Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.
Nachdem meine Blogs doch vermehrt Rückmeldungen der Marke "du findest nie einen Job" oder "ihr Studenten landet eh alle beim Staat" provoziert hat, ist es nun einmal an der Zeit, etwas über die beruflichen Perspektiven der HAFL-Absolventinnen und Absolventen zu sprechen. Sofern es diese überhaupt gibt. Und wir nicht alle blindwütig mithelfen, bei Väterchen Staat auf einen gepolsterten Stuhl zu sitzen und den Landwirten mit neuen Formularen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Im Business-Zeitalter
An der HAFL wurde unlängst ein sogenannter "Career-Day" durchgeführt. Ja, auch die Agronomen und Förster scheinen sich dem Englischen beugen zu müssen, doch darum geht es hier nicht. Der Career-Day begann mit einer Begrüssungsrede von Dr. Magdalena Schindler, HAFL-Direktorin. Auf ihre Frage, wer von den Anwesenden (ca. 200 Leute) denn eigentlich Karriere machen wolle, erhob sich - sie ahnen es - keine einzige Hand. Nichtsdestotrotz sollte es ein gelungener Anlass werden.
Mit Joos Sutter, CEO von Coop, hielt ein Mann eine Rede, der weiss, wie Karriere geht. Seinen Ausführungen folgten einige kritische Fragen (z.B. ob er es denn nicht gefährlich fände, die Landwirtschaft in der Werbung derart zu romantisieren), bevor es zum eigentlichen Kern der Veranstaltung überging.
Grüezi, händ sie en Job?
Rund 20 Arbeitgeber waren mit einem Stand in der Aula der HAFL vertreten. Ein merkwürdiges Gefühl, zwischen den potentiellen Arbeitgebern mit ihren Namensschildchen umherzuschlendern. Eine Mischung aus Neugier und Verlegenheit. Eine beträchtliche Unsicherheit auch: Bin ich nun der Jäger oder der Gejagte? Und was wäre mir eigentlich lieber?
Gejagt zu sein wäre sicher bequem. Ich könnte passiv sein, mich einfach ab und zu blicken lassen, allenfalls Bereitschaft signalisieren. Etwa wie eine einsame Frau auf Partnersuche in einer Bar. Aber dann muss man warten, unter Umständen sogar geduldig und lange. Und wenn dann doch niemand in mir den 10er für sein Geschäft erkennt, so warte ich am Ende noch vergebens. Allerdings könnte ich dann natürlich gekonnt die Opferrolle einnehmen: Niemand will mich, die Welt ist schlecht, die Landwirtschaftsbranche sowieso. Alles Halunken.
"Ich angle im richtigen Teich"
Alternativ dazu kann ich aber auch selber meine Ziele ins Visier nehmen. Auch als Jäger ist das Warten eine wichtige Tugend. Wer im falschen Moment zuschlägt, hat unter Umständen verspielt. Die Kunst als Jäger ist allerdings eine viel schwierigere: Man muss wissen, was man will. Sonst schiesst man stets blind ins Blaue und erlegt höchstens einmal zufällig einen Spatz. Oder schiesst im schlimmsten Fall ein Wildschwein an. Ohne Ziel keine Jagd.
Aber gerade aus diesem Grund war der Career-Day eine gute Sache. Ich konnte mit einigen spannenden Menschen von interessanten Firmen (ja, die meisten waren nicht staatlich) sprechen. Jobchancen, Gehälter, Weiterbildungen oder Teilzeitarbeit waren die Themen. Einmal sehen, welche Fische sich überhaupt so im Teich tummeln, in dem ich angeln will. Nach diversen Gesprächen in diesem angenehmen Rahmen (danke, HAFL) weiss ich eines mit Sicherheit: Ich angle im richtigen Teich. Welchen Köder ich benutze, wird sich wohl bald zeigen müssen. Und dass ich von der Jagd auf die Fischerei gewechselt habe ist mir egal, gehört schliesslich beides im weitesten Sinne zur Landwirtschaft.