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«Bauer wird Studi»: Das Ufer gewechselt

Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.

Sebastian Hagenbuch |

 

Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.

Am 11. Oktober wurde an zahlreichen Orten in der Schweiz und auf der Welt der Coming Out Day gefeiert. Ein Ziel dieses Tages ist, der heterosexuellen Bevölkerung mitzuteilen, warum ein Coming Out schwierig sein kann, und dadurch den Dialog zu fördern. Sicher eine spannende Diskussion, nur hat sie mit meinem persönlichen Uferwechsel rein gar nichts zu tun.

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Mein Uferwechsel, der geht so: Mittlerweile habe ich während 16 Jahren einigen Schulunterricht genossen. Ich sass meist hinter einer Bank und lauschte mal aufmerksam, mal weniger, wie Information vom Mensch vor der Wandtafel in meine Richtung geflossen ist. Und nun kommt es ab und zu vor, dass plötzlich ich der Mensch der Tafel bin.

Landwirtschaft macht Schule

Seit einem Jahr besuche ich für den Verein Agro Image (www.agro-image.ch) in unregelmässigen Abständen Oberstufenklassen. Dort versuche ich während 2 Lektionen etwas Verständnis für die Schweizer Landwirtschaft zu schaffen. Was, Landwirt ist ein richtiger Beruf mit Lehre und so? Was ist der Unterschied zwischen Bio und M-Budget? Machen die Bauern in der Schweiz alles gleich wie die im Ausland? Wieso soll ich nicht einfach immer das Billigste kaufen? Diese Fragen sollten nach diesem Unterricht geklärt sein, und im besten Fall bleibt etwas davon bis zum nächsten Einkauf (oder der ersten politischen Abstimmung) haften.

Das Unterrichten macht mir Freude. Landwirtschaft ist für mich eine Leidenschaft, und Leidenschaften trage ich gerne nach aussen. In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst, soll mal ein weiser Römer gesagt haben (nicht Berlusconi). Mit Leidenschaft alleine ist es allerdings noch nicht gemacht: Um eine Horde 15-Jähriger dazu zu bringen, mir zwei Stunden lang zuzuhören, braucht es einiges, und es gelingt mir nicht immer gleich gut.

Minor Unterricht & Beratung

Nach jedem Unterricht bin ich etwa ein halbes Dutzend Erfahrungen und Einsichten reicher. Damit ich aber nicht ganz alle Fehler selber machen muss, gibt es an der HAFL auch einen Minor-Studiengang in Unterricht und Beratung. Darin sollte man - nicht ganz überraschend - lernen, wie man gut unterrichtet oder beratet. Ob's gelingt, bleibt abzuwarten.

Bereits jetzt sagen kann ich folgendes: Es tut gut, selbst vor einer Klasse zu stehen und um deren Aufmerksamkeit zu kämpfen. Man bekommt ein äusserst ehrliches Feedback: Schwatzen beispielsweise alle mit ihren Nachbarn, ist mein Unterricht ziemlich sicher scheisse. Auch machte mich diese Erfahrung eine Spur gnädiger in der Beurteilung unserer Hochschul-Dozenten, die mich teilweise wohl fachlich, nicht aber pädagogisch überzeugt haben.

Perspektivenwechsel erweitern Horizont

Ich bin ja kein Fan von Pauschalaussagen. Eigentlich. Aber: Perspektivenwechsel tun immer gut. Punkt. Junge Bio-Bauern sollten bei konventionellen Landwirten vorbeischauen und umgekehrt; Vegis und Fleischesser gehören an einen Tisch, Friedensaktivisten müssten mit Militärmenschen diskutieren statt nur mit Gleichgesinnten, und Studenten sollten auch mit Handwerkern verkehren. Es täte allen gut.

So schadet es auch mir nicht, temporär von der Schulbank vor die Tafel zu wandern. Es macht mir Freude, etwas von meiner Leidenschaft Landwirtschaft weitergeben zu können. Und irgendwann nach dem Studium wäre es sogar vorstellbar, vor einer Berufsschulklasse zu stehen das weiterzugeben, was man selber hat: Einiges theoretisches Wissen über Landwirtschaft, mit etwas praktischer Erfahrung abgeglichen, umrahmt von einem Berg Leidenschaft für das Gesamtpaket.

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