Der Kantonsrat hat dem Kauf des ehemaligen Militärflugplatzes zugestimmt. Der Flugplatz soll renaturiert werden. Dagegen wehrt sich der Verein «Pro Flugplatz Kägiswil», der den Flugplatz erhalten will.
Die Flugplatzgeschichte von Kägiswil in einer Kurzversion: 1943 baut die Armee den Flugplatz in Kägiswil bei Sarnen im Kanton Obwalden. Ab 1956 starten und landen auf dem Militärflugplatz auch Segelflieger und Kleinflugzeuge ziviler Fluggruppen. 1995 zieht sich die Armee endgültig vom Flugbetrieb zurück. 2000 will der Kanton Obwalden den Flugplatz vom Bund kaufen, um Gewerbe und Industrie anzusiedeln.
Aufgrund des bäuerlichen Bodenrechts erheben zwei Bauern ebenfalls Anspruch auf Land. Peter Küchler, langjähriger Pächter, muss gegen den Kanton Obwalden prozessieren, um 2004 eine 1,4 Hektaren grosse Flugfeldparzelle kaufen zu können. 2005, Hochwasserkatastrophe in Obwalden: Sarnen steht meterhoch unter Wasser, die Sarneraa überflutet den Flugplatz Kägiswil. Der Flug-platz ist seither in der Gefahrenzone.
Flugplatz als Ersatzfläche
Die Piste (900x40 Meter), Rollwege, Holzhangar und fünf Unterstände gehören heute dem Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Die Regierung verhandelt mit der Armasuisse und beantragt im August 2012 einen Kredit von 1,8 Millionen Franken für den Kauf der Flugplatzes (900'000 Franken), Rückbau (820'000 Franken) und Handänderungskosten (80'000 Franken). Sechs Hektaren Landwirtschaftsland sollen damit gewonnen und als Ersatzfläche für die Renaturierung des Sarneraakanals den Bewirtschaftern zur Verfügung stehen. Die Regierung will mit diesem Kauf den Flugplatz Kägiswil schliessen.
Dagegen wehren sich die Flieger. Ruedi Waser, Präsident der Flugplatzgenossenschaft Kägiswil, macht mobil. Er wird vorstellig bei den Obwaldner Parteien und lanciert eine Petition für die Erhaltung des Flugplatzes Kägiswil. Am 13. September 2012 stimmt der Obwaldner Kantonsrat knapp, mit 23 zu 21 Stimmen, dem Kauf zu. Der Verein Pro Flugplatz Kägiswil ergreift dagegen das Referendum: 2755 Personen unterzeichnen, 100 Unterschriften wären nötig gewesen. Damit wird am 3. März 2013 über den Kauf des Flughafens abgestimmt.
Ein Teil der Piste soll Parkplatz werden
Seit Generationen bewirtschaften mehrere Bauern das Land im Flugplatz Kägiswil. Thomas Schrackmann: «Mein Grossvater und mein Vater waren hier, wir sind mit dem Flughafen verbunden und verstehen uns gut mit den Fliegern.» Eine Fläche von sechs Hektaren renaturieren und der Landwirtschaft wieder zurückgeben, wäre ein einmaliges Zeichen.
Das sei leider nicht der Fall: Die Regierung will einen Teil der Piste (1,2 Hektaren) als Parkplatz für Grossanlässe und Events erhalten. «Ein reduzierter Betrieb mit einer schmäleren und verkürzten Piste wäre für mich auch eine Lösung. Das wäre eine Win-win-Lösung für uns Bauern und die Flieger», so der Landwirt.
Thomas Schrackmann gibt weiter zu bedenken: «Das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer verlangt eine Verbreiterung der Sarneraa, damit geht Kulturland verloren.» Die Renaturierung des Flugplatzes bringe dafür Ersatz, aber es daure Jahre, bis er wieder vollwertiges Kulturland bewirtschaften könne.
Kanton: Chance für die Bauern
Wird das Referendum vom Volk abgelehnt, muss der Flugbetrieb auf Mitte 2016 eingestellt werden. Wird das Referendum angenommen, ist der Flugbetrieb noch nicht gesichert. Um den Flugbetrieb unbeschränkt weiterführen zu können, ist laut Regierung zwingend eine Anpassung des Sachplans notwendig und damit aufwendige Verfahren auf Bundes-, Kantons-, und Gemeindeebene.
Für Niklaus Bleiker, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Obwalden, ist die Renaturierung des Flugplatzes Kägiswil eine Chance für die Bauern: «Die Bauern verlieren viel Land durch die Renaturierung der Sarneraa. Wir bieten ihnen darum sechs Hektaren Realersatz in unmittelbarer Nähe. Das hat die Regierung höher gewichtet als das Hobby einzelner Piloten.»
Fehlendes Vertrauen
350 Piloten sind Mitglieder in drei Aviatik-Vereinen, der Segelfluggruppe OW, der Fallschirmgruppe Titlis und der Motorfluggruppe Sarnen-Kägiswil. Der Flugplatz Kägiswil ist eine der wenigen Ausbildungsstätten für den fliegerischen Nachwuchs. Viele Berufspiloten haben hier ihre Grundausbildung erworben.
Ruedi Waser, Präsident der Fluplatzgenossenschaft Kägiswil (FGOW) und umtriebiger Sprecher und Organisator des Vereins Pro Flugplatz Kägiswil: «Von der Regierung sind wir enttäuscht, weil wir nie zu einer Vernehmlassung eingeladen wurden. Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen mit den Bauern. Wir wollen den Flugplatz als kostengünstige und nützliche Infrastruktur unbedingt erhalten. Viele Junge lernen bei uns Fliegen oder Fallschirmspringen.»
Grüne Oasen
Flugplätze sind grüne Oasen in der dicht bebauten Schweiz. Das flache und wertvolle Kulturland ist für viele Bauernbetriebe Existenzgrundlage. Dank den Armeeflugplätzen ist heute flaches Kulturland nicht überbaut. In Dübendorf, in Turtmann oder in Mollis soll das Gelände ehemaliger Militärflugplätze als wertvoller Naherholungsraum dauerhaft gesichert werden. «Nur wenn die Flugpiste bleibt, haben wir eine Garantie, dass das Land nicht überbaut wird. Sonst wissen wir nicht, was passiert, wenn der Richtplan angepasst wird», sagt Ruedi Waser.