Sie wollen keine Zwangsimpfungen und verlangen mehr Eigen-verantwortung, die Gegner des revidierten Tierseuchen- gesetzes. Daniel Trappitsch erklärt, weshalb das neue Gesetz die Freiheit der Bauern beschneidet
«Schweizer Bauer»: Sie führen das Initiativkomitee gegen das revidierte Tierseuchengesetz an. Verstehen Sie sich als Anwalt der Tierseuchen?
Daniel Trappitsch: Nein, überhaupt nicht. Unser Referendum hat nicht direkt mit den Tierseuchen zu tun. Es geht viel mehr um den Kampf gegen die Beschneidung der Freiheit und der Eigenverantwortung der Menschen. Ich selber bin Leiter des Netzwerks Impfentscheid, das unabhängig von der Pharmaindustrie über Impfungen aufklärt. Wir lehnen uns auch nicht gegen mehr Sicherheit auf. Vergleichen wir es mit dem Sicherheitsgurtenobligatorium. Das finden wir gut, schliesslich schützt der Gurt vor Verletzungen. Der Impfschutz hingegen ist fraglich.
Sie wehren sich vehement gegen das neue Tierseuchengesetz, das im Parlament ja unumstritten war. Was ist denn so schlecht am neuen Gesetz?
Wenn etwas unumstritten angenommen wird, heisst das nicht, dass auch alle wissentlich reagiert haben. Denn es führt zu einer Machtverlagerung hin zum Bundesamt für Veterinärwesen (BVet). Dem Tierhalter wird im Gegenzug jegliche Handlungskompetenz entzogen. Bei Zwangsmassnahmen kann er sich nicht einmal mehr zur Wehr setzen. Wir wollen, dass jeder selber entscheiden kann, ob er seine Tiere impfen oder sonstigen Massnahmen unterziehen lassen will oder nicht.
Es macht den Anschein, als ginge es immer noch um den Kampf gegen den Impfzwang gegen die Blauzungenkrankheit
Der Impfzwang bei der Blauzungenkrankheit hat die ganze Opposition ausgelöst. Und bei der Anerkennung von Impfschäden besteht ja deutlicher Handlungsbedarf. Das beweist etwa der Kanton Zürich. Dort werden jetzt endlich Schäden, die durch Impfungen entstehen, entschädigt. Wobei sich Impfschäden schwer beweisen lassen. Das BVet wird sie immer in Abrede stellen.
Sie kritisieren das BVet stark.
Das BVet liess trächtige Kühe gegen die Blauzungenkrankheit impfen, obschon der Impfstoff für trächtige Tiere nicht zugelassen ist. Dafür muss es die Verantwortung übernehmen.
Sind Sie nicht der Auffassung, dass man die Tiere vor Seuchen schützen muss?
Doch sicher, das bin ich. Zuerst muss aber der Beweis erbracht werden, dass Impfungen vor Seuchen schützen. Die Blauzungenkrankheit ist übrigens keine Seuche, wie auch die Besnoitiose nicht.
Die Landwirtschaft hat kein Interesse an Tierseuchen. Weshalb sollten die Bauern Ihr Referendum unterstützen?
Jeder Bauer, der die Blauzungenimpfung über seine Tiere ergehen lassen hat, weiss um die Problematik von Zwangsimpfungen. Will der Bauer seine Eigenverantwortung behalten und Entscheidungsfreiheit geniessen, dann muss er unser Referendum unterstützen. Jene Bauern, die sich nicht entmündigen lassen wollen, haben ein Interesse, dass das überarbeitete Tierseuchengesetz so nicht eingeführt wird.
Sie pochen auf Eigenverantwortung. Die Ausbreitung der Bienenseuche Sauerbrut und die illegalen Importe von Bienenvölkern etwa zeigen, dass nicht alle ihre Verantwortung wahrnehmen.
Im Prinzip kann man alles auf die Eigenverantwortung abwälzen. Leider ist dies im Moment schwierig, da viele obrigkeitsgläubig sind. Viele glauben den Göttern in Weiss, sprich den Ärzten und der Pharmaindustrie. Man muss aber wissen, dass die Bekämpfung von Krankheiten nur Symptombekämpfung ist. Werden die Tiere gut gehalten und ernährt, sind sie natürlich gesund, und werden sie nicht auf extreme Hochleistung getrimmt, brechen wesentlich weniger häufig Tierkrankheiten aus. Die Landwirtschaft muss zurück zu einer naturnahen Produktion und insbesondere Tierhaltung finden. Dies bedingt aber auch, dass die Konsumenten zu einem naturnahen Leben zurückfinden.
Das neue Gesetz trägt auch nicht landwirtschaftlichen Anliegen Rechnung. So etwa dem Verbot von Hausierhandel mit Hunden
Gegen diesen Punkt haben wir auch nichts einzuwenden. Für solche Anpassungen braucht es aber nicht eine umfassende Revision, da würden selektive Anpassungen ausreichen.
Das Referendum und ein allfälliger Abstimmungskampf kostet viel Geld. Wer finanziert das Komitee?
Wir haben keine grosse Partei im Rücken, aber viele kleinere Verbände und Einzelpersonen. Da wir erst letzte Woche die nötigen Unterschriften für ein Referendum eingereicht haben, sind wir jetzt natürlich voll daran, die Finanzierung zu planen. Dabei sind wir auf die Mithilfe aller mögliche Spender angewiesen.
Welche Chance geben Sie ihrem Kampf gegen das Tierseuchengesetz?
Unser Referendum hat bislang in den Medien noch nicht das erwartete Echo gefunden. Erlangen wir etwas mehr Medienpräsenz und gelingt uns ein sachlich/fachlicher, korrekter Abstimmungskampf, werden wir die Abstimmung gewinnen.
Zur Person
Der Naturheilpraktiker Daniel Trappitsch (47) lebt in Buchs SG. Er koordiniert das Referendum gegen das revidierte Tierseuchengesetz. Zusammen mit Helfern deponierte er letzte Woche 51216 Unterschriften beim Bund.