In den Niederlanden ist eine Bauern-Demo eskaliert. In der Provinz Groningen haben Landwirte ein Verwaltungsgebäude gestürmt. Sie nutzten dazu auch Traktoren. -> Videos
Die Bauern in den Niederlanden sind verärgert. Am Montag haben in acht Provinzen des Landes hunderte Landwirte demonstriert.
Mit Traktor Türe aufgebrochen
In Groningen eskalierte die Protestaktion. Mit einem Traktor haben die Bauern die Eingangstür zu einem Verwaltungsgebäude aufgebrochen. Anschliessend drangen sie in das Gebäude ein. Unter dem Einsatz von Schlagstöcken wurden die Eindringlinge von der Polizei wieder aus dem Gebäude «herausgeprügelt».
Die Landwirte sind verärgert über die Massnahmen zur Senkung des Stickstoffausstosses. Der Stickstoff-Ausstoss muss nach einem höchstrichterlichen Urteil drastisch gesenkt werden. Wegen des Überschreitens der zulässigen Werte wurden bereits 18’000 Bauprojekte im ganzen Land vorläufig stillgelegt.
Am Mittwoch grosse Demo angekündigt
Gemäss der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sorgt auch die Ankündigung der Regierung, landwirtschaftliche Flächen aufzukaufen, für Verunsicherung. Damit sollen die Viehbestände verkleinert werden. Für Mittwoch ist eine landesweite Protestaktion in Den Haag geplant.
Bereits Anfang Oktober gaben tausende Bauern gegen das negative Image der Landwirtschaft protestiert. Der Protest führte dazu, dass es auf den Strassen in Holland über 1000 Kilometer Stau gab.
Regierung will Viehbestand massiv verkleinern
Die Bauern demonstrierten in Den Haag gegen einschneidende Massnahmen im Bereich der Landwirtschaft. Die Agrarbranche wird aus Sicht der protestierenden Landwirte einseitig für Umweltprobleme wie den Klimawandel und den zu hohen Stickstoffausstoss verantwortlich gemacht. Den Landwirten geht es nach eigener Auskunft darum, nicht mehr als «Tierquäler und Umweltverschmutzer» wahrgenommen zu werden. «Wir haben ein Herz für unser Geschäft», skandierten die Bauern.
Hintergrund der Proteste ist ein Vorstoss der Regierungspartei D66. Der Viehbestand in den Niederlanden sollte nach den Vorstellungen der linksliberalen Partei um die Hälfte verringert werden. Wie der D66-Parlamentsabgeordnete Tjeerd de Groot am 9. September in Den Haag erklärte, könnten die Stickstoffemissionen durch die Abstockung der Hühnerherde um 50 Millionen Tiere und des Schweinebestandes um 6 Millionen Tiere drastisch verringert werden.
Bauern tragende Säule
Ausserdem würden dadurch Flächen für den Wohnungsbau frei. «In den Niederlanden gibt es keine Zukunft für die intensive Tierhaltung», prognostizierte De Groot. Die Bauernverbände waren über diese Aussagen verärgert. Sie warfen D66 vor, mit falschen Zahlen für die Stickstoffbelastung zu argumentieren. Nur 20 Prozent des Stickstoffs, der in Naturschutzgebieten lande, stamme aus der Landwirtschaft. Der niederländische Bauernverband (LTO) stellte klar, dass die Agrarbranche bereits viel für die Verbesserung der Nachhaltigkeit getan hätte.
Die Bauern heben zudem die Wichtigkeit ihres Sektors hervor. Laut dem niederländischen Bauernverband LTO waren die Exporte der 54'000 Betriebe und anderer landwirtschaftlicher Geschäfte im vergangenen Jahr 90,3 Milliarden Euro wert. Damit sind die Bauern eine wichtige Säule für die niederländische Wirtschaft.