Die Migros Aare hat elf Produkte zur Wettbewerbsausschreibung freigegeben. Das sorgt für Unmut bei den Gemüsebauern.
Ihre erste Wintertagung sei es, erklärte die vor einem Jahr an die Spitze der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) gewählte Nationalrätin Nadja Pieren vor 160 Gemüseproduzenten in Ins.
Schweizer Gemüsegarten
Auf dem Programm standen zwei Vorträge. Die Auswirkungen der neuen Verordnungen 2014–2017 für die Gemüsebaubetriebe wurden durch Martin Keller vom Beratungsring Gemüse vorgestellt. André Lustenberger, Einkaufsleiter Agrar und Blumen der Genossenschaft Migros Aare, erklärte Ressourcen und Preispolitik der Migros. Das Seeland wird als Gemüsegarten der Schweiz benannt, zwischen Bieler-, Neuenburger- und Murtensee bauen die Gemüseproduzenten auf rund 2600 Hektaren das ganze Jahr über mehr als sechzig verschiedene Gemüsesorten an.
Fakt ist, die inländische Produktion vermag nicht einmal 60 Prozent des Bedarfs an Gemüse zu decken. Vor allem in den kälteren Jahreszeiten werden grosse Mengen Frischgemüse importiert. Der Referent Keller ging ausführlich auf die Entwicklung der Schweizer Agrarpolitik ein, auf die Direktzahlungen an die Produzenten und den damit verbundenen ökologischen Leistungsnachweis. «Die Betriebe haben mit dem vermehrten Aufwand und den dadurch entstehenden Kosten zu kämpfen», sagte er.
Sozialer Frieden
Die Eintretens- und Begrenzungskriterien wurden angehoben. Zum Beispiel die Versorgungssicherheitsbeiträge nach Flächen von 45 auf 60 Hektaren. Den Gemüseproduzenten steht auch eine geballte Ladung von ökologischen Vorschriften gegenüber. Dazu gehören die Anweisungen zur Bodenbedeckung während der Winterkultur, der verschärfte und überwachte Erosionsschutz ihrer Felder. Auch bei den Direktzahlungen kommen ständig neue Vorschriften dazu, die eingehalten werden müssen, ansonsten es keine Beiträge gibt.
André Lustenberger versuchte in seinen Ausführungen den leicht angeschlagenen sozialen Frieden zwischen Produzenten und Einkäufern herzustellen. Die Landwirte seien vor allem mit der jüngsten Preispolitik der Migros nicht zufrieden. Zum ersten Mal wurden elf Produkte Gemüse zur Wettbewerbsausschreibung freigegeben.
Lustenberger verteidigte die Massnahmen, es werde weiterhin auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den bisherigen Lieferanten Wert gelegt. Die Erwartungshaltung der Kunden sei gross, man wolle bis zum Ladenschluss alle Waren in bester Qualität zur Verfügung haben, und dies sei bei dem riesigen Warenkorb der Migros nicht so einfach.
Erste Priorität Region
In erster Priorität werde das Gemüse aus der Region bezogen, wenn dieses zu marktkonformen Preisen zur Verfügung stehe. In zweiter Priorität die Ware aus der übrigen Schweiz, und zuletzt komme die Ware aus dem Import. Die Preise entsprächen dem Markt und ergäben sich aus einer Mischrechnung aus dem gesamten Warenkorb. Die Differenz zwischen dem Einkaufspreis und dem Verkaufspreis sei nicht gleich Gewinn. Viele Faktoren beeinflussten die Nettomarge.
Kritische Anmerkungen aus der Versammlung blieben nicht aus, unter anderem wegen der Forderung, die Ware direkt auf dem Feld zu rüsten, was einen grösseren Maschinenaufwand und dadurch Bodenverdichtung nach sich ziehen würde. Trotz der nicht immer übereinstimmenden Meinungen stellt sich die Migros als Hauptsponsorin des dreitägigen Gemüsefestes vom 5. bis 7. September in Kerzers zur Verfügung.