Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.
Unlängst hat an der HAFL der Career-Day stattgefunden. Ein Tag, der einem schmerzlich vor Augen führte, dass es sich vermutlich bald ausstudiert hat und die nächste Etappe im Leben in Angriff genommen werden soll. Ein merkwürdiges Gefühl, zwischen den verschiedenen Ständen von Fenaco, Melior, Geiser und Konsorten zu schlendern. Was soll ich sagen? Was soll ich fragen? Ein Gefühl wie auf dem Viehmarkt: Nur, dass wir im Gegensatz zum Vieh selber beeinflussen können, wo wir hinwollen.
Für einige meiner Kolleginnen und Kollegen ist das bereits seit einiger Zeit klar - elterlichen Betrieb übernehmen, Anstellung bei der Fenaco, einem Amt, irgendwas -, manche Mitstudierende wissen das sogar bereits seit Beginn ihrer landwirtschaftlichen Lehre. Bei mir war eigentlich das einzige, was jemals klar war, folgendes: Nie Bauer werden. Bis ich ich dann die landwirtschaftliche Lehre begonnen habe. Seither ist eigentlich gar nichts mehr richtig klar, oder anders ausgedrückt: Alles ist offen, nichts ist ausgeschlossen. Ausser vielleicht Profi-Kunstturner.
Am Career-Day hatte man die Möglichkeit, seinen Lebenslauf von fachkundigem Personal auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Da ich noch nie im Leben eine Stelle aufgrund einer schriftlichen Bewerbung erhalten habe (trotz rund 10 Arbeitgebern), besitze ich noch keinen solchen. Ich bin mir aber leider ziemlich sicher, dass mein vorgenommener Kurswechsel bei diesem Check nicht auf Begeisterung stossen würde. Unstet oder unberechenbar dürften die Vorwürfe lauten.
Ich weiss nicht, wie das ist, wenn man von Anfang an genau weiss, was man will. Muss ich auch nicht. Bis jetzt haben sich immer spannende Türen an Orte geöffnet, an welchen letztendlich beide Seiten zufrieden waren. Welches die nächste Tür sein wird, weiss ich noch nicht. Vielleicht verlangt sie nach einer schriftlichen Bewerbung mit Lebenslauf. Ich freue mich darauf, diesen zu verfassen, da ich bereits einige vergangene Etappen beinahe vergessen habe.
Sollte dieser Lebenslauf meinen künftigen Arbeitgeber stören, so ist das nicht weiter schlimm. Ich möchte nämlich keinen Arbeitgeber, der nicht nachvollziehen kann, dass es mehr als nur ein Ziel im Leben gibt. Auf die nächsten Ziele bin ich selbst gespannt, aber bald ist ja Silvester - nebst exzessivem Konsum von Ess- und Trinkwaren aller Sorten nehme ich das Jahresende auch gerne als Anlass für eine persönliche Bilanz.
Die Rechnung 2016 schliesst - sofern nichts Schlimmes mehr passiert - mit einem grossen Überschuss an schönen Erfahrungen, spannenden Momenten, intensiven Erinnerungen und bereichernden Bekanntschaften. Was für das Jahr 2017 alles budgetiert wird, ist noch offen. Ich wünsche Ihnen allen, dass ihr persönlicher Jahresrückblick versöhnlich und ihr Ausblick auf das neue Jahr zuversichtlich ausfällt. Schöne Feiertage!