Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen. Hagenbuch absolviert derzeit ein Praktikum bei der Agroscope in Changins VD.
Auch wenn mich die Landwirtschaft erst relativ spät ernsthaft zu interessieren begann, so gibt es doch einige Klischees, die ich als kleiner Bauernbub erfüllte. Beispielsweise war ich immer aufgeregt und beeindruckt, wenn die Lohnunternehmer mit den Grosserntemaschinen zu uns auf den Betrieb kamen: Maishäcksler und Mähdrescher übten auch auf klein Sebastian eine gewisse Faszination aus.
Freude an Maschinen
So liess ich es mir jeweils nicht nehmen, dem Chauffeur etwas zu trinken und ein "Iklämmts" zu bringen, damit ich schliesslich einige Runden auf den riesenhaften Gefährten mitreiten konnte. Zusätzlich freute es mich damals, dass die Silier-Equipe jeweils bei uns zu Mittag gegessen hat: Ein hervorragendes Menü und hoher Unterhaltungswert waren dadurch garantiert.
Die Freude klang dann erst ab, als die grossen Maschinen wieder verschwunden waren und alle verfügbaren Hilfskräfte (das heisst primär: Wir Kinder) zum Silo abdecken aufgeboten worden sind. Damals habe ich mir nie ernsthaft überlegt, selber mit diesen Maschinen zu arbeiten.
En route avec l'ensileuse
Dass Agroscope mir dies nun ermöglicht hat, damit hätte ich nicht gerechnet. Doch wenn man sagt, was man gerne machen würde (nämlich in möglichst viele verschiedene Arbeiten und Bereiche Einblick erhalten), öffnen sich plötzlich manche Türen: In meiner letzten Woche hier darf ich nun mit Pierre die Silomaisversuche ernten. Klar, es ist kein 500 PS-Häcksler mit Gebiss für 8 Reihen (was auch relativ wenig Sinn, aber vermutlich trotzdem viel Freude machen würde), aber immerhin: Der Versuchshäcksler ist ein stattliches Gefährt, brummt wie es sich gehört und erfüllt seinen Zweck gut.
Die Arbeit geht natürlich langsamer vor sich als auf den Bauernhöfen: Von jeder Versuchsparzelle werden zwei Reihen gehäckselt, gewogen und zu Analysezwecken ein Muster genommen - dies bis zu 180 mal pro Feld. Die restlichen Reihen, die als Puffer dienen, müssen ebenfalls entfernt werden - zum Glück, sonst würde der Spass ja weniger lange dauern.
Mais auf Feld
Allzu schwierig ist diese Arbeit nicht, aber doch muss man stets konzentriert bleiben, um nicht die ganze Vorbereitungsarbeit der Versuchsplanung und -durchführung innert Sekunden zunichte zu machen. Mir jedenfalls gefällt es bestens in der Häcksler-Kabine. Hoch oben sitzend, mit Blick über das Maisfeld, mit hydrostatischem Antrieb mühelos über das Feld fahren und ab und zu einen Blick auf den Genfersee werfen.
Nur ist es manchmal schade, dass kein Traktor mit Anhänger nebenher fährt - und auch, dass der gehäckselte Mais teilweise auf den Feldern (als organische Substanz...) zurückgelassen wird, weil ihn offensichtlich niemand will. Aber das kann man dann zu Hause wieder anders machen: Dort sollte dieses Jahr unbedingt jedes kleine Bisschen Mais den Weg in den Dosierwagen und anschliessend die Fahrsilos finden, damit diese wenigstens einigermassen voll werden. Damit wäre nun auch noch etwas gejammert und der Blog folglich am Ende.