Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen.
Das Ende des Studiums naht für die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen, welche mit mir vor zweieinhalb Jahren an der HAFL begonnen haben. Im letzten Blogeintrag habe ich mich der Signifikanz zugewendet, nur folgt die Relevanz.
Ob der ganzen Signifikanz geht manchmal ein ähnliches Wort vergessen: Die Relevanz. In einem umfassenden Versuch mit vielen Wiederholungen können bereits kleinste Unterschiede nachgewiesen werden. So kann eine Weizensorte im Ertrag zwar um 0,5 dt/ha signifikant besser als eine andere abschneiden - es bleibt dies jedoch ein völlig irrelevanter Befund, den niemanden ernsthaft interessiert.
Demgegenüber kann man sagen, dass ein Signifikanzniveau von 95 % doch recht hoch ist. Auch wenn in einem Versuch zwar nicht signifikante Resultate herauskommen, jedoch klare Tendenzen erkennbar sind, gilt es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wenn wir beispielsweise sagen, dass 80 % aller Raucher mit 45 Jahren an Lungenkrebs erkranken, wäre das zwar nicht signifikant, aber mehr als bloss relevant.
Bei der Klärung der Frage nach der Relevanz ist halt Eigeninitiative gefragt, es kann nicht stur eine Schwelle von 5 % eingehalten werden. Eine Einordnung der Relevanz setzt gesunden Menschenverstand, Fachkenntnis und eine gute Einschätzung der Situation durch die Wissenschaftler voraus - und ist eigentlich viel spannender als die Frage nach der Signifikanz. Die Bezahlung oder die Bemessung des wissenschaftlichen Ruhmes erfolgt allerdings nach Publikationen - und diese sollten idealerweise signifikante Resultate aufzeigen, damit sie von der Welt der Wissenschaft als relevant betrachtet werden.
Wer wissenschaftlich arbeitet, ist dem Diktat der Signifikanzen unterworfen. Eine signifikant bessere Alternative habe ich logischerweise auch nicht zu bieten. Für alle anderen ist es vielleicht manchmal gut, Ergebnisse aus der Wissenschaft mit einem Fragezeichen zu versehen. Vielleicht sind die Aussagen der Experten für eine Mehrheit der Fälle gültig - wie es allerdings im besonderen Fall für Sie persönlich aussieht (z.B. ob diese Weizensorte unter den Bedingungen auf ihrem Betrieb effektiv das höchste Ertragspotential aufweist) können sie nur selbst herausfinden, und dazu muss man manchmal selbst etwas versuchen.
Das hält zudem wach und sie können auch ohne Statistik sehen, ob relevante Unterschiede bestehen. Und: Wenn Sie nett fragen, finden Sie vielleicht sogar jemanden an der HAFL, der Ihnen bei der statistischen Auswertung behilflich ist, damit sie auch der Frage nach der Signifikanz klären können.