Ein eher düsteres Bild der aktuellen Lage in der Corona-Pandemie hat BAG-Experte Patrick Mathys am Dienstag gezeichnet: Möglicherweise stehe die Schweiz an der Schwelle zu einer dritten Welle, sagte er vor den Medien in Bern.
«Die Fallzahlen steigen weiter, die Entwicklung ist äusserst unsicher, und es stellt sich die Frage, ob die Schweiz an der Schwelle zu einer dritten Welle steht», sagte der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Virus-Mutationen dominant
Die Reproduktionszahl sei derzeit bei 1,13. Mit dieser Reproduktionszahl sei davon auszugehen, dass sich die Fallzahlen in etwa alle vier Wochen verdoppeln würden. Nur in drei Kantonen und in Liechtenstein sei der R-Wert unter 1.
Die Virus-Mutationen seien dominant in der Schweiz, 80 Prozent der Neu-Infektionen gingen auf sie zurück. Im Vordergrund stehe die britische Variante, etwas seltener die südafrikanische Variante. Nur vereinzelt sei es zur Ansteckung mit einer der beiden brasilianischen Varianten gekommen.
Bei den Todesfällen und Hospitalisierungen sei leider kein weiterer Rückgang beobachtbar. Allerdings bestehe bei den über 64-jährigen keine Übersterblichkeit. Zuvor war dies 15 Wochen lang der Fall gewesen.
Dritte Welle «nicht eindeutig»
Auf eine Journalistenfrage, ob die dritte Welle in der Schweiz begonnen habe, sagte Mathys: «Nein. Eindeutig kann man das nicht sagen. Die Fallzahlen nehmen zu und es ist durchaus möglich, dass der Weg in diese Richtung führt.» Vier der fünf wichtigsten Faktoren des Geschehens änderten sich im Moment.
Einerseits seien das die Virusvarianten – es fänden mehr Ansteckungen statt als mit der alten Variante. Ausserdem sei jeder Öffnungsschritt mit einem Risiko verbunden. «Gleichzeitig sind wir am Impfen. Dies wird irgendwann zum Tragen kommen.» Am Schluss – und das sei der wichtigste Faktor – komme es auf die Bevölkerung an: «Ist sie weiterhin bereit, die Massnahmen mitzutragen?»
Die Lage sei fragil, sagte Mathys weiter. In Österreich und Italien nähmen die Ansteckungen stark zu. Die Impfungen seien ein Schlüsselfaktor für die weitere Entwicklung dieser Pandemie. Ab Mai würden deutlich mehr Impfungen durchgeführt. In der Schweiz seien aktuell 4,57 Menschen auf 100 Einwohner geimpft.
Abstand, Masken, Händewaschen
Zur Teststrategie sagte der BAG-Experte: «Wir wollen Ansteckungen rasch erkennen und Ansteckungsketten unterbrechen.» Die geringe Anzahl der Geimpften bei den Personen zwischen 50 bis 60 Jahren sowie die neuen Virus-Mutationen könnten zur Belastung für das Gesundheitssystem werden. «Das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Deshalb gelten die Grundregeln weiterhin: Abstand halten, Masken tragen und Hände waschen.»
Auf die Journalistenfrage, ob die Masken noch jahrelang getragen werden müssten, sagte Mathys: «Das ist noch offen. Es kommt drauf an, wie viele Leute aufgrund einer durchgemachten Erkrankung immun sind.» Über allfällige Öffnungen werde der Bundesrat befinden. «Die Situation ist sicher nicht die günstigste, um jetzt grosse Öffnungsschritte umzusetzen.»



Reale Zahlen sind: Anzahl Covid-Tote (dazu müsste das BAG endlich mal veranlassen, dass die Toten quantifiziert werden und genau, anhand transparenter Kriterien beurteilt werden, wer an und wer bloss mit Covid-19 gestorben ist).
Auch die Intensivbettenanzahl ist eine reale Zahl. Die ist rückläufig, gem. BR Berset.