Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.
Endlich ist es soweit. Ich musste 25 Jahre alt werden bis ich dieses nette Gefühl am eigenen Leib erleben durfte. Der Druck und die Mühsal vergangener Tage und Wochen fallen urplötzlich von einem ab, zurück bleibt eine versöhnliche Stimmung, ein Hauch von Leichtigkeit, ausgelöst durch die Abgabe meiner ersten wissenschaftlichen Arbeit an der HAFL. Ein Schelm, wer anderes denkt.
Nun ja, seien wir ehrlich: Revolutionäres hat diese Arbeit nicht zutage gefördert. Ich verfasste einen Überblick über die Vorkeimstrategien im Kartoffelbau und gab gestützt darauf eine Empfehlung für einen Kartoffelproduzenten im Aargauer Reusstal ab. Ziel der Arbeit war aber ohnehin viel eher das "wie" als das "was". Es ging darum, Zitierregeln korrekt anzuwenden, Literaturrecherchen durchführen zu können und eine wissenschaftliche Arbeit in sich schlüssig aufzubauen. Letzten Endes eine Fleissarbeit, wie so manches, was im ersten Semester von uns Studenten verlangt wird.
Schon Hesse hat's gewusst
Das Gefühl, etwas von der Pendenzenliste zu streichen, ist immer schön. Ein literarische begabterer Mensch als ich schrieb einmal, "(...) jedem Anfang wohnt ein Zauber inne" (Hesse, 1941, gemäss HAFL-Zitierweise), und so ist auch in diesem Studiengang bis zur Bachelor-Arbeit jeder Abschluss gleichzeitig der Beginn neuer Herausforderungen. Das gute Gefühl, ein Etappenziel erreicht zu haben, hilft dabei, das nächste in Angriff zu nehmen.
Als nächstes stehen meine ersten Semesterprüfungen auf dem Programm. Noch habe ich zwei Wochen Zeit, den Stoff der letzten Monate zu verinnerlichen. Auch wenn die Veresterung von Alkoholen und Carbonsäuren oder die Berechnung des Vertrauensintervalls des Mittelwertes nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehören, freue ich mich doch auf die Prüfungen. Es geht um Etwas, eine leichte Spannung mach sich bemerkbar, sonst plätscherte alles ja nur so langweilig dahin. Wo bliebe denn da das Gefühl von Lebendigkeit?
Die Freiheit des Blog
Sollten mich zwischendurch die Naturwissenschaften mit ihren sturen Gesetzen oder die Wissenschaft mit ihren strikten Regeln einengen, so bleibt der Ausweg in den Blog. Schön, wenn man beim Schreiben für einmal nur sich selbst gegenüber Rechenschaft schuldig ist und man eigenes Empfinden nach aussen tragen kann, ohne dass es vorher irgend ein anderer bereits geschrieben haben muss. Denn: Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe, bereit zum Abschied sein und Neubeginne. Scheissegal, wer das wann geschrieben hat.


