/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Bauer wird Studi: Die Alp-Trilogie - Der unerwünschte Besuch

Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Die Semesterferien verbachte er während sechs Wochen auf einer Alp. Er schildert in drei Teilen seine Erlebnisse.

Sebastian Hagenbuch |

 

Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Die Semesterferien verbachte er während sechs Wochen auf einer Alp. Er schildert in drei Teilen seine Erlebnisse.

Während meiner Zeit auf der Alp erwartete ich zweierlei Gattungen Besucher: Die einen mit Vorfreude, die anderen mit ordentlich Schiss.

Das verrückte Land

Da ich weder Handy noch Laptop bei mir hatte (was auf einer Alp ohne Strom durchaus Sinn macht), wusste ich nicht, ob und wann ich Besuch erhalten würde. So war die Freude dann immer gross, wenn plötzlich ein vertrautes Gesicht vor mir stand und mir für ein, zwei Tage Gesellschaft leistete. Es war für mich ein Stück Heimat auf der Alp, wenn ich mit Menschen, die mir nahe sind, plaudern und arbeiten konnte.

Die Landschaft, welche ich auf der Oberen Drune erlebt habe, wurde mir zwar schon vertraut - ich wusste, wo Walderdbeeren, Him- oder Heidelbeeren wuchsen, wo es schöne alte Bäume hat, wo sich die Galtrinder gerne verstecken und wo das Gras am grünsten ist - die Menschen aber, die waren halt einfach schon etwas von einem anderen Schlag. Wir haben uns verstanden, zusammen gelacht, uns unterstützt, und doch merkte ich täglich, wie verschieden wir sind. Und das schon nach zwei Stunden Zugfahrt - ein verrücktes Land, diese Schweiz!

Der genüsslich schiffende Bock

Beim zweiten erwarteten Besuch ist von einem die Rede, der gerne als Teufel dargestellt wird, und ich weiss mittlerweile auch, weshalb. Die Rede ist nicht vom IP-Kontrolleur (auch ihn durften wir begrüssen, er war nett, und wir haben uns beinahe schadlos gehalten), sondern vom Ziegenbock. Noch nie hatte ich mit diesem Tier zu schaffen, und Nöld wartete immer wieder mit Schauergeschichten bezüglich seines exquisiten Geruchs auf. Dies beunruhigte mich doch etwas, sollte dieser stinkige Geselle doch nur 5 Meter von mir entfernt schlafen.

Mit Duschen sei das kaum wegzubringen, meinte Nöld. Da half es auch nichts, dass er anfügte, dass mir dafür nach der Alp alle Frauen vom gesamten Diemtigtal hinterherlaufen würden. Jedenfalls dachte ich schon, ich würde ungeschoren davonkommen - punkto meinem Bart traf es auch zu, punkto Geissbock aber nicht. Am zweitletzten Tag holte Nöld die Kreatur, und meine bisherige Lieblingsarbeit (Ziegen von Hand melken) wurde zur Qual. Ich kämpfte gegen Übelkeit und musste immer zusehen, wie sich der Bock zwei Meter neben mir genüsslich in den Bart schiffte, um seine Ausdünstungen zu steigern.

Froh, solche Geschichten zu haben

Dieser Umstand und der Fakt, dass die Alp allmählich etwas zur Routine wurde und ich etwas Heimweh hatte, sorgten dafür, dass ich mich auf die Heimreise freute. Wir einigten uns auf ein Salär (10 Prozent davon wurde in Form von Käse ausbezahlt), und plötzlich stand ich wieder am Bahnhof Oey-Diemtigen. Ich sah die Autos, die Menschen, die Strassen und hoch über mir die Berge.

Ich wusste, dass ich mich wieder umgewöhnen sollte. Tischmanieren und Vokabular etwas verschönern beispielsweise, und war gespannt, wie mir dies gelingen würde. Ich lachte, als ich an die Abende mit Nöld dachte, an denen wir einander mit Räubergeschichten aus der Welt der Landwirtschaft zu übertrumpfen versuchten. Und ich war froh, selber eine echte solche Geschichte erlebt zu haben und sie in den Aargau mitzunehmen.

Ich freute mich auf zu Hause, auf den elterlichen Betrieb, auf Mechanisierung und Arbeit in flachen Gelände und auf meine Freunde. Und schlussendlich ist es doch eigentlich wichtiger, dass wir gerne nach Hause kommen, als dass wir gerne weggehen. Sonst müssen wir unser Leben lang ja ständig fort.

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Geht Ihr an die Olma?

    • Ja:
      36.96%
    • Nein:
      46.74%
    • Weiss noch nicht:
      16.3%

    Teilnehmer insgesamt: 184

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?