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Bauer Johann will Landwirt und nicht Landschaftsgärtner sein

Die Redaktion von «Schweizer Bauer» und «schweizerbauer.ch» wünscht Ihnen besinnliche Weihnachten. Die folgende Weihnachtsgeschichte soll zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen.

Samuel Krähenbühl |

 

Die Redaktion von «Schweizer Bauer» und «schweizerbauer.ch» wünscht Ihnen besinnliche Weihnachten. Die folgende Weihnachtsgeschichte soll zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen.

«Jetzt reicht es mir», rief Bauer Johann aus. Er sass an seinem Computer. Eben hatte er mit einem Rechner von Agridea berechnet, wie viele Direktzahlungen er in Zukunft bekommen würde. Er hatte zwar schon im «Schweizer Bauer» gelesen, dass nach dem Nationalrat auch der Ständerat die Tierbeiträge abschaffen wolle. Aber was das für seinen Betrieb bedeuten würde, das war er sich nicht bewusst. Die Berechnung über das, was er in Zukunft noch als Direktzahlungen erhalten würde, war ernüchternd. Zwar federten die Übergangsbeiträge das ganze noch etwas ab. Doch die sollten ja abnehmen. Und wie sieht es wohl künftig aus?

Sein Betrieb in der Bergzone 1 war halt schon nicht besonders gut aufgestellt. Auf seinen 14 Hektaren konnte er kaum Ackerbau betreiben. Nicht einmal Silomais wuchs besonders gut. Es blieb die Viehhaltung. Wie schon sein Vater Johann betrieb er Kälbermast. Und während sein Vater sich noch mehr oder weniger über Wasser halten konnte, ging er selber schon lange als Nebenerwerb auf den Bau.

Bisher war immerhin die Kälbermast auch deshalb noch etwas attraktiv, weil er eben noch Beiträge für die Tierhaltung unter erschwerenden Produktionsbedingungen (TEP-Beiträge) und für die Haltung Raufutter verzehrender Nutztiere (RGVE-Beiträge) erhielt. Aber beim neuen System mit reinen Flächenbeiträgen für die Versorgungssicherheit verlor er sehr deutlich. Und viel mehr zusätzliche Beiträge konnte er gar nicht holen. Wenn er zum Beispiel mehr Ökoflächen hätte, um die Biodiversitätsbeiträge abzuholen, dann hätte er weniger Futter und könnte dadurch weniger Tiere halten. Und wenn er den alten Anbindestall umbauen würde, um BTS-Beiträge zu erhalten, dann würde er zwar mehr Produktionssystembeiträge erhalten, aber er hätte dann einen Schuldenberg.

«Für mich ist die neue Agrarpolitik eine Katastrophe», dachte der Kälbermäster Johann. Missmutig ging er in den Stall hinaus. Zwar mochte er seine Kühe sehr, aber heute Abend war ihm das Herz schwer. Sollte er nicht besser aufhören? Oder dann das machen, was man von den Bauern heute verlangte? Milchkühe und Kälber weg, ein paar Schafe halten, einmal im Jahr mähen, so Direktzahlungen optimieren und mir neben der Büetz auf dem Bau ein schönes Leben machen?

Nein, das ging ihm nicht in den Kopf. Er hatte etwas anderes gelernt, eine andere Ethik. Er war Landwirt und nicht Landschaftsgärtner. In Krisenzeiten war man früher schon oft froh um die Bauern. Doch heute war dies halt anders. Für viele Politiker waren die Landwirte nur noch Schmarotzer und Umweltzerstörer. «Dabei arbeitet doch kein anderer Berufsstand so eng mit der Natur zusammen und kennt sie so gut», regte er sich auf.

Weil er mit seinen Gedanken immer woanders war, kam er nicht so recht vorwärts heute. Er sollte schneller machen, dachte er bei sich. Denn seine Frau hatte schon alles parat drinnen für die Bescherung.

Nachdem er gefüttert, gemistet, gemolken und die Kälber getränkt hatte, trat er vor die Türe. Es war zwar nicht besonders kalt an diesem Heilig-Abend. Aber der Himmel war sternenklar. Auf einmal sah er eine Sternschnuppe vom Himmel fallen. «Wenn man eine Sternschnuppe sieht, darf man sich ja was wünschen», dachte Bauer Johann bei sich. «Ich wünsche mir, dass der Bauernstand wieder mehr Ansehen erhält. Die Bevölkerung und die Politiker soll wieder anerkennen, dass wir nicht nur für die Postkartenschweiz da sind, sondern auch für die Lebensmittelversorgung.»

Auf einmal fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und sah in die Augen seiner lieben Frau. «Du machst Dir Sorgen wegen unserer Zukunft», fragte sie ihn. «Ja», antwortete er. Für ihn etwas unerwartet - hatte er doch noch die Stallkleider an - umarmte und küsste sie ihn und meinte dann: «Egal, was die Politik macht. Wir haben ja uns und unsere Familie. Wir stehen zusammen.»

Zusammen gingen sie ins Haus zurück. Bauer Johanns Herz war nun doch schon wieder viel leichter geworden. Und er glaubte wieder an die Zukunft als Landwirt und nicht nur als Landschaftsgärtner.

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