Staphylococcus aureus wird von Kuh zu Kuh übertragen. Mithilfe neuer Methoden will das Tessin den gefürchteten Euterkeim nun ausrotten. Darin sieht Milchproduzent Marco Togni aus Airolo TI eine grosse Chance.
Marco Togni bewirtschaftet in Airolo TI einen Milchwirtschaftsbetrieb mit Alp und Käserei. Und er hat wie viele Tessiner Milchbauern ein Problem: Staphylococcus aureus und als dessen Folge hohe Zellzahlen. Der Euterkeim, speziell der Genotyp B, ist ansteckend. «Deshalb wird er auf unseren Gemeinschaftsalpen beim Melken von einer Kuh auf die andere übertragen», erklärt Togni. «Die Eutergesundheit der Kühe ist aber zentral, um eine gesunde Milch zu produzieren und daraus Qualitätskäse herzustellen.»
Tessin will handeln
Im Mai haben Agroscope und der Tessiner Beratungsdienst für Landwirtschaft die Tankmilch von 159 Tessiner Milchviehbetrieben untersucht. Bei knapp 30, in einigen Regionen sogar bei 40 Prozent der Kuhherden wurde Staphylococcus aureus nachgewiesen. Das ist deutlich mehr als in anderen Kantonen.
Nun will das Tessin handeln. Bis in drei Jahren sollen alle Betriebe frei von Staphylococcus aureus sein. Was vor einigen Jahren noch unmöglich schien, sollte nun machbar sein – dank eines neu entwickelten PCR-Verfahrens. «Damit können wir den Keim einfach und zweifelsfrei nachweisen», erklärt Hans Ulrich Graber von Agroscope. «Bisher wusste man nicht genau, welche Kühe tatsächlich infiziert sind. Das ist aber zentral für die Sanierung, die nach genauen Regeln ablaufen muss.» Der Kanton Tessin führe diesbezüglich ein Pilotprojekt durch, so Graber. «Dieses könnte man bei Erfolg auf die ganze Schweiz übertragen.»
Sicherer und natürlicher
Das möchte auch Togni: «Unser Ziel ist es, dass sämtliche Schweizer Milchviehbetriebe frei von Staphylococcus aureus sind.» Daraus würden sich viele Vorteile ergeben, zählt er auf: «Der Keim wird nicht mehr verschleppt. Der Antibiotikaverbrauch wird gesenkt und der Tierverkehr in der Schweiz und mit dem Ausland vereinfacht. Weiter fallen bei der Milchanalyse weniger Kosten an, die Alpmilch wird besser, die Rohmilchprodukte werden sicherer und natürlicher.»
Im letzten Punkt ortet Togni ein grosses Marketingpotenzial: «So können wir das Vertrauen der Konsumenten im In- und Ausland gewinnen, und Switzerland Cheese Marketing erhält zudem ein neues Verkaufsargument.»
Martin Spahr von Switzerland Cheese Marketing begrüsst die Bemühungen, Staphylococcus aureus auszurotten. Einwandfreie Milch sei die Grundlage für Qualitätskäse. Spahr kann sich durchaus vorstellen, dereinst mit der Staphylococcus-aureus-freien Milch zu werben. «Die Konsumenten in der Schweiz und im Ausland haben allerdings heute schon grösstes Vertrauen in den Schweizer Käse», relativiert er, «für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er aus besten Rohstoffen besteht.»