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Bald ist Schluss mit Melken

 

Wenn ein leidenschaftlicher Viehzüchter seine Tiere verkauft, bedeutet dies eine Zäsur, einen Einschnitt ins Lebensgefüge. Beat Nyffenegger aus Kienberg SO macht diesen Prozess gerade durch und erzählt davon.

 

Dieser Artikel wurde am 28. Juli 2022 erstmals publiziert.

 

Beat Nyffenegger ist ein Fan von schönen Kühen, schon seit der Jungzüchterzeit. Heute ist er 57 Jahre alt und blickt zufrieden auf einige züchterische Erfolge unter seinem Präfix Egghof zurück.

 

Die Jonn-Tochter

 

Gertrude, geboren 1990, war mit EX 90 seinerzeit eine der schönsten und leistungsstärksten Jonn-Töchter, leistete über 100’000 kg Milch und erreichte Gold-Medal-Status. Ihre Enkelin Faber Goldrose GM EX 91 war Miss RH an der Eliteschau Solothurn und Gertrudes letzte Enkelin, die rote Frontrunner Galanda EX 90 GM, lebt noch heute mit bald 100000 kg Lebensleistung auf dem Betrieb.

 

Gerdolph RF war einer der wenigen Rudolph-Söhne, der in den Zweiteinsatz kam. Zwei Zuchtfamilien aus dieser Linie konnte er präsentieren, eine wurde diesen Frühling mit 81 Punkten bewertet. «Rund zwei Drittel des Bestandes gehen auf Gertrude zurück», sagt Nyffenegger und macht sich auf den Weg zur Weide, um seine Kühe zu zeigen.

 

Seine Auftritte im Schauring sind selten geworden, was aber nicht heisst, dass seine Tiere nicht mehr attraktiv wären. «Ich habe in den letzten Jahren rund 80 Prozent Genomstiere aus ausgewiesenen Kuhfamilien eingesetzt, in jüngerer Zeit gesext.» Stiere, die bei ihm nachhaltigen Einfluss hatten, waren Goldwyn und Applejack, aktuell sind dies schöne Jungkühe von Rager und Bad.

 

Kühe gehen weg

 

«Bis nächsten Frühling werden wir die rund 35 Kühe verkaufen», haben Beat und Theres Nyffenegger entschieden. Ihr Sohn Michael, der Konstrukteur und Landwirt ist, will den Betrieb wohl weiterführen, aber nicht mit Milchkühen. Und der vor 15 Jahren erweiterte Stall müsste erneut den aktuellen Anforderungen angepasst werden. Ausschlaggebend für diesen Entscheid ist jedoch ein medizinischer Befund, den Beat Nyffenegger im letzten November entgegennehmen musste. Ein Hämatom im Kopf musste notfallmässig operiert werden.

 

«Ich hatte Sprachstörungen, und mein Erinnerungsvermögen nach der Operation war beeinträchtigt», erinnert er sich. Er, der in jüngeren Jahren erfolgreicher Laufsportler war. Zum Glück war der Eingriff erfolgreich und hat keine bleibenden Schädigungen hinterlassen. Aber er führte dazu, dass er sich ein paar Jahre früher als gedacht von seinen Kühen trennen wird. «Teilweise über die Auktion in Burgdorf, aber auch privat ab Stall.» Jetzt sei der Zeitpunkt ideal, die Marktlage passt.

 

Perspektive für Junge?

 

«Wie sollen Junge zukünftig mit Perspektive Milch produzieren?», fragt er sich. Nyffenegger ist ein kritischer Denker, der Zusammenhänge und Vorgänge hinterfragt. Geprägt durch Diskussionen mit seinem kürzlich verstorbenen Schwiegervater Pius Steinmann, der viele Jahre Präsident der damaligen Aargauer Zentralmolkerei war, beschäftigt ihn der Milchmarkt, auch wenn er nie im Vorstand einer Milchorganisation gesessen ist.

 

«Die Milchverbände fühlen sich gut, wenn sie den Produzenten aktuell rund 15 Prozent mehr Milchpreis auszahlen. Aber unsere Hilfsstoffe, allen voran Treibstoffe, Kraftfutter und Dünger, sind um 30 bis 60 % teurer geworden.» Man könne nicht immer mit dem Weltmarktpreis argumentieren. Tatsache sei, dass Milch kein Überschussartikel mehr sei. Der Veredelungsverkehr und die Butterimporte sprächen ihre eigene Sprache. Der ökologische Fussabdruck der Milchproduktion sei nicht so schlecht, wie oft dargestellt. Die Marktplayer schlügen Kapital daraus, und der Produzent habe die Arbeit, aber zu wenig Anteil an der Wertschöpfung, gibt er zu bedenken.

 

Dann klingt auch ein Hauch Resignation mit: «Die Bauern müssten mehr Einigkeit zeigen.» Vom Bildungszentrum Wallierhof habe er die Umstellung seines 30-ha-Betriebs rechnen lassen. Die favorisierte Umstellung, die Aufzucht von Rindern, gebe zwei Drittel weniger Arbeit, das Einkommen würde dabei halbiert. Sohn Michael werde mit der Unterstützung von Vater Beat wieder mehr Ackerbau betreiben und Rinder aufziehen. Und der Senior hat ab Herbst einen Job in der Fütterungsberatung, wo ihm seine Erfahrungen als Praktiker zugute kommen werden. Und er wird immer noch schöne und gute Kühe zu sehen bekommen.

Kommentare (12)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Konsument | 31.07.2022
    Ich danke Beat Nyffenegger und seinen vielen Bauernkollegen für die langjährige Treue im Dienst an Natur und Ernährung.
  • Jörg Hasler | 30.07.2022
    Jörg meint!
    Wenn man den Bauern, mit Fadenscheinigen Sprüchen die Lebensqualität nimmt,
    Mit den Einfuhren mit Butter, Käse, Milch usw muss man sich nicht wundern, wenn die Bauern den Bettel hin schmeissen!
  • Heinz | 29.07.2022
    Kein erwachsener Mensch braucht Kuhmilch.
    • No Heinz | 30.07.2022
      Niemand braucht so einen Heinz...
  • Othmar Sauter | 29.07.2022
    Hoffentlich sehen viele ein, dass Milch doch eines der günstigsten Grtränke und Nahrungsmittel ist !! Ich erhalte mich damit gesund seit über 80 Jahre! Eine Preiserhöhung würde ich unterstützen dies ist überfällig!!
  • ueli keller nürensdorf | 29.07.2022
    Gute Miene zum bösen Spiel !
    Lebenserfahrung drängt zu vorsichtigen Worten . Es ist nicht leicht, mit so einem Schritt eine Zäsur einzuleiten. Ich wünsche den betroffenen Personen alles Gute . Es ist hart, im Wissen Gutes zu tun, der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen ; verantwortungsvolle Arbeit zu verrichten , und am Schluss bei der Rechnungsstellung ( Milchpreis ) mit fadenscheinigen Argumenten zum Depp verkauft werden.
  • Rolf Gilgen | 29.07.2022
    Da ist mal wieder ein Mann der nur das auf Foto sieht was er sehen will.
    Ich sehe auf jedenfall zufridene Tiere.Ansonsten würde sich keine von denn Tieren so Hilegen.
    Oder sind Sie Ununterbrochen am {fr)essen ichdenke nicht.Dann lassen Sie solche Kommentare.
  • Jakob Bohnenbluest | 29.07.2022
    Interessantes Bild: keine Kuh am fressen, ist das eine Siestaweide, wo die Kühe trotz gutem Gras nur herumstehen? Die Kühe warten sicher auf das teure Futter im Stall, da würde mir die Produktion auch zu teuer.
    ... und beim vorgesehenen Ackerbau brauchts noch mehr zugekauften Dünger....
    • Emilie Jaberg | 29.07.2022
      Es gibt Biodünger, den muss man nur 1-2x im Jahr ausbringen und hat 20% mehr Ertrag. Zudem im HERBST auf alle Blätter gespritz verhindert Frostschäden. Keine Pilzkrankheiten mehr. Dir Quittenbauern wenden OPTIFER an um Feuerbrand zu beseitigen. Holland produziert seit 40 J.
      Wir erhalten nur Topprodukte. Auf der ganzen Linie Umweltfreundlich. Suche Bauern die es ausprobieren möchten.
    • Burkolter | 29.07.2022
      Diese Kühe haben gute Beziehung zum Chef.Sind aufmerksam und wollen wissen was er macht. Wenn sie wüssten was er alles macht für seine Tiere würden sie nicht so dumm schreiben.
    • Bernadette Frankiny | 02.08.2022
      Einfach doofer Kommentare, wartet es ab bis Menschen wie sie betteln das es wieder Bauern mit allem drum und dran gibt aber ich verstehe jeden der aufhört und bedaure es sehr das dem Bauernvolk so viele Steine in den Weg gelegt werden sie haben das Schweizer Volk zu dem gemacht was es jetzt ist aber zu viele haben es Leider vergessen
  • Ketzer | 28.07.2022
    Der Entscheid ist richtig in Anbetracht dessen, dass die Agenda 2030 eine Anschaffung der Tierhaltung vorsieht.

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