Junglandwirt Sebastian Hagenbuch vertieft sein landwirtschaftliches Wissen mittels eines Agronomiestudium in Zollikofen. Nach bestandener Lehre mussten die Latzhosen und Arbeitshandschuhe dem (Sennen-)Hemd und Laptop weichen. Hagenbuch hat sein Studium beendet.
Nun ist sie effektiv Tatsache: Die letzte Studienwoche. Seit drei Jahren weiss ich um das Ende dieses Lebensabschnittes, und doch ist es mir irgendwie unfassbar geblieben, so wie fast all das, was im Leben zu Ende geht. Muss ich mich anders fühlen, wenn ich weiss, dass es die letzte Vorlesung, die letzte Prüfung, der letzte Gang durchs Treppenhaus ist? Ich weiss es nicht.
Alter Zopf muss ab
Ich weiss aber, dass dieses Ende für mich zum richtigen Zeitpunkt kommt, auch wenn man gegen Schluss Gefahr läuft, etwas wehmütig zu werden. Es ist ein bisschen wie wenn ich mich nach (zu) langer Zeit endlich entscheide zum Coiffeur zu gehen. Just vor dem Haareschneiden habe ich dann den Eindruck, meine Frisur sei doch eigentlich prächtig, was natürlich jeweils absolut an den Haaren herbeigezogen ist.
So auch jetzt an der HAFL: Der alte Zopf muss ab, es ist Zeit für eine Luftveränderung. Stets die gleichen Gesichter, Fragestellungen und Räumlichkeiten haben mich zwar lange Zeit fasziniert, aber letztendlich doch auch ermüdet.
Idealer Mix
Ich freue mich noch auf die letzten Prüfungen, die Verteidigung meiner Bachelorarbeit und die Schlussfeier. Ich freue mich zu erfahren, wohin es meine Kolleginnen und Kollegen, welche ich Laufe des Studiums kennen und schätzen gelernt habe, hin verschlägt. Ich freue mich jedoch noch mehr darauf, an anderen Stätten zu erproben und zu zeigen, was wir dieses Studium gebracht hat.
In meinem Fall wird ein Mix aus journalistischer Tätigkeit, praktischer Arbeit auf einem Landwirtschaftsbetrieb und Zivildiensteinsatz in Äthiopien. Das dürfte dann als Luftveränderung reichen, nehme ich an. Vorfreude gepaart mit Anspannung: Der ideale Mix für eine spannende Zukunft.
Nicht ohne Nostalgie
Ein bisschen Wehmut zum Schluss kann ich mir dann aber doch nicht ganz verkneifen. Meine Studienzeit verging im Flug, und ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, welche ich während diesen drei Jahren (phu, 3 Jahre!) machen durfte. Dankbar für das grosse Engagement von Schulleitung und Dozierenden der HAFL. Dankbar für die geforderten Leistungen, welche mich weitergebracht haben. Dankbar für neue und spannende Inhalte und für die angeregten Diskussionen mit meinen Studienkolleginnen und -kollegen.
Dankbar für die Feste und Feiern, das gemeinsame Lernen, den kostenlosen Nachschlag in der Mensa, den Pool auf dem Schulgelände, die Wohnmöglichkeiten in Biel und Bern, die Exkursionen, die dummen Sprüche und utopischen Visionen. Dankbar für neue Bekanntschaften und zuverlässige Freunde, welche sich in der Heimat nicht ab meiner Abwesenheit gestört und auch ausserlandwirtschaftliche Diskussionen angeregt haben. Dankbar für die positiven und negativen Feedbacks zu meinen Blogs. Dankbar, dass es die Möglichkeit für ein solch breites, interessantes Studium gibt und letztendlich auch motiviert, auf irgendeinem Weg etwas davon weiter- oder zurückgeben zu können. Wobei mir "weiter" besser gefällt als "zurück". Ich wünsche allen einen schönen Sommer, erfolgreiche Ernte und viel Freude bei Ihren Tätigkeiten. Danke.
Dies war der letzte Blogbeitrag von Sebastian Hagenbuch auf schweizerbauer.ch. Wir möchten Sebastian für die spannenden, informativen und teils provokativen Beiträge der vergangenen fünf Jahre herzlich danken. Er hatte auf schweizerbauer.ch eine treue Leserschaft. Wir wünschen Sebastian für die Zukunft alles Gute! red
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