und Landwirtschaft bieten die haus- und betriebswirtschaftlichen Module, welche der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) in Zusammenarbeit mit den Schulen erarbeitet hat, an. Diese Module können je nach Schule einzeln, berufsbegleitend oder als Vollzeit-Lehrgang besucht werden. So können sich alle Bäuerinnen und interessierte Personen ein individuelles Weiterbildungsangebot zusammenstellen. Um die schulischen Voraussetzungen für die Schlussprüfung Bäuerin (Berufsprüfung) zu erfüllen, braucht es neun Pflicht- und zwei Wahlmodule. Sie werden in den Themenbereichen Ernährung/Verpflegung, Haushaltführung, Gartenbau, Produkteverarbeitung sowie in land- und betriebswirtschaftlichen Inhalten gezielt geschult. Details und weitere Informationen zur Weiterbildung sind auf der Website des SBLV ersichtlich. www.landfrauen.ch. mgt/uru