Vom Büro raus auf's Feld - und nun doch wieder zurück in die Schulstube. Wie es Junglandwirt Sebastian Hagenbuch als Agronomiestudent ergeht, ist regelmässig in seinem Blog zu lesen - spannend verpackt und mit einem Augenzwinkern garniert.
Früher, als ich noch in der Lehre war, da traf man sich wöchentlich in der Schule zum allgemeinen Räubergeschichten-Austausch. An einem durchschnittlichen Schultag bekam ich etwa zwei Unfälle mit Maschinen (bei einem war Gülle mit im Spiel), einen aussergewöhnlichen Vorfall im Stall, drei neue Liebschaften und zahllose nächtliche Ausgangsgeschichten (mit Alkohol und Raufereien in der Hauptrolle) aufgetischt. Zudem hat jeder zweite Lehrmeister gemäss fachkundiger Einschätzung von uns Lernenden irgend einen Schwachsinn angestellt, was uns Top-Landwirten zum Glück nie im Leben passieren würde. Ja, an Inspiration, um einen Blog zu schreiben, mangelte es nicht. Die Geschichten verfolgten einem quasi auf Schritt und Tritt.
Und jetzt?
Student A: "Hattest du gestern auch Mühe, die Mathe-Gleichungen zu lösen?"
Studentin B: "Ja, die waren voll schwer, was hattest du bei Aufgabe 4 e)?"
A: "x = Wurzel von 3, aber ich bin mir nicht ganz sicher"
B: "Wow cool, das habe ich auch bekommen!"
Ich: "Seufz..."
Nein, ich jammere nicht. Seufze nur gelegentlich ein wenig, poltere etwas vor mich hin, lasse einen Fluch erschallen oder maule kurz und möglichst geistreich über den inspirationslosen Unterricht von Dozent XY. Aber jammern, nein. Es gefällt mir ja grundsätzlich gut in Zollikofen, und mir ist auch bewusst, dass nach der Erarbeitung der Grundlagen spannendere Themen als mathematische Gleichungen und chemische Formeln auf mich warten. Und doch vermisse ich ab und zu die lebendige Landwirtschaft, die man riechen und spüren kann. Ader sie spielt sich nun mal (zumindest zu einem rechten Teil) im Stall und auf dem Feld ab. In diesem Umfeld passiert laufend unerwartetes und kurioses, während hier in der Anfangsphase alles einigermassen gemäss Stundenplan und in geregelten Bahnen zu verlaufen hat.
Besserung ist jedoch in Sicht: Die erste HAFL-Party ist passé, weitere stehen bevor, und die Menschen kennen sich langsam aber sicher. Somit weicht die Formalität allmählich einem gelasseneren Ton. Die Grundlage, um sich die Zeit mit netten Anekdoten zu überbrücken, Meinungen auszudiskutieren und zu verfeinern, dem "Kampf der Kantone" (der Aargau führt...) zu frönen und neue Ansichten kennenzulernen ist gemacht. Und in nicht allzu ferner Zeit werden hoffentlich auch hier spannendere Geschichten als die der einsamen und unverstandenen Logarithmen geschrieben. Sie werden zu gegebener Zeit darüber lesen.