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Bauer rettet 30’000 Kilo Kartoffeln mit Facebook-Post

Ein Post in der Facebook-Gruppe «Rettet die Ernte vor dem Müll» löste eine Welle der Solidarität aus: Der Landwirt Jan Ryser aus Golaten BE verkauft innert Tagen ein grosser Teil seiner Kartoffelernte – und rettet damit, was sonst in der Biogasanlage oder im Futterkanal gelandet wäre. 

clu |

Angefangen hat alles am 30. September 2025. Da postete der Landwirt Jan Ryser aus Golaten BE in der Facebook-Gruppe «Rettet die Ernte vor dem Müll», dass er 30'000 Kilo Kartoffeln der Sorte Ballerina zu verkaufen habe.

Er wies darauf hin, dass die Knollen vereinzelt Schorf sowie einzelne Drahtwurmlöcher aufwiesen. Davon seien rund 90 Prozent nicht tiefer als zwei bis drei Millimeter und somit abrüstbar.

Ein Post rettet die Ernte

Wie Ryser gegenüber «20 Minuten erklärte», verweigerte ihm sein Abnehmer die Ware aufgrund von Mängeln: «Wenn mehr als sieben Prozent der angelieferten Menge Drahtwurmlöcher hat und als mangelhaft gilt, können sie die Annahme verweigern. Dieses Jahr wurde das rigoros umgesetzt.»

Um seine Ernte vor der Biogasanlage zu retten und sie ihrem eigentlichen Zweck zuzuführen, nämlich den Konsumentinnen und Konsumenten, hat Jan Ryser auf Facebook folgenden Aufruf gemacht. 

Grosser Andrang auf dem Hof

Der Artikel über den Facebookpost löste ein grosses Echo aus. «Mein Hof wird überrannt», erklärte der Berner Bauer noch während des Abholevents am Freitag, 10. Oktober 2025, von 16 bis 20 Uhr. Rund hundert Personen pro Stunde seien erwartet worden.

Nachgefragt bei Jan Ryser und seiner Partnerin Sabrina erzählen die beiden: «Wir hatten rund 2’200 Säcke vorbereitet, 1’800 waren bestellt und 1’950 wurden verkauft. Der Verkauf läuft noch bis am Mittwoch.»

Da es beim Abfüllen speditiver ging, schauten sie, dass mindestens zehn Kilo pro Sack eingefüllt wurden. «Im Durchschnitt waren es etwa 11,5 Kilo pro Sack, da wir gar nicht die Kapazität hatten, alle genau zu wägen. So sackten wir 25’300 Kilo in die 2’200 Säcke ab», schreibt das Bauernpaar. Rund 3’700 Kilo seien aussortiert worden.

Aktion knapp kostendeckend

«Wir haben noch einzelne Säcke zuhause, und es kommen weiterhin Anfragen, die wir noch bearbeiten. Wir sind zuversichtlich, dass alle gesackten Kartoffeln verkauft werden», zeigen sich Ryser und seine Partnerin optimistisch. Sie schreiben, dass sie die Aktion mit dem Mehraufwand, den sie hatten, und den Löhnen der Helfer knapp kostendeckend durchführen konnten. Am Ende blieben noch 3’000 Kilo der Kartoffeln lose in Paloxen übrig. Diese haben die beiden der Organisation «Tischlein deck dich» gespendet.

Für die 32 Tonnen Kartoffeln hat Ryser rund 9’000 Franken Produktionskosten aufgewendet – Maschinen, Saatgut, Pflege und Ernte, Arbeitsstunden nicht eingerechnet. «Wenn ich sie an eine Biogasanlage oder in den Futterkanal abgebe, bekomme ich 4’500 respektive 6’000 Franken. Hätte ich sie an einen Grossabnehmer verkaufen können, wären es rund 15'000 Franken gewesen», erklärte er gegenüber «20 Minuten».

Wären die Kartoffeln im Futterkanal gelandet, hätte Ryser nach eigenen Angaben 150–200 Franken pro Tonne aus dem Verwertungsfonds bekommen. Hinzu wären 50 Franken pro Tonne gekommen, entsprechend dem aktuellen Marktpreis für Futterkartoffeln.

Ein Zeichen setzen

Ryser betont, dass er mit der Aktion weder die Lebensmittelgiganten noch den Zwischenhandel angreifen wollte: «Ich wollte vielmehr einfach ein Zeichen setzen – in einer Zeit, in der Food Waste ein riesiges Thema ist.»

Der 32-jährige Bauer zieht Bilanz: «Ich denke, diese Aktion regt einige zum Nachdenken an, vermute aber, dass sie nicht nachhaltig ist und schnell wieder vergessen geht. Hier sollte politisch etwas geschehen, da wir mit immer weniger Mitteln hohe Qualität erreichen sollen.»

Kommentare (11)

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  • rosi | 17.10.2025

    Er trägt seine Arbeit in Ehre … was auch richtig ist trotz dem grossen Aufwand y… aber die Produktion der Kulturen ist immer komplizierter maßnahmen strenger Unterstützung mässig und die Preise der Ware nicht besser 😢 und zugleich werden wieder Kisten frei … 🙏🙏🙏

  • KnechtRuprecht | 16.10.2025
    Ich sehe leere Boxen, die wir doch alle so sehr brauchen...
  • Direktvermarkter | 16.10.2025
    "rund 3700kg seien aussortiert worden" Somit wären die 7% Drahtwurmschaden aussortiert worden und der Handel hätte die Ware annehmen können. Die Aktion war für Ihn sicher so lohnender, hinterlässt jedoch die Problematik der Marktverzerrung wie von Paula beschrieben...
    In der Direktvermarktung hat man direkt die Rückmeldung des Kunden. Es muss gute Qualität bereitgestellt werden. Dies gilt halt auch beim Handel: Beschädigte Knollen können auch dort nicht verkauft werden und müssen halt vom Produzenten aussortiert werden. Was er ja auch gemacht hat - für die Werbeaktion, einen besseren Preis und Medienpräsenz.
    • Heutschi | 16.10.2025
      Der Bauer hat ein super Geschäft gemacht- von wegen knapp kostendeckend!!
      Gerade heute habe in der Landi 10 kg. Kartoffeln , abgesackt, für CHF 9.90 und ohne Wurmlöcher!! gekauft. Ich glaube nicht so recht dass die Landi den Bauern CHF 10.00 gürs Kilo gibt und sie dann für CHF 9.90 verkauft.
      Aus meiner Sicht jammert der Bauer und bescheisst seine Kunden mit Preisen, die er nie und nimmer für Erstklassware erhalten hätte!!
  • jürg | 15.10.2025
    das ist genau das Problem, der Bauer hat seine Kartoffeln verkauft und irgend ein anderer verkauft dadurch weniger. der Konsum steigt dadurch ja nicht.
    Traurig ist nur dass der SB noch gross darüber schreibt und meint es sei eine gute Sache.
    Das nenne ich Egoismus und rücksichtslos.
    aber so sind die Bauern.
    • A Huggler | 16.10.2025
      Ja leider hat Jürgen keine Ahnung. Was es bedeutet Kartoffeln zu Pflanzen. Ohne die Hilfsmittel diecdie grünen und Linken verboten haben . Wen einer behauptet Schorf sei 2 Kualität .hat er keine Ahnung. Wen er die Knolle untersucht , ist der mit Schorf ,
      Gesünder als der ohne Schorf . Mit viel saurem Dünger .sprich mit Amonsalpeter kann man den schorf etwas eindämmen ..und der Kartoffel wird dadurch auch grösser . Aber etwas ungesünder sprich wässrigen. Leider wissen das die Konsumenten nicht . Es wird nur mit dem Aug eingekauft . Ich wünsche dem jungen Landwirten Paar weiterhin viel Erfolg. Und den Konsumenten . Die den Kartoffel mit schirf gekauft haben ein guten Apetit . Mit den gesündere Kartoffeln . A Huggler
    • Beatrix Etter | 16.10.2025

      Lieber Jürg, BIST du sooo neidisch auf Bauern die Eigeninitiative zeigen? Hättest du die Kartoffeln einfach weggeworfen? Ich finde die Aktion super. Und du hast nicht zu Ende gedacht....

  • Wälchli Urs | 15.10.2025
    Wenn er die 2. Klassware zu einem anständigen Preis verkauft hätte, wäre es für mich ok, aber 1 kg für 1 Franken und das bei 2. Klassware nenne ich reine Abzocke und eine Bereicherung zulasten der Anderen Kartoffelproduzenten welche für ihre 1. Klassware nicht soviel verlangen. Frage an Herr Ryser, wieviel dürfte dann q. Klassware im Direktverkauf kosten und kämen die Käufer in gleichen Scharen? Hoffe sie sind konsequent und vermakten in Zukunft all ihre Kartoffel selbst und konkurenzieren in Zukunft nicht via Grossabnehmer die Anderen Kartoffelproduzenten.
  • Paula | 15.10.2025
    Als Direktvermarkter waren wir mal von einer solchen Aktion arg betroffen. Direktvermarktung ist einer unserer Betriebszweige und wir sind darauf angewiesen, dass die geernteten Produkte auch verkauft werden können. Nach einer solchen Aktion (vor einigen Jahren) hatten wir spürbar weniger Kunden, die unsere Kartoffeln kauften, weil sie ja z'Bern obe (wir sind Zentralschweiz) so günstig waren und die Gutmenschen die Ernte vor dem Müll retten konnten (wurde so begründet, auch von langjährigen, treuen Kunden). Das Label spielte plötzlich keine Rolle mehr, Hauptsache günstig und eine "gute Tat". Unsere Ernte wurde dann nicht mehr gebraucht, auch Aktionen brachten nichts, weil wir immer noch zu teuer waren, so dass es vorwiegend Viehfutter gab. Dass die fehlenden Einnahmen uns weh taten, interessierte weder unsere Kunden noch die Verantwortlichen, welche ihre Ernte verschleuderten.
  • Josef | 15.10.2025
    steigt dadurch der pro Kopf-Konsum oder werden andernorts 30 Tonnen weniger gekauft?
    • Burri | 15.10.2025
      Hoffentlich werden bei den Grossverteilern, welche statt diese Kartoffeln lieber andere vom Ausland nehmen, weniger Kartoffeln gekauft!
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