Landwirt Walter Brechbühl aus Berikon AG darf nach einem Entscheid des Kantons seinen Kühen nachts keine Glocken mehranziehen. Er fürchtet um die Kuhglockentradition.
«Schweizer Bauer»: Können Sie kurz schildern, weshalb Sie den Tieren in der Nacht keine Glocken mehr anziehen dürfen?
Walter Brechbühl: Auf einer meiner Pachtparzellen dürfen meine Tiere nur noch tagsüber ihre Glocken tragen, zwischen 22 und 7 Uhr müssen die Glocken entfernt werden. Ein an die Parzelle angrenzender Nachbar hat Beschwerde wegen Ruhestörung/Lärmbelästigung eingereicht. Diese wurde vom Gemeinderat abgelehnt. Der Kläger hat die Beschwerde weiter vors Departement für Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau gezogen, dort wurde dann dieser Beschluss gefasst.
Gab es vorher bereits Anzeichen, dass die Glocken ein Problem sind?
Er hat sich bereits im Herbst 2018 plötzlich beschwert, dass ihn die Glocken stören und er nicht schlafen könne deswegen. Damals waren nur zwei Tiere mit Glocken auf der Weide. Im Maximum hat es sieben Tiere mit Glocken dort, aber auch nicht permanent, nur um die Weide abzugrasen, und dann gehen sie wieder. Ich weiss nicht, was er für ein Problem hat wegen dieser Glocken. Das direkte Gespräch hat er nie gesucht.
Wie geht es nun weiter?
Die Tiere werden auf dieser Parzelle nun ohne Glocken geweidet. Ich kann doch nicht am Abend um 22 Uhr die Tiere einstallen, ihnen die Glocken abnehmen, sie wieder rauslassen, um sie dann am nächsten Tag um 7 Uhr wieder zu holen, Glocken anziehen und erneut rauslassen. Ich muss das Urteil nun einfach schlucken. Ich bedauere das sehr, Kuhglocken sind bei uns Tradition, wir haben nie Kühe rausgelassen, ohne ihnen Glocken anzuziehen. Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet, dass der Kläger das Urteil weiterziehen wird.
Wieso?
Weil er ursprünglich gefordert hat, dass die Glocken auch an Kantonsfeiertagen und über die Mittagszeit abgenommen werden müssen. Ich sage jetzt einmal nicht, was im Kopf des Klägers wohl vorgehen muss, wenn jemand solche Forderungen stellt. Das Schlimme ist ja noch, dass es sich nicht einmal um einen Zugezogenen handelt, sondern um jemanden, der hier aufgewachsen ist und schon immer hier gelebt hat.
Was waren die Reaktionen auf Ihren Fall?
Ich habe sehr viel Unterstützung und Zuspruch erfahren. Der Verein Pro Kuhglocken hat über 50 Unterschriften gesammelt, währenddem die Gegenpartei rund 35 Unterschriften eingereicht hat. Ich wollte Einsicht in diese Dokumente nehmen, habe aber keine bekommen. Befreundete Bauern haben zudem bezüglich des Falls einen Umzug durchs Dorf organisiert mit alten Traktoren, Kühen mit Glocken und Ziegen mit Glocken. Ich denke, der Kläger hat sich mit seiner Aktion keine Freunde geschaffen. Trotz allem bedauere ich den Entscheid. Ich habe das Gefühl, das ist der Anfang, dass man das Vieh bald nicht mehr mit Glocken rauslassen darf.



Bald müssen wir alle Schweizer Tradizionen aufgeben nur weil unser Volk am verblöden ist, und wir uns alles Diktieren lassen????????????Schweiz Demokratisch????????????????????
Da frage ich mich manchmal schon, was im Kopf von manchen Bauern vorgeht. In der dicht besiedelten Schweiz kann man halt nicht jede Tradition bis zum Gehtnichtmehr aufrechterhalten!
Oder geht's dabei etwa nur um: 'Denen zeigen wir es jetzt erst recht!' ?
Wenn jemand aufgrund des Glockenlärms nicht mehr gut schlafen kann, ist das doch ein Problem!, Ich hätte volles Verständnis und würde die Glocken abnehmen.
Mein lieber Scholli! Bitte achten wir Bauern alle zusammen auf die Beziehung zu unseren Nachbarn und seien gute Vorbilder.