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Bauern wegen Wanze alarmiert

Die aus Asien eingeschleppte marmorierte Baumwanze führt in Obstplantagen zu massiven Schäden. Der Obstverband spricht gar von einem «nationalen Problem». Das auch als Stinkkäfer bekannte Insekt lässt sich derzeit nicht bekämpfen.

 

 

Die aus Asien eingeschleppte marmorierte Baumwanze führt in Obstplantagen zu massiven Schäden. Der Obstverband spricht gar von einem «nationalen Problem». Das auch als Stinkkäfer bekannte Insekt lässt sich derzeit nicht bekämpfen.

Den Obstbauern droht Ungemach. Schuld daran ist die marmorierte Baumwanze. Die 12 bis 17 Millimeter lange Wanzenart wurde aus Asien in die Schweiz eingeschleppt. Die Art ist natürlich verbreitet im Osten Asiens. Nachweise liegen hier vor aus Ostchina, Japan, Korea und der Insel Taiwan vor.

Früchte deformiert

Die Baumwanze schädigt die Kulturen vor allem durch das Besaugen von Früchten und Fruchtanlagen, darunter Pfirsich, Apfel, Birnen, Haselnuss, Weinrebe, aber auch Mais, Sojabohne, Tomate, Paprika und Aubergine. Durch den Saugvorgang werden die Früchte deformiert, verfärben sich und sind unansehnlich.

Für die Bauern hat dies finanzielle Einbussen zur Folge. Seit dem letzten Jahr wird schweizweit ein Monitoring zum Vorkommen der Asiatischen Baumwanzen durchgeführt. Im Kanton Luzern wird diese Baumwanze in Oberkirch und Buchrain, im Kanton Zug in Hünenberg und Cham überwacht, teilt der Schweizer Obstverband (SOV) mit. Auch im Kanton Zürich wurden Schäden nachgewiesen. 

 

Die marmorierte Baumwanze ist für den Obst- sowie den Gemüsebau gefährlich. Im Obstbau befällt sie Pfirsiche, Nektarinen und Birnen. Die Wanzen saugen an den Früchten, die mehr oder weniger starke Deformationen ausprägen. Obwohl Einstiche kurz vor der Ernte nicht mehr zu wahrnehmbaren Dellen an den Früchten führen, sind sie ein grosses Problem, weil sie als Eintrittspforte für Krankheitserreger dienen und die Früchte in der Folge am Lager zu faulen beginnen.

 

Schäden in einem Jahr verdoppelt

Die Schäden durch die Wanze werden immer grösser. Sie haben sich im Vergleich zu 2018 verdoppelt. Bereits gibt es Ernteausfälle von bis zu 20 Prozent. «Das Ausmass der Schäden erfordert schnelle Lösungen, um die einheimische Obstproduktion zu unterstützen. Besonders betroffen sind die Birnenkulturen angrenzend zu Häusern, Scheunen oder zu Siedlungsgebieten», schreibt der SOV.

Die Task Force Pflanzenschutz des Schweizer Obstverbandes und die Arbeitsgemeinschaft Zentralschweizer Obstproduzenten trafen sich am Mittwoch mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) und dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zur Lösungsfindung. Die Teilnehmer erkannten dringenden Handlungsbedarf, um Kulturen und Gewässer zu schützen. Bei einem weiteren Treffen im Oktober 2019 wird die gemeinsame Strategie festgelegt, damit Ressourcen für die Problemlösung beantragt werden können.

Keine Insektizide

Dies dürfte aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Derzeit sind keine zugelassenen Insektizide zur Bekämpfung der marmorierten Baumwanze vorhanden. Gemäss SOV ist eine chemische Bekämpfung sehr schwierig, da die ausgewachsenen Tiere bereits im April aus dem Winterquartier (Häusern) in die Kulturen einwandern.

Der Verband spricht von einem nationalen Problem. Dies wird bestätigt. «Die Wanze hat sich in den vergangenen Jahren über die ganze Schweiz ausgebreitet Markus Hunkeler, zuständig für Spezialkulturen und Pflanzenschutz in den Kantonen Luzern und Zug. Betroffen seien vor allem Anlagen angrenzend an urbane Gebiete. Besonders betroffen sind die Birnenkulturen angrenzend zu Häusern, Scheunen oder zu Siedlungsgebieten.

Nützling erst in 4 Jahren

«Derzeit gibt es keine Lösungsansätze. Es gibt Nützlinge, die die Wanze bekämpfen. Ein möglicher Gegenspieler der Wanzen könnte die ursprünglich aus Asien stammende Samurai-Wespe sein. Die Wespenlarve frisst die Wanzeneier. Somit könnte die Ausbreitung der Wanzen gestoppt werden. Nun müsste man die Wespe rasch vermehren. «Aber wir dürfen diese Nützlinge nicht einfach aussetzen, sondern das braucht ein Bewilligungsverfahren wie bei einem Pflanzenschutzmittel», erklärt Hunkeler. 

Bis dies soweit ist, müssen zuerst Versuche von Agroscope und kantonalen Stellen durchgeführt werden. «Anhand dieser Versuche wird der Nützling vom Bundesamt für Landwirtschaft bewilligt oder nicht», fährt Hunkeler fort.  Er rechnet damit, dass in 3 bis 4 Jahren eine Bewilligung vorliegen könnte. 

Einnetzung sehr teuer und aufwändig

Eine Lösung wäre eine Einnetzung. «Diese ist aber viel anspruchsvoller als bei der Kirschessigfliege», sagt Hunkeler. Da aber die Einwanderung bereits anfangs April stattfindet, ist dieser Lösungsansatz mit sehr viel Risiko (Schnee) sowie mit zusätzlichen hohen Investitionen verbunden. «Man müsste man alles verschliessen können und die Netze mit Reissverschlüssen und Seitennetzen ausstatten», fährt er fort.

Die Wanzen suchen sich zur Winterzeit Unterschlupf in Wohngebäuden. Werden sie zerdrückt, sondern die Insekten ein übelriechendes Sekret ab. Deshalb werden sie auch Stinkwanzen und Stinkkäfer genannt.

Produktion gefährdet

Deutliche Worte sprechen die Bauern. «Wenn das so weitergeht, können wir die Birnenproduktion hier vergessen», macht Landwirt Sepp Burri aus Hünenberg ZG klar. Derzeit ist die Familie mit der Ernte beschäftigt. «Es gibt viel deformierte Früchte. Dies führt zu Mehraufwand, weil wir jede Birne kontrollieren müssen. Bei uns kommt die marmorierte Baumwanze vor allem in den Birnenplantagen vor. Aber auch Äpfel, Kirschen, Beeren, Tomaten und Peperoni sind betroffen», fährt er fort.

Wenn die deformierten Früchte aufgeschnitten werden, sind sie innen braun und steinhart. Viele Möglichkeiten gibt es für die Verwertung nicht mehr. «Ein Teil kann man zu Most verarbeiten. Der grösste Teil müssen wir aber in einer Biogasanlage entsorgen», erklärt Burri. 

20% Ertragsausfall

Das Einnetzen der Kulturen kommt für den Bauern aus Hünenberg nicht in Frage. «Das ist so teuer, das würde sich nicht lohnen», hält er fest. Die Wanze ist noch nicht lange auf dem Betrieb der Familie Burri. Erste Tiere wurde 2017 gesichtet, 2018 hat sich die Anzahl massiv vergrössert. Er rechnet mit einem Ertragsausfall von 10 bis 20 Prozent. «Dieser nimmt aber jedes Jahr zu. Wenn die Schäden aber laufend zunehmen, können wir die Produktion vergessen», macht er unmissverständlich klar. 

Er fordert im Namen der Bauern, dass die Behörden möglichst rasch Lösungen erarbeiten. «Das muss nun möglich rasch gehen», macht er deutlich. Durch die rasche Vermehrung und die fehlenden Bekämpfungsmassnahmen dürften sich die Schäden in den kommenden Jahren aber weiter erhöhen. 

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