Vom Büro raus auf's Feld - und nun doch wieder zurück in die Schulstube. Wie es Junglandwirt Sebastian Hagenbuch als Agronomiestudent ergeht, ist regelmässig in seinem Blog zu lesen - spannend verpackt und mit einem Augenzwinkern garniert.
Gut einen Monat ist es her, seit ich mich vom Lehrbetrieb der Familie Abbt in den fiktiven Sommer verabschiedet habe. Die freudig erwartete Freizeit war endlich da, brachte aber nebst vielen Möglichkeiten doch auch mancherlei Tücken mit sich. Plötzlich musste ich meinem Tag ohne Verpflichtung selbst eine Struktur geben und die Frage nach dem "Was" tagtäglich ohne Anleitung stellen und beantworten, während dieser Fall während der Lehre relativ klar war: Um 6 Uhr bekamen die Kühe ihr Fressen, um halb 8 war ich an der Reihe, und was dann folgte, lag in erster Linie in der Kompetenz des Lehrmeisters (was nicht heisst, dass mitdenken verboten war).
Insofern war diese Ferienzeit bestimmt eine gute Vorbereitung für das Agronomiestudium an der HAFL in Zollikofen, welches ich am Montag vergangener Woche begonnen habe. Zwar bringt ein FH-Studium etwas mehr Struktur mit als eines an der Universität. Und doch gilt es, sich vermehrt selbstständig zu organisieren - den Studienstundenplan, den WG-Haushalt, die Freizeit einplanen und auf dem elterlichen Betriebe möchte ich gerne auch regelmässig vorbeischauen.
Bis das alles eingespielt ist, steht mir wohl eine einigermassen stressige Zeit bevor - weder die Schule, noch die Wohnung, die Stadt (Biel), die Umgebung oder die Menschen sind mir hier vertraut - etwas gar viel neues für einen frisch gebackenen Landwirt. Doch mit jedem Tag, jedem Gespräch und jeder Fahrradrunde schafft man sich ein Stück Heimat und kommt an. Ich habe vor, mit dieser Freiheit bei Null zu beginnen, sie zu geniessen und etwas damit zu spielen. So muss ich auch eher aufpassen, nicht bereits nach zwei Studienwoche in zu viele Verpflichtungen - so verlockend sie auch sein mögen - hineinzurutschen. Ein Sportverein hier, ein Tanzkurs dort, Studiparties allenthalben, kleinere Jobangebote...
Vorerst versuche ich mir meine Spontanität zu bewahren und nur für Dinge zuzusagen, die ich auch wirklich will. Wie beispielsweise interessierte Menschen via Blog an den Geschehnissen des Agronomiestudiums teilhaben zu lassen. So muss ich nicht ständig allen alles erzählen, und generell schadet es zwischendurch nicht, in Ruhe hinzusitzen und etwas über seine Erlebnisse zu sinnieren und beim Schreiben die Gedanken zu ordnen.
Zudem gehe ich mit dem Blog im Hinterkopf anders durch die Welt - aufmerksamer, stets auf der Suche nach Geschichten, dem Besonderen, das sich so oft im Alltäglichen versteckt. Da bin ich in der Landwirtschaft zum Glück im richtigen Milieu gelandet und zuversichtlich, dass es aus Zollikofen Spannendes, Witziges, Absurdes, Schönes oder auch mal Skandalöses zu berichten gibt. Ich freue mich auf drei Jahre Studium, auf Horizonterweiterung, Eroberung einer neuen Heimat und Geschichten, die mich selbst inspirieren, dorthin zu gelangen, wo ich hin will.